Allen Besuchern ein freundliches Moin



Mein Dank geht besonders an die Angehörigen meines Organspenders, die vielleicht auch Freude empfänden wüssten sie von meinen Aktionen. Mein Camino soll allen Menschen zeigen, dass das Leben nach einer Transplantation neu beginnt.

Meinen bisherigen Weg (Camino) bin ich als Botschafter der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) gegangen. Damit sollen vielfältige Unsicherheiten den Menschen Hilfen und Erklätungen geben und Kranken neuen Lebensmut vermitteln.

Nach fast sieben Jahren Wegstrecke (mit einer neuen Lunge) beginnt dieser Weg noch einmal, denn ich stehe wieder auf der Warteliste für ein neues Orgen. Dieses Mal benötige ich eine Niere, da die vielen Medikamenten meine Nieren (leider unvermeidlich) zerstört haben.

Darum meine Bitte: Helft mit, ein existenzielles Problem für viele Schwerkranke in Deutschland zu lindern. Unterstützt und helft den Menschen, vermittelt ihnen neuen Lebensmut. Tragt (wie mein Blog) dazu bei, dass es mehr Organspender gibt und weniger Menschen auf den Wartelisten sterben müssen. Zeigt Verantwortung, entwickelt Mitgefühl und stelle Fragen - an Patienten, an Angehörige, an Ärzte, an Kliniken, an die DSO, an die Politik. Seid einfach engagiert!

Dieser Blog findet heute, am 06. September 2014, seinen letzten Eintrag und endet damit. Damit endet allerdings noch nicht meine Geschichte, denn diese geht in einem weiteren, anderen Blog weiter. In diesem Blog, den ihr hier mit laufenden Text, noch kennenlernen und finden werdet, stelle ich meine weiteren Planungen dar. Bis dahin wünsche ich allen meinen Lesern - neben einem herzlichen Dank für die bisherige lange treue Lesefreundschaft - alles erdenklich Gute und weiterhin viel Spannung und Freude am neuen Blog, der sich mit dem Thema "Unsere Weltreise, neue Entdeckungen und komplexe Planungen" beschäftigen wird.

Dafür vielen Dank, viel Freude, gute Unterhaltung und immer gute Gesundheit wünscht euch

Lothar Rücker

Barsinghausen, im Aug. 2008 / Apr. 2009 / Dez. 2009 / Sept. 2012 / Juli 2014


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31. Aug. 2008

Gestern war ich noch einmal auf dem Stadtfest in Barsinghausen 2008, das eines der größten in Niedersachsen überhaupt ist und landesweit auch in den Medien erwähnt und bebildert ist. Das Fest verlief friedlich, schön und ohne Krawalle usw. (soweit bekannt). Als sehr gut empfand ich eine Aktion der Polizei, die an allen Ständen in der ganzen Stadt Hinweise und Info-Blätter mit dem Eyecatcher "Keine Kurzen für Kurze" anbrachte. Diese Aktion wird bundesweit seit bereits 11 Jahren angeboten.

Aus aktuellem Grund möchte ich für interessierte Mitwanderer noch folgendes ergänzen. Es ist natürlich in eurer alleinigen Verantwortung, wenn ihr mitwandern möchtet. Dazu empfehle ich in jedem Fall eine ausgewogene Wanderausrüstung, mindestens aber vernünftige Wanderschuhe und wetterfeste Kleidung. Im Mittel ist mein Camino mit 25 bis 30 Km am Tag kalkuliert. Ihr müsst nicht die ganze Distanz mitlaufen, sondern könnt natürlich auch zu jedem belieben Punkt einsteigen oder aufhören. Doch einige Spielregeln gelten natürlich immer:
  • Menschen mit Einschränkungen durch Behinderung oder Krankheit können natürlich gerne mitwandern, sollten aber für eigene Betreuung, Abholung usw. Sorge tragen.
  • Eine Versorgung von Verletzungen bei Mitwanderern ist nur im Notfall möglich.
  • Bei Kraft- und Leistungseinschränkungen unterwegs empfehle ich einen sofortigen Abbruch der Wanderung.
  • Mitwandern geschieht also immer auf eigene Verantwortung und eigene Kosten.
Wenn Du diese Spielregeln beachtest, wirst Du Freude am Wandern haben, unterwegs sicher auch viele Menschen sehen, interessante Diskussionen abseits des Alltagsstresses führen und bei allem nach und nach eine Steigerung Deines gesundheitlichen Befindens bemerken. Zusätzlich bin ich gerne Gesprächspartner für Dich in allen Fragen der Transplantationsmedizin und der Organspende. Aus eigenen Erfahrungen kann ich Dir zusätzlich manchen Tipp und einige Infos zu Labormedizin, Nierenerkrankungen und Diabetes geben.

Also, was hindert Dich daran, Dein persönliches Wohlbefinden zu steigern? Mache Dich einfach auf den Weg und gehe den ersten Schritt. Auch die längste Wanderung beginnt damit. Du musst nur wollen und es kostet Dich nichts. Ich freue mich auf Dich. Damit euch allen einen schönen Sonntag und Buen Camino wünscht Lothar

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Noch 13 Tage bis zum Start

30. Aug. 2008

Regelmäßige Pflicht - Zusammenstellung aller benötigten Medikamente. Meistens am frühen Morgen (wie hier). Derzeit sind es bei mir noch 19 Präparate in unterschiedlichen Formen (Tabletten, Kapseln und Injektionen). Das wird natürlich dauerhaft, also auch auf dem Camino der Fall sein. Einziger Unterschied: die Rationen werde ich nicht im Blister mitnehmen, sondern in Dispensern.

Damit möchte ich euch auch den so genannten "Asthma-Monitor" oder die "Heimlunge" (offiziell auch "AM1" genannt) vorstellen. Jeder Mensch mit Erkrankungen der Atemwege kennt dieses Gerät und muss es täglich benutzen (oder sollte es). Die wenigsten jedoch wissen um die Leistungsmerkmale dieses kleinen Gerätes. Dieses kleine Gerät misst täglich und ortsunabhängig die Funktionalität meiner Lunge und zeigt mir mit den Werten exakt an, in welcher Qualität mein Organ arbeitet. Sobald es Einbrüche oder Leistungsverluste gibt erkenne ich das über die Skalierung der jeweiligen Lungenwerte. Das ist einer der für mich wichtigsten Reisebegleiter ... :-)

Nun nochmals zum Auftakt in Glückstadt, der ja am 12. September 2008 sein wird. Der Tagesablauf ist festgelegt und jeder kann entsprechend seinem Interesse gern daran teilnehmen oder mit uns reden, Fragen stellen usw. An diesem Tag (einem Freitag) werde ich früh ab 08:30 Uhr reisefertig auf dem Marktplatz in Glückstadt sein, also genau in dem Outfit, in dem ich dann am nächsten Tag auf die Reise gehe. Mein Aufenthaltsbereich wird rund um den Marktplatz sein (an diesem Tag ist ja Markt in der Stadt) und bis 10:30 Uhr bin ich für alle Besucher direkt ansprechbar. Ab 11:00 Uhr habe ich dann einen Termin mit Bürgermeister Gerhard Blasberg, an dem sich ein Pressetermin im Rathaus anschließen wird. Ab cirka 15:00 Uhr sind wir dann wieder auf dem Marktplatz unterwegs und wieder ansprechbar für die Bevölkerung.

