Allen Besuchern ein freundliches Moin



Mein Dank geht besonders an die Angehörigen meines Organspenders, die vielleicht auch Freude empfänden wüssten sie von meinen Aktionen. Mein Camino soll allen Menschen zeigen, dass das Leben nach einer Transplantation neu beginnt.

Meinen bisherigen Weg (Camino) bin ich als Botschafter der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) gegangen. Damit sollen vielfältige Unsicherheiten den Menschen Hilfen und Erklätungen geben und Kranken neuen Lebensmut vermitteln.

Nach fast sieben Jahren Wegstrecke (mit einer neuen Lunge) beginnt dieser Weg noch einmal, denn ich stehe wieder auf der Warteliste für ein neues Orgen. Dieses Mal benötige ich eine Niere, da die vielen Medikamenten meine Nieren (leider unvermeidlich) zerstört haben.

Darum meine Bitte: Helft mit, ein existenzielles Problem für viele Schwerkranke in Deutschland zu lindern. Unterstützt und helft den Menschen, vermittelt ihnen neuen Lebensmut. Tragt (wie mein Blog) dazu bei, dass es mehr Organspender gibt und weniger Menschen auf den Wartelisten sterben müssen. Zeigt Verantwortung, entwickelt Mitgefühl und stelle Fragen - an Patienten, an Angehörige, an Ärzte, an Kliniken, an die DSO, an die Politik. Seid einfach engagiert!

Dieser Blog findet heute, am 06. September 2014, seinen letzten Eintrag und endet damit. Damit endet allerdings noch nicht meine Geschichte, denn diese geht in einem weiteren, anderen Blog weiter. In diesem Blog, den ihr hier mit laufenden Text, noch kennenlernen und finden werdet, stelle ich meine weiteren Planungen dar. Bis dahin wünsche ich allen meinen Lesern - neben einem herzlichen Dank für die bisherige lange treue Lesefreundschaft - alles erdenklich Gute und weiterhin viel Spannung und Freude am neuen Blog, der sich mit dem Thema "Unsere Weltreise, neue Entdeckungen und komplexe Planungen" beschäftigen wird.

Dafür vielen Dank, viel Freude, gute Unterhaltung und immer gute Gesundheit wünscht euch

Lothar Rücker

Barsinghausen, im Aug. 2008 / Apr. 2009 / Dez. 2009 / Sept. 2012 / Juli 2014


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29. Sept. 2008 (St. Gingolph - Evian)

Der Eindruck auf dem Foto: der See von der Quelle der Firma Evian aus gesehen. Stichwort Evian: Eine Firma bestimmt das Leben einer ganzen Stadt und sitzt in ihrem barockähnlichen Gebäude hoch über der Stadt. Das Wasser hat seit mehr als hundert Jahren der Stadt und der Region ordentlichen Wohlstand gebracht. Doch wie bei allem steht hinter dieser Firma, deren Wasser wissenschaftlichen Untersuchungen zu Folge gesundheitsfördernd ist, auch heute ein großer Konzern, der letztlich Nutznießer des Wassers geworden ist.

Evian liegt wunderschön an der südlichen Seite des Genfer Sees. Dabei bietet die Stadt am Ufer des Sees ein eher mondänes Bild, das im Wesentlichen durch den Baustil einiger Prachtbauten (unter anderem des Casinos) und dem Erscheinungsbild der Uferpromenade geprägt ist. In diese Kulisse prägt sich die Firma Evian mit ihrem jugendstilähnlichen Quellgebäude ein. Hinter den Kulissen, also quasi „in der zweiten Reihe“ der Stadt, dominiert das pittoreske Erscheinungsbild älterer mediterraner Städte mit einem beinahe italienischen Flair und Bildern, die viel Lebensfreude (aber auch den Wohlstand der Stadt) erkennen lassen. Eine Stadt, die ein ansprechendes und auch gepflegtes Äußeres zeigt, in der aber eines fehlt: jugendliche Lebensfreude und Enthusiasmus. Eine Stadt also, die distinguierten Lebensstil versucht zu vermitteln und dabei über die Behinderungen ihrer eigenen Unzulänglichkeiten stolpert.

Szenenwechsel: Besuch im französischen Teil der Stadt St. Gingolph in einem Internetshop, von wo ich diesen Bericht freigebe. Ruhige, fast schläfrige Atmosphäre, einfaches Arbeiten am Computer und rauchfreie Umgebung, da auch in Frankreich Rauchen verboten ist. Ein Ladenbesitzer, mit dem ich trotz fehlender Sprachkenntnisse auch in Englisch oder Deutsch reden kann. Der sich sogar freut, sich mit mir auszutauschen. Also ganz einfach eine gelöste, lockere Stimmung. Eineinhalb Stunden später gleicher Besuch in einem Café mit Internet-PC im Schweizer Teil von St. Gingolph. Hoffnungslos verrauchte Umgebung, die alle leiden lässt. Sogar die Angestellte. Gespräche werden abgehackt geführt, Besuche möglichst kurz gehalten und auch die Angestellte glänzt mit sprachlichen Unfähigkeiten. Nur ihre „Mischung aus frankophonem Schwyzer deutsch ist eindeutig unklar“ gehalten. Wir versuchen unser Gespräch über verschiedene sprachliche Brücken und teilweise grotesker Gestik zu führen. Nun gut, mehr schlecht als recht erfahren wir, was wir wissen möchten, auch wenn uns das nicht wirklich weiterbringt. Wir möchten nämlich nicht mit unserem Netbook in dieser verräucherten Atmosphäre sitzen und die Berichte schreiben. Außerdem sehen wir damit eindeutig unsere Gesundheit gefährdet. Vielleicht bequemen sich unser „Schwyzer Artgenossen“ doch zur Änderung ihrer (sicher steuerbegünstigten profitablen) Raucherpolitik und schließen sich dem mittlerweile doch fast europaweiten Rauchverbot einfach mal an. Zu wünschen wäre es ja.

Morgen gibt es nach diesem Ruhetag Werbefotos, die ich mit einem erfahrenen Fotografen mache. Was genau geplant ist kann ich euch auch noch nicht sagen. Sicher wird es Fotos geben, die wir auf einem Berg machen. Es wird aber auch ein Shooting sein, das am Ufer des Lac Leman stattfinden wird. Sicher ist nur, es wird auch anstrengend sein. Ich lasse mich einfach mal überraschen. Auf jeden Fall werde ich auch ein Foto machen, das nur für die Leser meines Blogs angefertigt ist. Also ein Bild, das ihr in keinem Werbemagazin oder sonstwo finden werdet. Nur hier, in diesem Blog. Freut euch einfach auf diese Fotos.

Damit wünsche ich euch einen guten und schönen Tag, der euch vielleicht auch ein wenig mit Sonne verwöhnt (so wie es bei mir am Genfer See momentan ist). Buen Camino euch allen wünscht Lothar

Tag 18 mit 26 Km (Gesamt 328 Km)

28. Sept. 2008 (St. Gingolph)

Und wieder einmal ein neuer Ort - diesmal melde ich mich aus St. Gingolph, einer Stadt, die es zwei Mal gibt: ein Teil in der Schweiz, der andere auf französischem Territorium. Auf diesem Bild seht ihr den "Neben-Grenzübergang" zwischen der Schweiz und Frankreich, unmittelbar am Lac Leman, wie der Genfer See hier heisst. Klein, fein - und verlassen. Hier braucht kein Mensch eine Grenze, alles regelt sich im so genannten "kleinen Grenzverkehr" und kein Mensch hat Probleme damit. Warum eigentlich dann im Grossen? Zwischen den Hauptstädten? Oder reden sich unsere Politiker - hüben wie drüben - ihre Welt nur schön? Und ist ihre Welt eigentlich noch identisch mit unserer Welt? Der Welt des so genannten kleinen Mannes? Vermutlich gibt es da zunehmend Dissonanzen ...

Doch dieses Thema will ich heute, nach einer leicht ermüdenden Fahrt, nicht vertiefen. Dafür war einmal die Fahrt viel zu schön, die Landschaft viel zu inspirierend und die Menschen zu nett. Ausserdem sind wir gerne in der Schweiz und in Frankreich. Doch der Tag soll heute einfach mal ruhig ausklingen. Keine Berichte, keine Interviews - einfach die Sonne und den Abend am Genfer See geniessen und die Welt sich selbst überlassen.

Liebe Freunde in Deutschland, euch allen einen schönen Abend und eine gute Zeit. Der Bericht vom Montag ist dann wieder etwas ausführlicher und ich werde euch auch wieder was übers Wandern berichten. Seid herzlich gegrüsst und bis bald. Buen Camino wünscht euch Lothar

Tag 17 (Unterbrechung Tag 6) (Gesamt 302 Km)

27. Sept. 2008

Mit einem schönen fotografischen Eindruck melde ich mich heute zum letzten Mal von der Interboot in Friedrichshafen. Eine schöne Messe, attraktiv und dennoch überschaubar, geht morgen zu Ende. Im Moment läuft nebenan im Pressezentrum eine mehrsprachige Abschlussfeier, in der Messegesellschaft, Stadt und Vertreter von Firmen und Verbänden sich gegenseitig loben für die gute Veranstaltung und sich auf die Fortsetzung im nächsten Jahr freuen. Die auch aus meiner Sicht gute und erfolgreiche Messe hat im Vergleich zu anderen Messen einen entscheidenden Vorteil: die Nähe zwischen Firmen und Stadt, die Freundlichkeit zwischen Medien, Unternehmen und Interessenten. Und die meist reibungslose Einbindung der Medien ins allgemeine Messegeschäft. Daher auch von meiner Seite Dank an die Messe Friedrichshafen für die gute Unterstützung unserer Arbeit. Aber man mag es ja sehen wie man will, doch wenn zwei Rheinländer an etwas arbeiten, dann gibt es mit Verlaub ein gutes Ergebnis. Zur Erklärung: der eine Rheinländer ist der Chef der Messe Friedrichshafen, der von der Messe in Köln an den Bodensee gekommen ist, der andere Rheinländer ist Lothar Rücker, der als Gast der Messe am Bodensee ist. Diese friedliche Harmonie, die gleichzeitig auch Erfolg und Durchsetzungskraft zeigt, spiegelt dieses Bild wider.

Auch heute haben wir eine weitere Firma gefunden, die uns bei unserem Lauf unterstützen wird. Wir sind den Eheleuten Becker nicht nur für das sehr gute und angenehme Gespräch dankbar; darüber hinaus begrüßen wir ihre Bereitschaft, ab sofort die Organspendeausweise in ihrer Geschäftspost als Beilage mit ins Land an ihre Adressaten zu versenden. Der konkrete Ablauf wird nach der Rückkehr vom Genfer See erfolgen. Mit den Eheleuten Becker gibt es jedoch noch ein weiteres schönes Ergebnis, denn ihre Firma hat in unmittelbarer Nähe zur Mosel (in der Nähe von Trier) idyllisch gelegene Objekte, die auch für Organtransplantierte zur Verfügung stehen. Es handelt sich um unterschiedliche Objekte, z. B. Floating Homes, Wohnwagen und Ferienwohnungen. Die Frage einer eventuellen Verfügbarkeit ist direkt mit der Firma Becker Freizeitsee in Riol/Mosel zu kläen. Dies betrifft natürlich auch die Mietpreise für die verfügbaren Objekte. Für alle Organtransplantierten gilt jedoch: mit der Nähe zu Trier ist eine umfassende medizinische Versorgung gewährleistet und auch "im Fall des Falles" ist mit der Uni-Klinik in Saarbrücken oder in Homburg/Saar die Maximalversorgung auch im Tx-Fall gewährleistet.

Insgesamt waren dies zwei Tage am Bodensee, die neben vielen Gesprächen mit Interessierten auch konkrete Ergebnisse für die Gewinnung weiterer Organspender brachten. Weitere Gespräche werden in den nächsten Wochen sowohl durch die DSO in Frankfurt wie auch durch mich geführt werden. Allen Gesprächspartnern sei an dieser Stelle schon aufrichtig Dank gesagt, denn sie tragen mit ihrem Engagement dazu bei, dass eine unerträgliche Situation in Deutschland begonnen wird zu entschärfen.

Mit diesem kurzen Resümee will ich mich vom Bodensee verabschieden. Morgen geht es weiter an den Genfer See und zwar nach St. Gingolph. Neben Werbeaufnahmen werden auch dort Pressegespräche geführt werden. Möglicherweise kann ich morgen keinen Bericht einstellen; der folgt dann aber am Montag. Damit euch allen da draussen ein schönes und möglichst sonniges Wochenende mit einem freundlichen Buen Camino von Lothar

Tag 16 (Unterbrechung Tag 5) (Gesamt 302 Km)

26. Sept. 2008 (Friedrichshafen)

Einen richtig schönen, von der Sonne verwöhnten Tag in Friedrichshafen haben wir erlebt. Viele gute und interessante Eindrücke haben diesen Tag in den Messehallen dieser freundlichen Stadt am Bodensee geprägt. Und nicht zuletzt meine Aktivitäten zur Motivation der Menschen einen Organspendeausweis mit sich zu führen, scheinen hier von ganz ordentlichen Erfolgen geprägt zu sein bzw. zu werden.