Am Folgetag, dem Sonnabend, können uns interessierte Bürger gerne gemeinsam mit dem Bürgermeister zur Elbefähre begleiten. Dort findet dann die offizielle Verabschiedung statt. Mit dem Ablegen der Fähre in Richtung Wischhafen bin ich dann auf meinem Camino unterwegs. Noch eine Information: wer mag kann natürlich gerne ein Stück, eine Etappe oder auch mehr mitlaufen. Dazu braucht es lediglich eine kurze Mail an mich mit Deinem Namen und der mobilen Telefonnummer. Die Etappen des ersten Teilstückes findest Du noch einmal hier. Du hast noch die Gelegenheit, als erster Gastteilnehmer auf meinem Camino dabei zu sein. Ich freue mich auf Dich. Damit euch allen einen schönen Sonntag und Buen Camino wünscht Lothar

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Noch 14 Tage bis zum Start

29. Aug. 2008

Ein spannender Tag war das heute. Transplantatkontrolle in der MHH mit einem Kamerateam - kommt auch nicht so oft vor. Aber das RTL-Team war schon sehr einfühlsam und behutsam; auch den anderen Patienten gegenüber. Es war für mich schon schön und angenehm, die beiden Oberärzte gleichzeitig zu sehen. Ausserdem kenne ich beide (Dr. Gottlieb und Dr. Eschenbroich) sehr gut; sie haben mich mit ihren Teams aus ein paar krisenhaften Entwicklungen bekommen. Auch die Redakteurin stellte die Frage, wie ich mich bei einem ungünstigen Verlauf der ganzen Untersuchungen verhalten und entscheiden würde. Meine Antwort war jedoch eindeutig und klar pro Camino, denn ich weiß (a) um meinen generellen Gesundheitszustand wohl besser als die meisten anderen Menschen Bescheid. Dieses Wissen wird (b) durch regelmäßige Kontrollen vieler Laborwerte gestützt und (c) habe ich eine sehr stabile Lungenfunktion, wobei die so genannten kleinen Flüsse bei der Lungenfunktion sehr wichtig und signifikant sind. Da aber auch (d) der so genannte FEV1 - Wert sehr konstant läuft ist eine hohe Sicherheit für ein gutes und stabiles Funktionieren des Organs gegeben.

Also, klare Aussage meiner Mediziner: gesundheitlich, konditionell und lungenfunktionell steht meiner Wanderung nichts entgegen (sorgfältig im Film dokumentiert durch das RTL-Team). Übrigens, der Sendetermin ist voraussichtlich am Montag im Rahmen des Regionalprogramms von RTL. Allerdings erhalte ich von der Redakteurin noch eine telefonische Information über den genauen Sendezeitpunkt. Den werde ich hier auch veröffentlichen, soweit noch genügend Zeit vorhanden ist. Wer allerdings die Sendung verpassen sollte, kann sie dann immer noch über unsere Website www.transplantations-portal.de sehen, denn dort wird sie dauerhaft eingelinkt werden.

Aber ich glaube, dass alle froh und zufrieden sind mit diesem Ergebnis. Ein wenig hatte ich das Gefühl, das die MHH nicht unzufrieden ist über einen ihrer Patienten, der ein solches Projekt in Angriff nimmt und dabei auch als Botschafter der DSO unterwegs sein wird. Damit will ich den (mittlerweile doch recht langen) Tag schliessen. Euch allen da draussen ein freundliches Hallo, einen ebenso schönen Tag und Buen Camino wünscht Lothar



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Noch 15 Tage bis zum Start

28. Aug. 2008

Ein abwechslungsreicher Tag heute: viele privat zu erledigende Dinge am Vormittag, mittags die Information über den Tod eines Lungentransplantierten und am Nachmittag die Aufnahmen mit RTL Das private vom Vormittag will ich mal ausklammern. Mittags die Info über den Tod eines guten Bekannten, der als Lungentransplantierter im Rat der Stadt Hannover saß. Thorsten ist nach einem schweren Schlaganfall kurz nach seiner Re-Transplantation in der MHH verstorben.

Ein gutes Gespräch mit Gerhard Blasberg, dem Bürgermeister von Glückstadt, rundete diesen Vormittag ab. Darin haben wir das Programm für den 12. September zum Auftakt in den Details festgelegt. Danach war der Tag ab dem frühen Nachmittag für die Aufnahmen mit RTL - Nord geblockt. Zugegeben, es war schon locker und auch lustig. Doch manche Passagen waren auch intensiv - jedenfalls dann, wenn es ans Eingemachte ging. So eine Transplantation ist nun mal nicht so einfach wegzustecken und manchmal fällt es auch nicht so leicht, darüber zu sprechen. Auch ich bin von dieser emotionalen Achterbahn bis heute noch nicht herunter.

Dann will ich mal sehen, was morgen in der Tx-Ambulanz sein wird. Das übliche Programm - und welches Resultat erwartet mich? Ist alles in Ordnung? Oder gibt es Probleme? Keine Ahnung, ich fühle mich gut. Mein FEV1 ist auch schon monatelang in Ordnung. Rein subjektiv von meinem Empfinden her denke ich, dass es glatt gehen sollte. Und trotzdem: es bleiben ja doch immer ein paar Fragezeichen. Gibt es am Ende eine Bronchoskopie? Wer weiss? Einfach abwarten bis morgen. Dann bin ich schlauer. Und dann kann ich euch auch mehr erzählen.

Bis dahin viele Grüße an euch da draussen und Buen Camino wünscht Lothar



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Noch 16 Tage bis zum Start

27. Aug. 2008

Ein Tag voller Abwechslungen, aber ohne Überraschungen. Das Gespräch mit dem Reporter aus dem HAZ-Verlag in Hannover (Calenberger Zeitung) war sehr ausführlich und gut. Allerdings war er (der Reporter) ein überrascht über ein solches Projekt eines Lungentransplantierten. Eine seiner Fragen (die übrigens viele Menschen an mich richten) war, ob ich nicht einfach mein neu geschenktes Leben friedlich geniessen könne. Da möchte ich gerne meinen Transplanteur Dr. André Simon zitieren der sagt: ich habe Dich transplantiert, damit Du lebst. Punkt. Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen!


Dennoch weiss jeder Transplantierte, dass Spielregeln einzuhalten sind. Eine gute Übersicht gibt eine Seite der BZgA und der DTG, die ihr hier aufrufen könnt. Im Rahmen dieser Regeln kann jeder Organtransplantierte sein Leben gestalten. Beispielsweise - wie ich - auch wandern. Viel kritischer war dagegen meine Situation nach einer Rhabdomyolyse. Dennoch: auch diese (letzte) Krise, die mich vor rund fünf Monaten in den Rollstuhl brachte, habe ich durch wochenlanges eisernes Training und durch die Hilfe und Unterstützung meiner Frau auch gemeistert. So ganz "nebenbei" habe ich durch das Wandern meinen Diabetes (entstanden durch die Medikamente) von wahnsinnigen Höhen (Blutzucker über 600) wieder in normale Bereiche (zwischen 80 und 120) senken können.

Alles Dinge, die mich wieder richtig fit haben werden lassen. Aber auch alles Themen, die für jeden anderen Menschen mit krankheitsbedingten Einschränkungen wichtig zu wissen sind, denn mein Weg (als individuelles Beispiel) kann ein Weg für jeden anderen oder behinderten Menschen sein. Es muss nur jeder Betroffene beginnen, seinen individuellen Weg zu gehen. Nicht mehr. In erster Linie kommt es also nur auf Dich an. Auf Deinen Willen und Dein Ziel, wieder fit und gesund zu leben. Nur darauf. Unabhängig von Deinen Lebensjahren. Und das zu zeigen ist eines der Ziele meines Jakobsweges.

Mit diesen Aussagen kann mich jeder persönlich beim Wort nehmen. Deshalb lade ich alle diese Menschen ein, ein Stück mit mir zu wandern. Einfach zum Testen, wie Dein Bewegungsapparat funktioniert und wie Dein Körper reagiert. Versuche es einfach mal, denn den ersten Schritt musst Du schon selber machen. Damit viele Grüße an euch alle und gebt eurem Herzen einfach einen Stoß. Eine Mail an mich reicht dafür - ich freue mich auf jeden. Buen Camino wünscht Lothar


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Noch 17 Tage bis zum Start

26. Aug. 2008

Nun ist auch der neue Rucksack eingeweiht. Fix und fertig gepackt, mit allem Drum und Dran, hat er mir (und ich dem Rucksack) seine Alltagstauglichkeit beweisen müssen. Um mal Klartext zu reden, es war gewöhnungsbedürftig. Jedenfalls im ersten Moment, der rund 2 Km bergauf dauerte. Immer wieder anhalten, Rucksack absetzen, die Einstellungen ändern, wieder aufschultern und so weiter. Manchmal hatte ich schon etwas das Gefühl, der Rucksack trägt mich und will "mich mal ausprobieren ...". Letztlich haben wir (der Rucksack und ich) uns doch schon aneinander gewöhnt und sind dann auch ganz gut miteinander zurecht gekommen. Auf jeden Fall sind wir ohne Knochenbrüche oder Muskelkollaps durch den Deister gekommen.

Aber es hat sich noch etwas geändert. Ab sofort werde ich euch täglich mit aktuellen Sprüchen "malträtieren". Um diese tagaktuellen Sprüche aufzurufen braucht ihr nur auf das (oben stehende) Datum zu klicken und schon gibt es für das aktuelle Datum eine typische Bauernweisheit.

Aber auch den fertig gepackten Rucksack in der Endversion will ich euch nicht vorenthalten. Die meisten von euch werden ihn ja in dieser Form nicht persönlichen sehen können. Daher könnt ihr einen Blick auf ein Foto meines mobilen Kleiderschranks werfen. Bei dieser Gelegenheit will ich auch gleich mal meinen Mitwanderer Wolfgang Veit vorstellen. Wolfgang kommt aus Marne in Schleswig-Holstein, ist wie ich verheiratet und eigentlich der am nördlichsten wohnende Pfälzer.

Wolfgang ist wie ich auch lungentransplantiert. Unsere Ehefrauen, Monika Veit und Ewa Rücker, haben beide eines in jedem Fall gemeinsam: sie haben mit ihren Ehemännern viel Stress und Hektik, tausend Ängste und noch mehr Sorgen durch die Krankheiten und Transplantation ihrer Partner erleben müssen. Und damit ein anderes Thema, denn Bilder von Monika und Ewa gibts später noch in diesem Blog.

Morgen wird es ziemlich stressig und hektisch werden. Erst geht es wieder zum Einkaufen. Danach kommt ein Pressevertreter zu Besuch und möchte auch etwas über unseren Camino und unser Umfeld erfahren. Doch eins vorweg: zwar werde ich meistens sagen, wenn wir irgendwo einen Pressetermin haben; doch die Berichte in TV und Printmedien werden wir nicht noch extra im Internet suchen, um sie hier einzustellen. Grund: jeder, der diesen Blog liest, kann das auch selbst machen und letztlich sind wir in erster Linie auf unserem Camino unterwegs, nicht wahr ... :-)

Und damit wünsche ich euch allen da draussen einen wunderschönen, vielleicht sogar sonnigen Tag. Viele Grüße und Buen Camino von Lothar

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Noch 18 Tage bis zum Start

25. Aug 2008

An diesem Montag habe ich die endgültige Version meines Rucksacks (von der Packliste her) endlich gepackt. Es fehlt noch das Notebook, um von unterwegs immer die tägliche Fortsetzung meines Blogs zu schreiben. Doch das kommt noch, denn ausgeguckt habe ich schon eines und die 920 Gramm Gewicht habe ich bereits in meiner Packliste berücksichtigt. Noch ein paar Dinge wie kleine leere Behältnisse für Rei, Feuchtigkeitscreme und ähnliches müssen gekauft werden, um damit den Jack Wolfskin Waschsalon kontrolliert zu füllen.

Nun ja, 13 Kg sind nicht wenig, aber auch noch nicht übermässig viel. Jedenfalls komme ich mit diesem Gewicht gut zurecht. Außerdem sind ja auf der Packliste einige Dinge, die ich trage, die also nicht zu tragendes Gepäck sind. Die angesprochenen "kleinen Behältnisse" habe ich auch erhalten - gratis sogar. Quasi als Good Will einer Parfümerie am Ort. Dafür waren sie auch sehr interessiert an meinem Camino. "So etwas hätten sie ja noch nie gehört" und "wie entzückend und aufregend" das ja alles sei. Am besten waren jedoch einige Kundinnen (oder Freundinnen - keine Ahnung), die von den Risiken einer solchen Wanderung berichteten (und doch noch nie ihren Fuß vor das Ortsschild gesetzt haben).