Damit aber mal kurz zu den Fakten. Einmal habe ich heute eine Firma zur Kooperation gewinnen können, die so genannte Floating Homes produziert. Diese Häuser auf dem Wasser bieten eine hervorragende Art zu Wohnen und geben zusätzlich ein Urlaubsfeeling der besonderen Art. Eines dieser Häuser steht in der Nähe von Trier und ist natürlich buchbar. Der Aufruf der Internetseite führt euch direkt zu diesem Floating Home, das auch interessant ist für Lungentransplantierte. Der Produzent dieser Häuser wird mit seiner Unternehmenspost für ein Jahr Organspendeausweise der DSO mit einer erläuternden Beilage an alle seine Empfänger verschicken und somit zu einem Partner der Aktion "Fürs Leben" werden.

Eine ähnliche Aktion ist direkt mit der Messe Friedrichshafen GmbH in Vorbereitung. Wenn es zwischen der Messe und der DSO zur Einigung kommt wird die Messegesellschaft voraussichtlich für sechs Monate ihre gesamte Post ebenfalls mit einem Organspendeausweis und einer Erläuterung an alle Empfänger versenden. Wie ich meine ein erster guter Schritt, um den Organmangel in der Bundesrepublik endlich zu bekämpfen. Und irgendwie freue ich mich persönlich, dass dies gerade in Friedrichshafen am Bodensee geschieht, denn hier hat schon vieles seinen Anfang genommen: zum Beispiel die Luftfahrt mit dem Zeppelin, bedeutende Entwicklungen im Maschinen- und Fahrzeugbau durch ZF und MTU, durch Dornier und EADS. Und es ist letztlich ein hervorragendes Beispiel für viele andere Unternehmen, dieser Aktion einfach nachzufolgen und für Menschen ein Beispiel zu geben. Hoffen wir gemeinsam, dass dies gelingen wird.

Doch nun möchte ich euch auch verraten, warum ich nicht ein hochglanzmässiges Foto irgendeiner teuren Superyacht als Titelfoto gewählt habe. Dieses Foto zeigt einen älteren Herrn, der mit einem gewissen Enthusiamus diese Modelle betrachtet (die nicht weniger schön sind als die großen Originale). Allerdings sind sie auch noch für den Otto-Normalverbraucher bezahlbar, während die "großen" Schiffe - wie wir heute sehen konnten - immer mehr zu einem Spielzeug mehr oder weniger versnobter Reicher werden, die zunehmend den Bezug zur Wirklichkeit verlieren und sich - in einigen (justizbekannten) Fällen - sogar über Recht und Gesetz zu setzen wagen. Fürwahr, kein gutes Zeichen und schon gar kein Zeichen von social competence, die von vielen Unternehmern zunehmend verbal missbraucht wird.

Damit, liebe Freunde, wünsche ich euch allen da draussen im Land wunderschönes sonniges Wetter und ein ganz tolles Wochenende. Viele Grüße vom Bodensee und Buen Camino wünscht Lothar

Tag 15 (Unterbrechung Tag 4) (Gesamt 302 Km)

25. Sept. 2008 (Sipplingen)

Das Foto habe ich während des Urlaubs im Jahr 2006 gemacht und es spiegelt für mich alles das wieder, was den Bodensee heute ausmacht: Freizeit, Lebenslust, Natur, Sport, Abwechslung, Schifffahrt, viele Blumen - und, nicht zu vergessen: Fische. Wenn ich an Felchen denke, dann bekomme ich schon Appetit. Damit aber erst mal genug des Schwärmens, es ist ja auch hinlänglich bekannt, dass der gesamte Raum des südwestlichen Deutschlands der (klimatologisch) Wärmste ist, den höchsten Lebens- und Freizeitwert hat und was sonst noch für Attribute dafür bestehen. Es ist halt einfach schön dort.

Damit sind wir nun (nach einer langen Fahrt) in Sipplingen am Bodensee angekommen. Dieser Ort hat dieses Mal einen entscheidenden Vorteil für uns, denn er liegt genau zwischen Stockach und Friedrichshafen. Der eine Ort ist das Ziel eines privaten Besuches, die andere Stadt ist Messestadt am Bodensee und was liegt daher näher als hier die Interboot zu veranstalten. Dort werden wir uns hauptsächlich aufhalten, denn es sind Gespräche über Werbepartnerschaften und Sponsoring zu führen.

Nun mögt ihr auch vielleicht fragen, was denn das Wasser oder das Bootfahren mit dem Langstreckenwandern zu tun haben. Beschränken wir uns der Einfachheit halber einfach aufs Wasser, das als Bereich von sportlicher Betätigung immer eine gute bis sehr gute Ausdauerkondition erfordert. Schon aus dem letzten Link könnt ihr leicht die Vielfalt der Ausdauer- und Kraftarten entnehmen; entsprechend umfangreich sind natürlich auch die Trainingsarten und -formen. Noch vielfältiger ist dieser Bereich, wenn ihr dann auch noch die unterschiedlichen Leistungspotenziale von weiblichen und männlichen Sportaktiven betrachtet. Der i-Punkt ist quasi dann noch das individuelle Lebensalter, dem jede Art von Training natürlich angepasst sein muss.

Wenn ihr die hier angebotenen Links einfach aufruft und mal lest, dann braucht ihr (a) erst mal Zeit und (b) entwickelt sich euer Verständnis von der Komplexität des Ausdauertrainings. Einfach losrennen kann es also nicht sein. Dies ist auch der Klientel, die in Friedrichshafen diese Messe besucht, als Komplementärprodukt zu verkaufen. Langstreckenwandern hat also schon - wie auch meine Mediziner sagen - etwas mit Leistungssport zu tun, damit am Ende körperliche Fitness und kein gesundheitliches Desaster steht. Dann macht es auch Spass.

Damit, liebe Freunde, wünsche ich euch einen schönen Resttag und ein wenig besseres Wetter (soll ja am Wochenende kommen). Buen Camino euch allen wünscht Lothar

Tag 14 (Unterbrechung Tag 3) (Gesamt 302 Km)

24. Sept. 2008 (Hannover)

Nun, allen Unkenrufen zum Trotz, das bin in der Tat ich. Euer Jakobswegwanderer. Vor ungefähr eineinhalb Jahren bei einem Urlaub, den ich mit der Familie am Bodensee verbrachte. Und nun werde ich morgen mit Ewa wieder an den See fahren, Freunde treffen, die Interboot 2008 in Friedrichshafen besuchen, die Messe besuchen, Gespräche führen und Verträge machen. Sicher, ihr wisst doch auch: klappern gehört zum Handwerk und ein schlaues Wort bringt es auf den Punkt: tue Gutes und rede darüber ... :-)

Warum das alles? Zum Geld verdienen? Um die Publicity-Trommel zu rühren? Mir ist schon klar, dass viele von euch da draussen sich diese Fragen stellen. Und trotzdem: Nein, und nochmals nein. Mir geht es darum, die Menschen für etwas, von dem ich aus eigener Erfahrung zutiefst überzeugt bin, zu gewinnen. Die Organspende und der ihr immer vorausgehende Organspendeausweis. Er ist gewissermaßen der Dreh- und Angelpunkt meines Handelns. Das ist meine Motivation, denn ich weiss, wie viele Menschen Tag für Tag auf den Wartelisten sterben, weil kein Organ kam. Wenn Du diese Angst erlebt hast und am morgen nicht weisst, ob Du am Abend noch lebst, dann verstehst Du meine Motivation. Dann steht Dir der Gedanke nach Helfen - egal wie. Nichts ist so erbärmlich wie sterben müssen, nur weil unsere Mitmenschen (ja, genau die sind es!) nicht über ihren Schatten springen können und einen Organspendeausweis bei sich tragen. Das sind unsere Mitmenschen, die einfach zu feige zum einfachsten Empfinden menschlicher Nähe und Hilfsbereitschaft sind.