Doch ich will nicht undankbar sein, nur manchmal "beißt" mich in solchen Situationen ein wenig die Ironie, auch wenn die in Wikibooks genannten Risiken und Gefahren natürlich bestehen. Für mich sind konkrete Gefahren nur die Sonne, die bei zu starker Wirkung auf die Haut bei mir Hautkrebs entstehen lassen kann. Das ist eine Folge der gesamten Medikation, die nach einer Lungentransplantation genommen werden müssen. Und natürlich der Mensch mit seinem häufig nicht vorhersehbaren (und damit unkalkulierbaren) Verhalten. Da kann ich mir allerdings viele Gefahren und Risiken vorstellen.

Nun werde ich aber endlich meine Siebensachen packen und dann mit jetzt voller Ausrüstung und mit den neuen Schuhen von LOWA eine Runde drehen. Mehr darüber gibt es dann morgen im nächsten Tagesblog. Schönen Tag euch allen und Buen Camino wünscht Lothar


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Noch 19 Tage bis zum Start

24. Aug. 2008

Endlich wieder ein ruhiger Tag, dieser Sonntag: die wichtigen Dinge sind erledigt, die Olympiade ist auch vorbei. Wobei die Meinungen zur Olympiade in Peking ja doch stark auseinander gehen. Jaques Rogge, der IOC-Chef, glänzte nochmals im Licht der Scheinwerfer, während er bei der laufenden Olympiade kaum gesehen wurde und noch weniger Statements von sich gab, die dann meist auch noch inhaltsleer waren. Ganz anders (oder doch nicht so viel?) Thomas Bach, einer der Vize-Chefs, der zumindest von einem Dopingfall sprechen konnte, es jedoch vermied, auch Roß und Reiter, sprich: Namen und Fakten, zu nennen. Auch eine Art sich zu blamieren und den medialen Offenbarungseid zu leisten. Auch Michael Gros, deutscher Olympiarecke vergangener Jahre, äußert sich in einem Interview sehr kritisch.


Trotzdem: es waren wunderschöne Spiele in Beijing und anderenorts. Manchmal bekam die zur Schau gestellte Fassade zwar unschöne Flecken, denn es gab einfach zuviel "polierte Flächen" in China zu sehen und auch das Lächeln der (chinesischen) Gewinner war oft so maskenhaft, dass man (auch unter Vermeidung von übler Nachrede) Doping der Gesichtsmuskulatur vermuten möchte. Aber einfach und im Klartext gesprochen: China ist natürlich auch ein Land, das seinen Weg in die Zukunft begonnen hat und wer das Land kennt, weiss das auch.


Auch im weltweiten Medienspiegel - die deutsche FAZ mag ein gutes Beispiel für eine sachliche Berichterstattung und Kommentierung geben - heisst es meistenteils: politische Spiele, Zauber für Sportler verloren, Verneigung vor dem Kommunismus und mehr. Die Olympiasiegerin im Mountainbiking brachte es auf den Punkt: es sind zu viele "polierte Flächen", die Glanz überall verstrahlen sollen, doch im Land, bei den Menschen, nicht in den Städten, sondern in den Dörfern, da "tobt das Chaos". Chaos, das niemand sieht (oder nicht sehen will). Dafür freut sich die Industrie über ihren (erfolgreichen) Megaevent Olympia, neue und gewachsene Märkte und viele weitere Geldberge.

Nach diesem kleinen Ausflug in die große Welt der politisierten und auf hochglanz polierten Sportwirtschaft sollten wir wieder zu normalen Themen kommen, die für viele Menschen ein überlebenswichtig sind. Damit wünsche ich euch allen Frieden und Zufriedenheit ohne Protz und Gigantomanie. Buen Camino von Lothar


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Noch 20 Tage bis zum Start

23. Aug. 2008

Ist schon ein schönes und gutes Gefühl plötzlich viele Menschen zu erleben, die sich für meinen Camino interessieren. Dabei habe ich doch jetzt nur meinen Weg öffentlich gemacht, für jeden miterlebbar und nachvollziehbar. Doch das habe ich ja vielleicht auch den Medien zu verdanken. Sie sind ja immer dankbar dafür, wenn eines "ihrer Ziele" informativ und kooperativ ist. Das ist irgendwie eine nicht formulierte Allianz, die den Vorstellungen beider "Alliierten" dient.

Sicher ist die Tatsache, dass ich als Botschafter der Deutschen Stiftung Organtransplantation und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe unterwegs sein werde, auch ganz wichtig für viele Menschen. Gerade diese beiden Stiftungen sind in Deutschland für viele Kranke buchstäblich eine "rettende Instanz" und sie verdienen beide höchste Anerkennung. Die Transplantation von Organen wie auch der Schlaganfall berührt das menschliche Denken und Handeln im tiefsten Kern. Ein Aufsatz von Linus S. Geisler von 1996 macht die Komplexität solcher Denkprozesse (und den des Sterbens und des Todes) sehr deutlich. Er vermittelt einige Sichtweisen, die jeden Menschen - gleich, ob Angehöriger oder Patient vor, nach oder während des Sterbeprozesses - berühren und letztlich auch betreffen. Ein Aufsatz, der - wie ich meine - sehr lesenswert ist.

Aber es ist auch schön zu hören und zu lesen, wie andere Menschen, die den Pilgerweg schon gegangen sind, damit umgehen. Besonders interessant ist für mich, wie Menschen auf dem Weg mit Krankheit und Behinderung umgehen und wie sie ihre persönliche "Lebensbürde" meistern. Vielleicht kann ich ja daraus auch einiges für mich lernen. Auf jeden Fall wird das für mich sehens- und erlebenswert sein. Das wird auch immer ein Thema meines Camino-Blogs sein und ihr könnt es immer hier nachlesen. Daher legt einfach ein Bookmark auf diesen Blog, damit ihr auch nichts verpasst.

In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen Sonntag und Buen Camino von Lothar

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Noch 21 Tage bis zum Start

22. Aug. 2008

Ein spannungsgeladener Tag ist endlich vorbei und alle wichtigen Termine sind endlich in trockenen Tüchern. Und jetzt läuft quasi der Countdown bis zum Start der Auftaktveranstaltung am 12. September 2008 in Glückstadt. Der Plan für diesen Tag sieht folgendermassen aus:

  1. Am Donnerstag, den 11.09.2008 Ankunft in Glückstadt und das Programm für den 12.09.2008
  2. Um 11:00 Uhr Erteilung des Pilgersegens in der kath. Kirche St. Marien in Glückstadt
  3. Ab 13:00 Uhr Verabschiedung durch Bürgermeister Gerhard Blasberg mit folgendem Presse- und Fernsehtermin
  4. Ab 15:00 Uhr Gelegenheit für die Bevölkerung zu Gesprächen und Fragen an Wolfgang Veit und Lothar Rücker (mit Ehefrauen)
  5. Ab 18:00 Uhr findet ein Stadtrundgang der beiden lungentransplantierten Wanderer
  6. Sonnabend, dem 13.09.2008 um 08:00 Start unserer ersten Etappe zur Fähre nach Wischhafen und weiter nach Abbenfleth
  7. Natürlich hoffe ich auch, dass der Bürgermeister meiner Heimatgemeinde, Walter Zieseniß, zu unserer Verabschiedung in Glückstadt sein wird

RTL wird bei mir zu Hause einen Beitrag drehen und vor unserem Start im Programm von RTL Nord senden. Den Sendetermin werde ich in diesem Blog noch rechtzeitig bekanntgeben. Auch beim Start in Glückstadt wird RTL dabei sein. Diesen Sendetermin könnt ihr dann hier im Blog erfahren. Weitere Berichte über die Etappen in Niedersachsen werden folgen; Sendedaten und Etappen sind allerdings noch nicht bekannt, werden aber gemeinsam mit der Redakteurin in den nächsten Tagen festgelegt.

Am 29.08.08 habe ich einen vorgezogenen Termin in der Transplantations-Ambulanz der MHH, weil ich am ursprünglich geplanten Termin auf meinem Camino sein werde. Auch dabei wird das Team von RTL dabei sein, denn es ist schon etwas ungewöhnliches, wenn Lungentransplantierte einen Camino de Santiago auf einer Langstrecke laufen. Doch das Ungewöhnliche steht immer in untrennbarer Verbindung mit der Dankbarkeit, die ich gegenüber meinem Organspender und seinen hinterbliebenen Angehörigen empfinde.

An diese Familien möchte ich mit diesem Link erinnern und für diesen Menschen wünschen, dass sie möglichst immer mit dieser schweren Entscheidung zufrieden sein mögen. Morgen werde ich (aus sehr persönlicher) Sicht versuchen, mein neues Leben mit meiner neuen Lunge zu beschreiben. Damit euch allen einen schönen und guten Tag. Buen Camino wünscht Lothar

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Noch 22 Tage bis zum Start

21. Aug. 2008

Heute war es nicht leicht: Trauerfeier und Beisetzung standen auf der Agenda. Doch wie sagen die Biologen? Ohne den Tod (so traurig er auch sein mag) kann es kein neues Leben geben. Und in Trauer zu ersticken ist ebenso wenig ein Weg nach vorne wie das Jammern und Wehklagen Hinterbliebener und Freunde. Deswegen: wir - meine Familie - und ich werden unserer Oma ein ehrendes Andenken bewahren, aber der Weg geht weiter nach vorne und das Leben nimmt uns sofort wieder mit.

Morgen stehen viele Vereinbarungen und Gespräche auf der To Do Liste. Die DSO und auch die DSH sind neben RTL und NDR die wichtigsten Punkte auf meiner Liste. Termine müssen mit Bürgermeistern usw. vereinbart und fixiert werden und nicht zuletzt steht die Terminabsprache zur Erteilung des Pilgersegens in Glückstadt auf dem Programm. Damit bin ich dann praktisch in den letzten Stufen meiner Vorbereitungen und Vorarbeiten.

Ein leichtes Kribbeln im Bauch kann ich jetzt nicht mehr verhehlen. Es wird halt etwas Spannung spürbar und ich frage mich manchmal, was mich auf meinem Weg so alles erwarten wird. Auf die Menschen, denen ich begegnen werde, bin ich genau so neugierig und gespannt wie auf ihre Meinungen und Sichtweisen. Und auf mich selbst bin ich auch gespannt. Wie mein Körper auf diese Belastung reagieren wird ist für mich ebenso wichtig, wie mein Körper und mein gesamtes Immunsystem damit umgehen werden. Jetzt bin ich in einem Status, den ich topfit nennen würde und ich freue mich schon darauf, wenn es endlich los geht, wenn ich mit dem Rucksack auf dem Rücken meinen Weg in Richtung Süden beginne. Mein FEV1 (die Ein-Sekunden-Kapazität meiner Lunge) liegt jetzt bei fast fünf Liter Luft. Zum besseren Verständnis: diese Luft reicht aus, um ein DIN A4 Blatt aus einem Meter Entfernung für zwei bis drei Sekunden an der Wand per Luft "festzunageln". Übrigens: Opernsänger trainieren auf diese Weise ihre Kraft, der sie mit der Lunge stimmlichen Ausdruck geben.

Besonders neugierig bin ich aber darauf, wie die Menschen auf meinem Weg die Ziele meines Camino de Santiago aufnehmen. Das wird für mich ein wichtiger Punkt sein, den ich mit meinem Jakobsweg und mit allen Gesprächen links und rechts dieses Weges erreichen möchte. Auf diese Gespräche und eure Fragen freue ich mich ebenso wie auf diejenigen, die ein Stück auf meinem Weg mit mir wandern möchten. Wer daran interessiert ist kann sich ja den ersten Teil meiner Streckenplanung (von Glückstadt bis Osnabrück) im Detail anschauen und schon einmal seine persönliche Strecke aussuchen. Wenn Du Dir dann eine Strecke (oder auch mehrere Etappen) ausgesucht hast, dann schreibe mir einfach eine Mail damit ich weiß, wann und wo ich Dich treffen werde. Bis dahin noch eine gute Zeit und Buen Camino wünscht Lothar

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Noch 23 Tage bis zum Start

20. Aug. 2008

Packen , Einkäufe, Ärzte, Blut- und Laborkontrollen und der Friseur. Ein Tag voller Dinge, die natürlich auch gemacht werden können, teilweise für mich sogar wichtig sind. Aber nun der Reihe nach und für diejenigen, die daran interessiert sind, auch mit ein paar Links zur Sache.

Meine aktualisierte und abgespeckte Packliste ist etwas leichter geworden, aber ein wenig muss schon noch runter. Einkäufe sind natürlich ein fast tägliches Thema - hier etwas leichteres, dort etwas in besserer Qualität. Irgendwie ist das so wie ein ständiger Austausch. Nur: keine einzige Fussballmannschaft hat so viele Ersatzspieler ... :-) Auch das Öffnen des Compeed-Päckchens hatte eine kleine Überraschung, stand doch darin: nicht für Diabetiker! Doch alleine die Suche im Internet brachte überraschende Preisunterschiede - ohne groß zu suchen habe ich auf Anhieb für Compeed rund 20 % Preisunterschied "auf den ersten Blick" gefunden. Doch zum Stichwort Diabetiker: steht doch auf dem (natürlich inliegend - Beipackzettelchen der Hinweis, dass ein Diabetiker vor erstmaliger Nutzung mit seinem Diabetologen sprechen solle. Also ein Anruf bei meinem Diabetologen und anschliessender Entwarnung: keine Risiken oder Gefahren. Dennoch ein freundliches und angenehmes Telefonat mit dem Doc, der jetzt in Urlaub geht. Wenn er wieder im Dienst ist, werde ich meinen Jakobsweg starten. Aber was solls, ich habe ja sehr guten Handykontakt zu meinen Ärzten.