Ein Empfänger einer einseitigen Lunge (fachlich: SLTx = single lung transplantation) hat im Rahmen einer von ihm gegründeten Stiftung den Slogan geprägt: "Warum nehmen Sie ihre Organe mit in den Himmel - auf der Erde werden sie gebraucht ..."

Das, liebe Freunde, ist genau der Grund, aus dem ich morgen nach Friedrichshafen fahre. Messen besuchen, Gespräche führen, die Gäste überzeugen oder motivieren - von selbst bewegt sich ja in unserem Land immer weniger, aber jeder - allen voran unsere Politiker - wollen möglichst sofort ein Organ bekommen, wenn mal etwas klemmt. Das mache ich neben meinem Jakobsweg und ich mache es aus Überzeugung. Denn wenn nicht mal irgendjemand beginnt etwas zu tun, dann wird es vermutlich niemand tun. Irgendwie ist das schon eine sehr, sehr traurige Gesellschaft, in der wir leben: jeder will alles, aber niemand möchte etwas dafür tun. Das ist genau ein Punkt, der mir heute in der MHH in Hannover aufgefallen ist. Eine Frau - wie ich im vorbeilaufen mithören konnte - regte sich laut darüber auf, dass ihre Tochter wegen Komorbiditäten von einer Transplantation ausgeschlossen werden müsse. Eine Schimpfkanonade ist noch eine erträgliche Bezeichnung des Wortschwalls, der da über einen Mediziner niederprasselte. Bei allem Ärger, bei aller Sorge und allen Ängsten dieser Mutter um ihr Kind: irgendwo haben die Mediziner auch eine weit gehende Sorgfaltspflicht und die besagt eindeutig: kein Organ bei Komorbiditäten. Immerhin könnte ein Krebs oder ähnliches mit transplantiert werden und der schwere und gefährliche Eingriff würde über kurz oder lang zur Farce werden.

Eine solche Farce hat niemand nötig: der Arzt nicht und auch der Patient nicht; auch kein Organspender, dessen Organ letztlich vergeudet würde. Deshalb gibt es aus diesem Beispiel von heute (eigentlich hatte ich völlig andere Absichten und Pläne) nur eine Konsequenz: jeder, wirklich jeder Mensch soll einen Organspendeausweis mit sich führen. Egal was er darauf ankreuzt, Hauptsache er trifft selbst eine Entscheidung.

Mit diesen Worten wünsche ich euch allen einen guten und friedlichen Abend. Trefft bitte - jeder für sich oder mit seinen Angehörigen - eine Entscheidung. Aber trefft sie bitte. Überlasst sie nicht anderen. Buen Camino euch allen wünscht Lothar

Tag 13 (Unterbrechung Tag 2) (Gesamte Laufstrecke bisher 302 Km)

23. Sept. 2008 (Bad Fallingbostel)

Heute ist der erste Tag, an dem ich meinen Weg unterbrochen und an ein paar für mich wichtigen Orten verbracht habe. Heute bin ich in der Reha-Klinik in Fallingbostel. Ein wenig merkwürdig ist es schon, nach Perioden der schlimmsten Krankheiten wieder an dem Ort zu sein, der mir immer geholfen, mich aufgebaut und letztlich auch wieder auf die Beine gebracht hat. So ja auch mit dem letzten Krankheitsfall, der Rhabdomyolyse, nach der ich ja zunächst im Rollstuhl gesessen hatte. Was niemand glaubte gelang: mit intensiver Arbeit und eigentlich einem Dauertraining, Ernährung und - natürlich - einer Vielzahl an Medikamenten.

Insofern war es schon ein eigenartiges Gefühl plötzlich unter vielen kranken Menschen zu sein, voller Leben, Kraft und Vitalität. Im ersten Moment war es wie ein Besuch auf einem anderen Stern. Nach einigen Gesprächen mit einigen mir sehr vertrauten Menschen wechselte die anfängliche Beklemmung wieder in die gewohnte Einstellung: zum Leben voller Zuversicht und Mut, der Lust am Entdecken und dem Willen, auch mal andere Wege als die gewöhnlichen zu gehen. So war dann auch recht schnell wieder das Erzählen und das Teil haben lassen anderer Leute an meiner (sicher auch spannenden) Geschichte.

Genau dazu möchte ich ja auch das Interesse und die Neugier der Menschen gewinnen, denn nur dann kann ich sie zu Bewegung und Sport motivieren. Auch die Motivation zum Tragen eines Organspendeausweises wird dann weitaus besser werden. Meine Geschichte ist im Grunde eine Geschichte zum Mitmachen und - wer das möchte - natürlich auch zum Miterleben. Jeder, der sich darauf einlassen will, wird auch seinen persönlichen Gewinn daraus ziehen, sei es durch bessere Mobilität oder durch Stärkung seiner Gesundheit. Bestes Beispiel ist die Geschichte eines Chefarztes, der mit einer solchen Aktion (Sport und Bewegung) eine ganze Stadt in Bewegung versetzt.

So gesehen war das ein guter und schöner Tag in Fallingbostel, auch wenn die Menschen nicht so motiviert werden konnten, wie ich mir das eigentlich gewünscht habe. Dafür sind diese Leute aber auch im Krankenhaus und die Motivation selbst, die geschieht draussen auf meinen Wegen. Darauf freue ich mich sehr, denn am 12. Oktober geht es in Rinkerode wieder weiter. Bis dahin wünsche ich euch allen da draussen einen guten und vielleicht sogar etwas sonnigen Tag. Buen Camino von Lothar

Tag 12 (Unterbrechung) (Gesamt 302 Km)

22. Sept. 2008 (Greven - Rinkerode)

Dieses Foto habe ich in Münster gemacht - auf dem wohl größten Fahrrad-Parkplatz, den ich je gesehen habe. Da kann sich wohl Amsterdam noch eine Scheibe von abschneiden. Doch davon mal abgesehen, das war ja nur eine Momentaufnahme, denn Münster "lag ja nur auf dem Weg" und war keine Zwischenstation. Trotzdem war es interessant zu sehen, besonders das Zentrum und die Altstadt rund um die beiden wichtigsten Kirchen: den Dom und die Lamberti-Kirche. Dennoch hat Münster auf mich einen sehr hektischen Eindruck gemacht und ich wahr - offen gestanden - froh, als ich die Stadtgrenze von Münster in Richtung Süden endlich hinter mir wusste.