Meine Blutwerte sind natürlich jede Woche ein spannendes Thema und ich warte immer voller Spannung auf das Fax mit den aktuellen Werten. Manchmal ist es auch so, dass ich mich rein subjektiv sehr gut fühle, die Laborwerte aber was anderes sagen. Dann ist eben kurzfristig ein Aufenthalt oder Besuch in der MHH notwendig. Derzeit sind aber alle Laborwerte (rund 40) in Ordnung oder in tolerabler Schwankungsbreite.

Der Besuch beim Friseur war erst misslungen, musste ich doch trotz Terminvereinbarung noch warten. Jedenfalls so lange, dass mein Verständnis von Termintreue gestört war und ich ging. Am Nachmittag habe ich einen anderen Friseur gewählt und habe da von einer Auszubildenden preisgünstig, sehr gut und adrett eine neue Frisur bekommen. Jedenfalls kann ich mich in der nächsten Zeit auch wieder öffentlich sehen lassen ... :-) Euch allen einen schönen Tag und Buen Camino von Lothar

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Noch 24 Tage bis zum Start

19. Aug. 2008

Heute war ein Tag, der durch viele Kleinigkeiten geprägt war: Vorbereitungen für die Beisetzung unserer Großmutter, viele Gespräche und ebenso viele Vorbereitungen, Kontrollen bei Ärzten, notwendige Einkäufe und manches mehr. Eigentlich sind die Tage im Moment eher zu kurz und viel lieber würde ich noch "ein paar Runden im Deister" wandern. Spannend wurde es aber, als es heute Nachmittag ans probeweise Packen meines Rucksacks ging. Was hinein muss, steht ja ziemlich fest und ist aus meiner Packliste zu sehen. Aber die richtige Reihenfolge zu finden ist ein anderes Thema. Und alles in den Rucksack (wasserfest, möglichst staubsicher usw.) ist noch ein weiteres Thema. Aber mein Rucksack ist ja gut ausgestattet, wasserfest und hat zusätzlich eine Regenschutzhülle - und auch genug Raum "für mein ganzes Zeugs ..."

Die Reihenfolge hat zwar noch nicht so ganz geklappt; dafür habe ich mehr Platz als gedacht. Ich muss nur noch die Ordnung im Rucksack ändern, damit ich auch ohne Sucherei, Umpacken oder andere, größere Katastrophen auch alles dann finde, wenn ich es benötige. Eine Aufgabe besteht allerdings weiter: die Suche nach leichteren Gegenständen als ich sie bisher habe (zum Teil jedenfalls). Falls jemand eine Idee hat, dann einfach eine Mail mit dem Vorschlag an mich.

Ach ja, mein Camino-Gästebuch ist jetzt auch eingeweiht und wartet auf viele Besucher, die sich darin "verewigen" möchten. Wer auf meinem Jakobsweg ein Stück mitwandern möchte soll sich bitte einfach per Mail bei mir melden oder seinen Wunsch im Gästebuch vermerken. Kurzfristige Antwort ist garantiert.

Zu einer kleinen Einführung in die Thematik der Lungentransplantation ist die Wikipedia-Seite recht empfehlenswert, gibt sie doch dem weniger mit dem Thema vertrauten Menschen einen Überblick. Den Link zu einem Video von einer Lungentransplantation versende ich aber nur auf ausdrücklichen Wunsch. Für mich ist auf dem Jakobsweg einer der ganz wichtigen Werte die Messung des täglichen FEV1, der so genannten Ein-Sekunden-Kapazität der Lunge. Das ist die Menge an Luft, die ich in einer Sekunde in Liter ausstoßen kann. Diese Wikipedia-Seite zeigt die vielfältigen machbaren Messungen, die für Lungentransplantierte immer wieder Thema sein können. Mein persönlicher FEV1-Wert bewegt sich zur Zeit bei rund 4,8 Liter (das variiert täglich) und liegt damit schon deutlich über den Normalwerten eines gesunden Menschen.

So, nach dem kleinen Exkurs in die Pneumologie (der ja vielleicht für manche Leute interessant sein mag) möchte ich euch einen schönen Tag wünschen. In 3 1/2 Wochen gehts los mit meinem Camino. Bis dahin eine gute Zeit euch allen und bis morgen. Buen Camino wünscht Lothar

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Noch 25 Tage bis zum Start

18. Aug. 2008

Nun, die Vorbereitungen gehen langsam ihrem Ende entgegen und andere Dinge drängen sich nach vorne: gestern war der erste Tag mit Medienkontakten. Es freut mich natürlich sehr, wenn das öffentliche Interesse spürbar ist, denn darüber erreiche ich natürlich viel mehr Menschen und kann damit das Interesse in der Bevölkerung stärker ansprechen. Der erste Bereich - die Organspende und Transplantationsmedizin - ist leider noch nicht so sehr im Bewusstsein der Menschen verankert. Der zweite Schwerpunkt - Schlaganfall-Hilfe - ist dafür an dritter Stelle bei den Todesursachen der Bevölkerung.

Mit ist es aus aktueller eigener Erfahrung in der Familie vertraut, denn Schlaganfall und seine frühen Symptome kann jeder leicht erkennen und es gibt auch einige sehr gute Tests, um das individuelle Schlaganfallrisiko einzugrenzen und zu gewichten. Damit möchte ich auch einmal erklären, warum ich beide (eigentlich recht unterschiedliche) Bereiche miteinander verbinde.

Das Organspende und Transplantation für mich als Lungentransplantierter ein Topthema sind wird jeder sicher gut verstehen können. Diesen Menschen und ihren Angehörigen möchte ich mit meinem Verein Trapianto e.V. und seinem Medium Deutsches Organspende- und Transplantations-Portal gerne mit den unterschiedlichsten und wichtigen Informationen und praktischer Hilfe leisten. Die Schlaganfall-Hilfe jedoch ist wie der buchstäbliche "Blitz" über mich und meine Familie gekommen, dann daran ist unsere Großmutter am 15. August kurz nach dem 61. Hochzeitstag verstorben. Und dieser Schlaganfall war vorhersehbar, es wurden nur einige Zeichen nicht oder zu spät erkannt.

Das Wissen und die richtige Handlungsweise den Menschen zu vermitteln ist eines der Ziele meines Camino de Santiago, wie der Jakobsweg im Spanischen genannt wird. Und auch mit dem Gruß der Jakobspilger - Buen Camino - möchte ich euch vertraut machen, findet ihr in doch ab sofort unter meinen täglichen Blogs. Jeder Pilger, egal ob er aus Korea, Neuseeland, Italien, Brasilien oder Deutschland (oder woher auch immer sonst) kommt, grüßt die anderen Pilger mit einem freundlichen „Buen Camino“, das aus dem Spanischen stammt und soviel wie guten Weg oder gute Wanderung oder glückliche Pilgerreise bedeutet.

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Noch 26 Tage bis zum Start

17. Aug. 2008

Das momentane Leben ist neben der Trauer geprägt von den vielen Vorbereitungen für die Beisetzung. Angenehm ist aber die gefasste Situation des hinterbliebenen Großvaters. Für den Camino sind momentan natürlich alle Vorbereitungen unterbrochen. Morgen gibt es dann von mir wieder mehr zu lesen.

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Noch 27 Tage bis zum Start

16. Aug. 2008

Trauer um unsere Oma, die an den Folgen eines schweren Schlaganfalls mit doppelseitiger Lungenembolie verstarb. Meinen Camino werde ich auch in den Dienst der Deutschen Schlaganfall-Hilfe stellen mit dem Versuch, die Sensibilität der Menschen für die Warnzeichen eines Schlaganfalls zu erhöhen.

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Noch 28 Tage bis zum Start

15. Aug. 2008

Heute ist ein sehr trauriger Tag - unsere Großmutter ist leider verstorben. Deshalb will ich auch nicht viel schreiben, denn jetzt sind andere Dinge wichtiger.

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Noch 29 Tage bis zum Start

14. Aug. 2008

Heute habe ich die (manchmal knapp werdende) Zeit für eine längere Wanderung durch den Deister genutzt. Dieses relativ kleine Mittelgebirge hat schon einiges zu bieten, beispielsweise sind da ca. 200 Hügelgräber, hauptsächlich im Rehborn und im Schneegrund, Wallanlagen der Heisterburg, Reste der Wirkesburg, Bennigser Burg, altgermanische Opferplätze wie alte Taufe und Teufelskanzel, zahlreiche alte Grenzsteine und Gedenksteine, alte Steinbrüche und Kohlestollen (Vom 17. Jahrhundert bis ca. 1955 wurde im Deister Steinkohle gefördert.), Wasserräder am Bruchbach bei Wennigsen und auch die Reste eine jüdischen Friedhofs, der 1903 geschlossen wurde, sind dort (recht versteckt) zu finden. Auch der Europäische Fernwanderweg 1 verläuft von Bad Nenndorf weitgehend auf dem Kammweg durch den Deister bis Bad Münder am Deister.

Nebenbei ist der Deister das Paradies aller Mountainbiker aus ganz Norddeutschland. Der Deister ist auch ein ausgesprochen gutes Trainingsterrain für Wanderer und solche, die es werden wollen. Das sieht der Besucher häufig auch daran, dass viele internationale Sportler und Nationalmannschaften hier ihr Trainingsquartier beziehen, um sich auf ihre Wettkämpfe vorzubereiten. Vielleicht habe ich mit dieser Beschreibung ja ein wenig Neugier auf den Deister und seine umliegenden Gemeinden wecken können :-)

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Noch 30 Tage bis zum Start

13. Aug. 2008

Jetzt kommen "die Tage der Entscheidungen", denn es werden Gespräche geführt mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation, der Stifung Deutsche Schlaganfall-Hilfe und den Jakobusfreunden in Paderborn. Dann kommen noch Gespräche mit dem Bürgermeister meiner Heimatstadt Barsinghausen sowie dem Bürgermeister von Glückstadt und noch einige weitere. Also alles in allem beginnt jetzt die Hektik, die im Allgemeinen vor größeren Dingen üblich ist. Jeder kennt das ja selbst beispielsweise mit dem Reisefieber, das viele Menschen betrifft.

Dabei sind die aktuellen Statistiken der Herz- und Lungentransplantationen (Quelle: ISHLT, Adison, Texas/USA) natürlich immer interessant um zu sehen, wohin sich die Transplantations-Welt (und damit auch die Zukunft) entwickelt. Dieser Link ist quasi eine Einstimmung auf die drei Hauptthemen meines Blogs: neben dem Thema Organtransplantation besteht ein zweiter Schwerpunkt mit dem Thema der Schlaganfallhilfe. Dazu als Hauptthema mein Camino de Santiago, der das Leitthema dieses Blogs ist. Zum ersten Verständnis einfach ein Link zur Lungentransplantation, der auch für alle lungenkranken Menschen in fortgeschrittenen Stadien interessant sein sollte.

Warum dies alles? Mein Camino soll wie diese Seite zeigen, dass selbst ein schlimmes Krankheitsbild auch im präterminalen Zustand durch Sport in angemessener Weise Linderung und Besserung für Patienten verspricht. Deshalb kommen hier zusätzliche Infos über diese Erkrankungsformen.

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Noch 31 Tage bis zum Start

12. Aug. 2008

Nun kommt die letzte Phase vor dem Start in vier Wochen. Termin ist der 12. September 2008 ab Glückstadt. Durch einen Bericht der Sendung FAKT in der ARD und die eigenen Erfahrungen mit unserer Angehörigen, die aktuell mit einem schweren Schlaganfall im Krankenhaus liegt, entstand bei mir die Idee, meinen Camino parallel auch für die Deutsche Schlaganfall-Hilfe zu laufen. Viel zu viele Menschen wissen viel zu wenig über den Schlaganfall, seine Therapien und besonders um die meistens vorangehenden Warnzeichen. Mal sehen, im Moment ist das aber noch im Gespräch.

Morgen ist der erste Packversuch angesagt, denn mein neuer Rucksack ist gestern gekommen. Und dann beginnt das überlegen, was an Ausrüstung auf der Strecke bleibt oder durch leichtere Gegenstände zu ersetzen ist. Einfach mal sehen, wie sich das entwickelt. Jedenfalls werdet ihr es hier nachlesen können.

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Noch 32 Tage bis zum Start

11. Aug. 2008

Irgendwie ein düsterer, drückender Tag heute. Das Wetter war sehr schwül, drückend beinahe. Regen hat irgendwie auch gefehlt, aber er kann nicht die bedrückte Stimmung beseitigen. So ist das, wenn man einen schwer kranken Angehörigen mit wenig Perspektiven im Krankenhaus hat. Die Unsicherheit der Entwicklung in den nächsten Tagen lähmt irgendwie alles Denken und Tun.