Da hat die eher dörfliche Idylle von Rinkerode auf mich einen doch schon viel ruhigeren und friedlichen Eindruck gemacht. Besonders sehenswert ist dabei die Kirche St. Pankratius. Da ich hier allerdings auf den Pfarrer warten musste, um meinen Stempel in den Pilgerpass zu erhalten, ging schon einiges an Zeit verloren. Da es zusätzlich auch keine geeignete Pilgerunterkunft im Ort gab, habe ich meinen Tag (und auch die Suche) beendet und mich auf den Weg zu meinem nächsten Termin gemacht: die Klinik in Bad Fallingbostel, wo ich morgen mit Patienten und Ärzten zusammen komme und über meinen Jakobsweg erzählen werde.

Falls es euch interessiert: nun habe ich auch meinen ersten Bericht für die DSO geschrieben, der wohl morgen auf der Website erscheinen wird. Diese zusammengefassten Berichte werde ich ab sofort alle zehn Tage mit Bildern schreiben und dann an einige ausgewählte Medien zum Abdruck versenden. Die DSO ihrerseits erhält diese Berichte für die Aktion "Fürs Leben" etwas früher.

Da es dann gestern abend doch schon recht spät war, habe ich diesen Bericht erst am nächsten Morgen geschrieben. Deshalb wünsche ich euch jetzt noch einen schönen und hoffentlich nicht so verregneten Tag. Dass es kühl wird bzw. ist liegt ja auch an der Jahreszeit. Leider ist es auch regnerisch und nebelig, so dass es wohl kein so schöner Tag werden wird. Das aber erhoffe ich mir für Fallingbostel. Jedenfalls werdet ihr es erfahren und damit noch ein nettes Buen Camino von Lothar

Tag 11 mit 30 Km (Gesamt 302 Km)

21. Sept. 2008 (Barsinghausen - Greven)

Der Sonntag war von sehr, sehr früher Rückreise nach Osnabrück geprägt, die überwiegend in sehr nebeligem Umfeld stattfand. Ein wenig signifikant zu meiner Stimmung. Andererseits war diese Lorenbahn als offensichtlich uraltes Fossil schon wieder so passende zu meinem Jakobsweg, dass ich sie einfach fotografieren musste. In dieser Stimmung habe ich einfach meinen Jakobsweg für eine Stunde unterbrochen und bin in den gerade erst begonnenen Gottesdienst in Ladbergen gegangen.

Nach der sehr frühen Abfahrt (um 05:51 Uhr) war dieser Tag eher von schnell wachsender Müdigkeit geprägt. Auch das Frühstück habe ich erst Mittags zu mir nehmen können. Doch nach Gottesdienst und (spätem) Frühstück ging es mir wieder besser, zumal ich auch mit Ewa telefonierte und hörte, dass alles in Ordnung ist. Für mich ist das wirklich wichtig zu wissen. Unterwegs zu sein (auch lange) ist ja die eine Seite. Aber daheim muss auch alles in Ordnung sein und die Family muss auch gesund sein. Das ist für mich ebenso wichtig zu wissen. Sonst könnte ich nicht wandern.

In Greven (oder besser: einem Vorort davon) habe ich in einer klösterlichen Anlage bei Mönchen günstig und gut übernachten können. Nun, ich weiss ja, dass dies nicht jedermanns Sache ist und manchmal diskutieren Ewa und ich auch darüber. Aber für mich wäre - würde ich jünger sein - das Mönchsleben dann durchaus eine Alternative sein. Doch das Thema ist ja schon durch mein Alter erledigt und - viel wichtiger - heute habe ich ja mit Ewa auch eine richtig tolle Ehefrau gefunden. Und wie ja auch der Link hinter dem Wort "Ehefrau" zeigt ist mir die dauerhafte, lebenslange Verbindung ebenso wichtig.

Damit, liebe Freunde, werde ich den heutigen Tag einfach beenden. Meine Müdigkeit ist mittlerweile doch schon sehr ausgeprägt und ich bin mehr am gähnen als am schreiben. Bevor mir also überhaupt nichts mehr einfällt wünsche ich euch noch einen angenehmen und schönen Abend und Buen Camino von Lothar

Tag 10 mit 42 Km (Gesamt 272 Km)

20. Sept. 2008 (Barsinghausen)

Dieses Foto ist frühmorgens zum Sonnenaufgang auf dem Stettiner Haff entstanden. Das war doch ein sehr stiller, schöner und beinahe mystischer Moment, den wir hier während unserer Flusskreuzfahrt erleben durften. Mit diesem Foto möchte ich daran erinnern, dass es auch an vielen anderen Stellen wunderschöne Stellen gibt, die der Entdeckung harren. Es muss nicht immer der Balearen- oder der Kanaren-Grill sein, nicht wahr?

Doch zu meinem heutigen (eintägigen) Aufenthalt. Schon am Anfang dieses Blogs habe ich ja einige Informationen über meinen Heimatort und den Deister gegeben. Auf meinem Jakobsweg werde ich ja immer wieder in Barsinghausen sein und bei der Gelegenheit euch immer ein paar Sehens- oder auch Wissenswerte Dinge vorstellen. Auch an diesen Zwischenstopps lohnt es sich wirklich, auch mal einen Blick auf meine Heimat zu werfen. Dieser erste Kurzaufenthalt soll euch einen ersten Einblick geben und damit gleichzeitig auch ein Anfang für eure Fragen zu Barsinghausen und den Deister sein. Auch wenn das weithin nicht so ganz bekannt ist, es gibt hier vieles zu entdecken, was anderenorts nicht oder nicht mehr besteht: eine fast tausendjährige Klosterkirche, eine lange Bergwerkstradition (Kohle und im Umland auch Kali) und vieles mehr. Dazu zählt auch das Kloster, das nach einer fast ebenso langen Tradition bis zum heutigen Tag bewohnt ist und in dem nach dem Prinzip des "ora et labora" gelebt und gearbeitet wird. Für alle eure Fragen oder Buchungen, Hintergrundinformationen und mancherlei mehr nutzt bitte direkt an diesen Link.

Aber nun zum Grund meines Aufenthaltes in Barsinghausen. Diese eintägige Unterbrechung ist aus verschiedenen Gründen notwendig, denn ich muss einen Vertrag mit Novartis Transplantation in Nürnberg unterschreiben. Außerdem ist eine mehrtägige Unterbrechung meines Jakobsweges erforderlich, weil ich zu Presseterminen nach Friedrichshafen, an den Genfer See und nach Mainz reisen muss. Solche Unterbrechungen werden immer wieder mal während der Wanderung sein. Allerdings könnt ihr - im Gegensatz zu anderen - daran (über mein Blog) quasi live dabei sein. Auf dieser Reise werde ich natürlich von Ewa begleitet werden.