Trotzdem war heute eine Trainingsrund durch den Deister angesagt. Immer mit dem Ziel einer optimalen Vorbereitung auf den Start im September. Heute habe ich auch die Mail mit der Info bekommen, dass mein neuer Rucksack wohl morgen geliefert werden wird. Ich bin gespannt, wie das Packen mit dem neuen Teil ausgehen wird - und welche Packliste am Ende von mir auf meiner Website präsentiert wird. Morgen gibt es mehr von allen Vorbereitungen und damit allen Lesern einen schönen Abend.

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Noch 33 Tage bis zum Start

10. Aug. 2008

Zwei Wanderungen mit Rucksack in meinem "Hausgebirge", dem Deister (Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge) haben die letzten Trainingseinheiten vor dem Start eingeläutet. Morgen sollte der neue Rucksack kommen, ein paar Checks bei Ärzten, Termine für den Start in Glückstadt vereinbaren - im Grunde bin ich fertig. Bis auf ein paar Kleinigkeiten.

Interessant wird es, wenn der neue Rucksack da ist. Dann wird zur Probe gepackt - und danach gewogen. Bislang bin ich bei rund 14 Kg Gewicht. Nicht, dass das ein Problem wäre für mich; ich komme an einigen "Gewichten" aber nicht vorbei: immer einen Medikamentenvorrat für vier Wochen, der Lungenfunktionsmesser (so genannter Asthmamonitor ) sind für mich unverzichtbar und ein paar weitere Dinge. Gesamtgewicht: 2.300 Gramm. Aber erst einmal will ich packen - und dann sehe ich weiter (und specke weiter das Gewicht ab). Mal sehen, wo ich am Ende lande.

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Noch 34 Tage bis zum Start

08. Aug. 2008

Ein neuer Rucksack (1,6 Kg) ist bestellt, nächste Woche startet die zweite Probe und auch die Kommunikation (Website, Mail) ist sichergestellt. Es ist ganz offensichtlich: ich nähere mich dem Ende aller Vorbereitungen. Allerdings merke ich auch, wie ich immer wieder alles prüfe und versuche zu verbessern. Andere sprechen in verschiedenen Foren davon, doch einfach mit dem Camino zu beginnen. Am besten vor der Haustür. Doch das geht nicht so einfach als Mensch, der eine neue Lunge erhalten hat und viele Spielregeln beachten muss. Da braucht es doch schon ein wenig Vorbereitung.

Zu den vielen Vorbereitungen zählt natürlich auch ein (regelmäßiger) Check bei den Medizinern, denn ohne deren o.k. ginge rein garnichts. Dann die vielen eigenen Kontrollen, die teilweise auch täglich erfolgen müssen (auch auf dem Camino). Natürlich muss auch die gesamte Logistik im Hintergrund vorbereitet werden, damit auf dem Camino alles reibungslos klappt: Medikamente, Laboruntersuchungen, Kontrollen in der Transplant-Ambulanz (TxAmbulanz) usw. Das heisst, es werden immer wieder Reisen nach Hause anstehen zu meiner Frau und zur TxAmbulanz). Und es werden in Deutschland immer wieder Vorträge und Pressegespräche stattfinden, die ja auch alle vorbereitet werden müssen.

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Noch 36 Tage bis zum Start

07. Aug. 2008

Meine Packliste fertig. Heute habe ich mal "Probe gepackt". Auch wenn ich es irgendwie befürchtet habe - mein bisheriger Rucksack ist zu klein. Nicht, dass ich den halben Hausstand mitschleppen will. Doch ein paar Dinge muss ich halt mitnehmen, die andere Pilger wohl nicht brauchen: beispielsweise für vier Wochen Medikamente oder den AM1, mit dem ich täglich meinen FEV1 (Ein-Sekundenkapazität der Lunge). Wohl so etwas wie eine unvermeidliche Konsequenz, wenn man lungentransplantiert ist. Also, der bisher benutzte Rucksack bleibt hier und wird mein Tagesrucksack; dafür muss ein neuer her.

Einige Dinge werde ich hier in den nächsten Wochen erklären; sie werden auf meinem Camino immer präsent sein - und ich muss sie während meiner gesamten Wanderung aktuell halten. Auf diese Weise wird mein Blog so was wie ein täglich neuer "Gesundheits-Report" - nur nicht ganz so spannend. Vielleicht aber doch. Manchmal jedenfalls. :-)

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Noch 37 Tage bis zum Start

06. Aug. 2008

Schritt für Schritt geht es jetzt weiter. Heute habe ich meine (noch vorläufige) Packliste fertig gestellt. Ein paar Dinge kann ich zwar noch korrigieren; aber das meiste ist einfach zwingend notwendig: Medikamente beispielsweise, die ich UNBEDINGT nach der Lungentransplantation brauche. Oder meine Diabetes-Utensilien. Auf den ersten Eindruck scheint es mir manchmal, dass ich reise wie ein "fliegender Pharmahändler".

Heute habe ich mit der Pressesprecherin der DSO gemailt. Wir werden in den nächsten Tagen die T-Shirts der Aktion "Fürs Leben" erhalten, in denen wir marschieren und auftreten. Es ist schon ein Stück wachsende Erwartung, die in mir/uns entsteht. Die Streckenplanung werden wir auch noch einmal ändern, denn wir werden noch einen Besuch in Bad Fallingbostel und in der MHH in Hannover machen - dies sind eigentlich unverzichtbare Anlaufstellen, denn dort haben wir (Wolfgang und ich) unser Leben durch eine Lungentransplantation noch einmal geschenkt bekommen. Den neuen Streckenverlauf werde ich in den nächsten Tagen hier einstellen. Und damit wünsche ich euch einen schönen Tag und möglichst Sonnenschein (morgen soll es ja wieder richtig heiss werden). Ciao und Grüße von Lothar

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Noch 38 Tage bis zum Start

05. Aug. 2008

Liebe Freunde, nun ist diese Website vollständig fertiggestellt und jetzt kommt es nur noch auf den Start an. Geplant ist der Auftakt in Glückstadt als dem Endpunkt der Via Jutlandica und mit dem Elbübertritt nach Wischhafen beginnt die Via Baltica, die mich dann über Osnabrück, Münster, Köln, Trier, Schengen, Vézeley, St. Jean Pied-de-Port nach Santiago de Compostela bringen wird. Zumindest im deutschen Teil werde ich als Botschafter der Deutschen Stiftung Organtransplantation unterwegs sein. Damit versuche ich zu einem besseren Verständnis in der Bevölkerung zur Organspende beizutragen und ein wenig die Berührungsängste vor dem Thema zu nehmen.

Sobald der Starttermin feststeht werde ich euch über diesen Blog informieren. Eure Fragen sind natürlich willkommen; ich beantworte sie im Interesse aller über mein Gästebuch. Bitte nutzt dies also für eure Fragen, Meinungen, Ideen und Vorschläge. Ciao und Grüße für heute von Lothar

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Noch 39 Tage bis zum Start in Glückstadt