Und nun, liebe Freunde überall im Land, wünsche ich euch einen ebenso schönen sonnigen Sonnabend, viel gute Laune und eine Menge Wochenend-Spass. Buen Camino von Lothar, der heute abend nach Osnabrück zurückfährt und morgen den Jakobsweg von dort fortsetzt.

Tag 9 mit 0 Km (Gesamt 230 Km)

19. Sept. 2008 (Wallenhorst-Rulle - Osnabrück)

Auf diesem Bild könnt ihr diesmal das Team von RTL sehen, die den heutigen Filmbeitrag (wird gesendet heute ab 18:00 Uhr auf RTL Regional) gedreht haben. Sehr nettes Team, mit dem das Arbeiten zwar (manchmal) anstrengend, immer aber auch lustig war. Da wird es dann auch locker und gut ertragbar, wenn einzelne Szenen immer wieder neu gedreht werden müssen. Also, das Ergebnis der heutigen Arbeit könnt ihr entweder ab 18:00 Uhr auf RTL Regional sehen oder ihr klickt einfach auf diesen Link, um den Film auf eurem PC zu sehen. Damit aber auch ein Danke an die Teams aus Bremen und aus Hannover, das den ersten mit dem ersten Film.

Auf die Fortsetzung der Arbeit mit den RTL-Teams freue ich mich schon heute, denn es wird - so wurde gesagt - auch von den Etappen in NRW einen Beitrag geben. Dann allerdings mit einem weiteren Team. Und NRW ist ja nach meinem "Grenzübergang" am Sonntag das nächste Bundesland bei meiner Wanderung.

Doch eines möchte ich an dieser Stelle auch mal sagen: Die Menschen entlang meines Weges sind alles in allem sehr freundlich und vor allem interessiert am Thema Organspende. Beinahe täglich führe ich mit Passanten Gespräche darüber, die häufig die starke Unkenntnis der Menschen erkennen lässt. Oft gehörte Argumente sind ist die deutliche Sorge der Menschen, sie würdem im Fall einer lebensbedrohlichen Erkrankung vielleicht nicht mehr so gepflegt oder geheilt, wie dies im Normalfall geschieht.

Dass genau das Gegenteil der Fall ist kann manchmal nur mit Schwierigkeiten erläutert werden. Doch die Mehrzahl der Menschen ist nach Erläuterungen der tatsächlichen Abläufe schon beruhigt und - so mein Eindruck - auch zuversichtlich. Die Organspende ist und bleibt also mein großes Thema meines Jakobsweges. Alle daran interessierten Personen lade ich nochmals ein, mich ein Stück meines Weges zu begleiten und konkret ihre persönlichen Fragen zu stellen. Ich denke, es ist in jedem Fall besser, dies von einem Betroffenen zu erfahren als von einem im Thema theoretisch gebildeten, aber in der praxis unerfahrenen Menschen.

Dieses Thema habe ich heute zum Ende meiner Wanderung mit einem schon älteren Ehepaar behandelt. Beide fühlten sich bereits deutlich zu alt, um mit einen Organspendeausweis bei sich zu tragen. Nach den Erläuterungen des "Old for Old" - Programms, das von EuroTransplant aufgelegt wurde, sah die Betrachtung der Welt für Organspende bei diesem älteren Ehepaar schon deutlich anders aus.

Ähnlich verhält es sich in meinen Gesprächen mit beliebigen Personen unabhängig vom Alter und Intellekt. Ich habe immer mehr den Eindruck, dass mein Jakobsweg die Menschen bewegt und neugierig macht. Neugierig auf meine Motivation und meine Ziele - doch damit werden diese Menschen ebenfalls empfänglich für meine persönliche Mission: Sensibilisierung für die Wichtigkeit der Organspende und Motivation zur Bewegung. Nach langer körperlicher Inaktivität ist die Bewegung häufig eine Art Initialzünder, denn solche Menschen die erstmalig nach längerer Pause einige Kilometer mit mir mitlaufen, entdecken plötzlich Potenziale an sich und ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit, die sie selbst niemals vermutet hätten. Daher freue ich mich immer mehr auf diese täglichen Gespräche mit den Passanten meines Jakobsweges. Noch schöner wäre es allerdings für mich, würden mich diese Menschen von sich aus, also aus eigener Aktivität, direkt mit ihren Fragen ansprechen. Das stelle ich mir sehr interessant und spannend vor. Für beide.

Damit wünsche ich euch da draussen einen friedlichen und geruhsamen Abend, der euch ein schönes und angenehmes Wochenende bringen mag. Ich selbst genieße diesen einen Tag Auszeit und wünsche euch damit Buen Camino. Euer Lothar

Tag 8 mit 10 Km (Gesamt 230 Km)

18. Sept. 2008 (Holdorf - Wallenhorst)

Ein Relief an der Kirchenwand von St. Martin in Bramsche soll ein Stück meines Jakobswweges symbolisieren. Dieses namenlose Relief hat mir so gut gefallen, dass es heute das Foto meines Berichtes sein soll. Das Schiff steht für Neugier und Entdeckung, für Transport und Verbindung, für Nähe durch Brücken und für Freundschaft, also alles Themen, für die ich auf meinem Weg unterwegs bin.

Diese Nähe und Freundschaft zu anderen Menschen erlebe ich mittlerweile fast jeden Tag aufs Neue. Zwar habe ich bislang noch keine anderen Pilger getroffen; doch all die Menschen, mit denen ich in Kontakt trat, sind mir alle auf eine Weise sehr nahe: sie haben auch Hilfsbereitschaft gezeigt und haben sich geöffnet durch eigenes Leid oder Erlebnisse. Kurzum, all diese Menschen waren mir durch ihr eigenes Erleben in einem gemeinsamen Moment des Lebens sehr nahe und sie haben mir ganz selbstlos Hilfe und Unterstützung gewährt. Was will ich eigentlich mehr?

Einzig die Botschaft an die Menschen, doch mehr Verstehen und auch Einsehen in die Notwendigkeit der Organspende zu haben, würde für mich ein solches "Mehr" bedeuten, denn damit können täglich aufs Neue Leben gerettet werden. Die perfekte Medizin dazu haben wir ja in unserem Land, denn unsere Transplantationsmediziner können sich mit Fug und Recht zu den weltbesten zählen. Nicht zu den Besten zählen hingegen unsere Politiker, denen das Thema Organtransplantations aus nicht so recht verifizierbaren Gründen ungelegen bis suspekt erscheint. Allerdings sind nicht wenige von ihnen diejenigen, die am lautesten ihre (vermeintliche) Prominenz oder gesellschaftliche Wichtigkeit im Kontext mit einer unbedingt erforderlichen Transplantation geltend machen. Wünschenswert scheint mir eine stärkere Bescheidung dieser Politiker auf wirklich wichtige Dinge - Dinge, die eben unsere Gesellschaft (und das ist unser Volk) insgesamt betreffen. Dinge, die der Mehrheit unseres Volkes einfach wichtig oder (mittlerweile jedenfalls) lebensnotwendig sind. Es kommt mir, liebe Freunde dort draussen im Land, täglich mehr grotesk vor, dass so viel menschliche und materielle Not und Ungerechtigkeit herrscht, die eben diese Menschen kaum noch selbst beseitigen können. Es wäre wirklich toll, wenn sich zumindest einige Leute aufraffen würden und einfach einen Anfang in Richtung Verbesserung machen würden.

Damit aber zu Themen, die besonders die DSO interessieren, wenn sie meine Berichte lesen. Nach den bisherigen Tagen meiner Wanderschaft stelle ich zunehmend fest, dass die Menschen offener sind als viele wohl bislang geglaubt haben. Jeden Tag führe ich mehrere (manchmal etliche) Gespräche mit Leuten, denen Organspende aus den unterschiedlichsten Gründen so weit von ihrem Denken weg war wie anderen Leuten der Mond. Ich kann nicht erklären, woran diese doch deutliche Gesprächsfrequenz (und auch die intelektuelle Tiefe dieser Gespräche) liegt oder welche Ursachen sie hat. Tatsache aber ist, dass mittlerweile von mir persönlich (weil ich ja in dem Moment auch greifbar bin) rund 20 Personen Informationen und Organspendeausweise haben wollten. Infos konnte ich natürlich geben, für die Ausweise habe ich allerdings geeignete Bezugsquellen benannt. Natürlich kann und werde ich diese Menschen nicht zu etwas überreden, von dem sie nicht überzeugt sind.

So traf ich heute eine junge Frau die im Gespräch erwähnte, dass ihr Glaube und ihre Religion dies (die Organspende) nicht erlaube. Punkt und Ende. Da sind natürlich alle seriösen Möglichkeiten beendet. Und trotzdem habe ich dieser Frau eines gesagt: natürlich kann sie einen Organspendeausweis ausfüllen und mit sich führen. Das ist selbst dann noch gut und sinnvoll, wenn sie nur ein Nein (für Ablehnung der Organspende) ankreuzt. So schützt sie im Falle ihres Versterbens ihre Angehörigen vor einer nahezu unerträglichen Situation, in der ohnehin keine vernünftigen Entscheidungen mehr möglich sind. Dies bitte ich zu bedenken - auch alle die Menschen, die bislang noch keinen Organspendeausweis bei sich tragen.

Doch jetzt noch zum morgigen Freitag. Wieder einmal steht ein TV-Termin auf der Agenda, denn RTL möchte eine Fortsetzung meines Jakobsweges senden. Gedreht wird morgen früh ab meinem Hotel nördlich von Osnabrück. Die Inhalte könnte ihr dann auf RTL Regional sehen. Sendetermin wird voraussichtlich morgen abend sein (trotzdem zur Sicherheit noch einmal im Internet prüfen). Nach wie vor gilt auch, dass jeder gerne ein Stück mitwandern kann. Zur Sicherheit sollte lediglich eine kurze Mail an mich gesandt werden mit Name und dem Ort des Treffpunkts. Alles weitere ergibt sich dann von selbst.

Damit, liebe Freunde dort draussen, wünsche ich euch einen ebenso sonnigen Tag wie ich ihn heute geniessen durfte. Alles Gute für euch, bleibt gesund und Buen Camino wünscht Lothar

Tag 7 mit 38 Km (Gesamt 220 Km)

17. Sept. 2008 (Lemwerder - Vechta)

Dieses Bild ist heute in Vechta entstanden, als ich die Stadt erkundete. Leere Packs auf einer Leine rund um das Haus aufzuhängen hat - für mich jedenfalls - schon etwas perverses. Sicher können viele von euch recht gut verstehen was mich (als Lungentransplantierten) bewegte, als ich dieses Bild fotografierte. Ein solches Bild ist mir noch nie untergekommen und ein wenig hat es mich schon in den Fingern gejuckt, zum Sprayer zu werden. Aber das wäre irgendwie ja auch gleiches mit gleichem zu vergelten - und das wäre ebenfalls schlechter Stil.

Also nehmen wir es wie es ist; jammern können dann die anderen, denn ich habe das "Folgetheater" ja schon hinter mir ... :-) Vielleicht schaffen es ja unsere Politiker doch mal, ein generelles Rauchverbot zu erlassen, um die Menschen in der Öffentlichkeit wirksam zu schützen. Bis jetzt ist ja doch alles mehr oder weniger "Murks" und meist an eigenen (und wenig volksnahen) Interessenlagen orientiert.

Damit aber zu meinem heutigen Tag, der irgendwie recht anstrengend war. Sicher, gelaufen bin ich heute extrem viel (manche Langstreckenwanderer sagen, dass so etwas ein "Hard Core Tag" sei). Mag sein, jedenfalls fühle ich heute meine Füße nur noch rudimentär, verschwitzt bin ich und mein Magen knurrt lauter als der Motor eines Mopeds, das gerade hier vorbeidüst. Eben habe ich noch meinen Stempel im Pilgerpass abgeholt und nun schreibe ich den Tagesbericht, denn ich weiss, dass mittlerweile doch eine ansehnliche Zahl an Leser täglich darauf warten. Danach werde ich mir dann für heute eine Bleibe suchen. Mal sehen, was ich hier finden werde. Und dann kommt das Schönste des ganzen Tages: eine schöne, warme Dusche!! Wenn ich dann noch etwas zu essen bekommen kann, werde ich heute restlos zufrieden sein.

Doch jetzt möchte ich euch auch noch was erzählen zu den Begegnungen, die ich bislang auf meinem Camino erlebt habe. Überrascht war ich, dass dieser Camino sich offensichtlich schon recht weit im Land herumgesprochen hat. Dafür sprechen auch die Aufrufzahlen der Website und dieses Blogs. Dafür möchte ich allen Besuchern recht herzlich danken. Bitte seid so nett und tragt diese Information weiter ins Land, damit immer mehr Leute davon Kenntnis erhalten und diese dann ihrerseits weitertragen können. Nur so kann eine gewisse Nachhaltigkeit erreicht werden. Übrigens: wer sich für einen Organspendeausweis interessiert, der kann ihn sich selbst im Internet herunterladen (bei der DSO, der BZgA, meiner Website www.transplantations-portal.de und an vielen anderen Stellen).

Doch auch weitere Begegnungen auf dem ganzen Weg (Ehepaare mit Camino-Erfahrungen, Einzelreisende, Organtransplantierte und ganz besonders die Personen, die ihr Wissen über Organspende aufbessern möchten) sind mir immer wieder begegnet. Ein kleines Beispiel von heute. Mich hat eine kurze Strecke ein PKW-Fahrer mitgenommen, der seinerseits schon seit 40 Jahren beinamputiert ist und trotzdem voller Begeisterung an meinem Jakobsweg Anteil genommen hat. Am liebsten wäre er - so seine Worte - mitgelaufen. Auch der Pastor der Christophorusgemeinde in Delmenhorst war sehr erstaunt und im weiteren Gespräch immer mehr begeistert. Alle diese Menschen werden meinen Camino (der ja auf diese Art und Weise eigentlich zum Camino aller Menschen werden kann) während der gesamten Dauer verfolgen und darüber freue ich mich ganz besonders.

Wenn es mir (und selbstverständlich euch) gelingt, dieses "Feuer immer weiter am brennen" zu halten, dann können wir alle gemeinsam die schlimme Situation der fehlenden Organe entschärfen und bessern. Das ist ja auch einer der Zwecke meines Jakobsweges.

Liebe Freunde, damit wünsche ich euch allen einen schönen Resttag, viel Freude an den Dingen, die euch beschäftigen und bleibt gesund und munter. Damit noch ein freundliches Buen Camino von Lothar und bis morgen.

Tag 6 mit 58 Km (Gesamt 184 Km)

16. Sept.2008 (Bremen - Lemwerder)

Dieser Tag ist eigentlich still und friedlich zu Ende gegangen. Ein paar Klippen gab es lediglich in Lemwerder bei der Suche nach einer Unterkunft. Entweder hatten die Vermieter keine Zimmer frei oder vermieteten lediglich an Langzeitmieter. Da ich beides nicht bin, bestand leider nicht viel Chance. Ein Vermieter bestand auf seinen total überhöhten Forderungen für ein Zimmer. Dieser Preis war reine Willkür und ist lediglich als Abschreckung für Unterkunftsuchende (also auch für Pilger) zu sehen.

Wie dem auch sei, es war keinerlei Möglichkeit, in Lemwerder nach Ende der Tagesetappe eine Bleibe zu finden und auch die Kirchengemeinden waren nicht auf die Frage der Pilgerunterkunft eingerichtet. Eine Lösung in Lemwerder zu finden war also nicht möglich; blieb nur die Entscheidung für einen anderen Ort.

Dieser andere Ort war relativ schnell gefunden: Delmenhorst. Ein Anruf löste schnell und problemlos meine Unterkunftsfrage, denn dort leben Helga und Ottmar, die ich seit meiner Transplantation sehr gut kenne (auch Helga ist lungentransplantiert und nimmt immer sehr Anteil am Geschehen anderer Transplantierter). Kurz und gut, Ottmar war so freundlich und holte mich in Lemwerder ab und Helga ist buchstäblich völlig aus dem Häuschen gewesen, als wir an ihrer Haustür geklingelt haben. Selten habe ich einen Menschen so überrascht gesehen wie Helga an diesem Nachmittag. Nach dem ersten großen Hallo gab es natürlich auch wechselseitig vieles zu erzählen, Grüße auszurichten und mancherlei mehr. Sicher wird es auch noch einen schönen Abend geben mit mancherlei Anekdote.

Zum heutigen Bild kurz so viel: diese Skulpturen könnt ihr in Bremen-Vegesack finden und zwar an dem großen Platz am Bahnhof. Dahinter geht die Strasse direkt zum Fähranleger in Richtung Lemwerder. Die Richtung der Ferngläser ist dabei schon kennzeichnend, denn ihre Blicke gehen - wie meine Weg - in südlicher Richtung. Damit wünsche ich euch allen einen friedlichen und geruhsamen Abend und Buen Camino von Lothar, der morgen wieder von Lemwerder wandern wird.

Tag 5 mit 28 Km (Gesamt 126 Km)

15. Sept. 2008 (Bremervörde - Bremen)

Einen schönen Abend euch allen wünsche ich heute (nach einem kurzen Sidestep) aus Bremen. Dieses kleinste deutsche Bundesland hat sehr viel Anmut und ist Gästen stets offen und freundlich gegenüber eingestellt. Dies habe ich heute bei meinem Besuch ebenfalls gemerkt, denn das Hotel, in dem ich wohne, hat mich ohne weitere Frage upgraded (wie es so schön neudeutsch heisst) und nun wohne ich diese eine Nacht recht komfortabel in einer Suite. Damit niemand draussen im Land denkt, ich würde es mir jetzt endlos gut gehen lassen zeige ich euch einfach mal per Foto, wo ich arbeite (mein Netbook ist ja auch zu sehen).

Damit aber zum nächsten Tag, denn es sind wieder mal Gespräche mit Medien (Print und TV) auf der Tagesordnung und da es einfach am besten war, dies in Bremen zu konzentrieren, bin ich eben hierher gefahren. Eine erste Annonce gibt es ebenfalls, denn RTL Regional möchte einen zweiten Beitrag drehen und zwar während einer Etappe (voraussichtlich von Lemwerder aus - für diejenigen unter euch die einfach mal mitwandern möchten oder Fernsehen von der Produktionsseite aus erleben möchten).

Nach diesem schon recht anstrengenden Tag möchte ich den heutigen Bericht einfach enden lassen und hoffe, dass ihr Verständnis dafür habt. Morgen gibt es wieder mehr und bestimmt auch manches Neue. Euch allen damit einen schönen und ruhigen Abend und ein freundliches Buen Camino von Lothar

Tag 4 und 42 Km (Gesamt 98 Km)

14. Sept. 2008 (Drochtersen - Bremervörde)

Auch wenn man es nicht glauben soll, aber auch das sind Bilder aus unserer aller täglichem Leben: ein Junge, der irgendwo unterwegs mit seinem "Sammelsurium" sitzt und etwas versucht zu verkaufen. Eigentlich ein trauriges Bild, wäre nicht ein geringfügiger Trost das schöne und sonnige Wetter. Vielleicht - und das mag ja eine Option des Lesers sein - hat er ja nur eine kleine Pause im Licht der wärmenden Sonne gemacht, auch wenn dieser Eindruck nicht bei mir entstanden ist.

Mein weiterer Weg hat mich heute von Drochtersen nach Bremervörde geführt. Dieser Weg war allerdings gekennzeichnet von "Pleiten, Pech und Pannen". Erst musste ich in Drochtersen (nach dem Frühstück) mit einer gebrochenem Oberkiefer-Prothese loslaufen, dann habe ich mich durch unrichtige Wegangaben auch noch verlaufen. Am Ende habe ich allerdings ein kleines Äquivalent erhalten, denn ich fand im Hostal "Ostel" eine sehr gute und preisgünstige Übernachtungsmöglichkeit. Den Verantwortlichen in diesem Haus bin ich auch zu großem Dank verpflichtet, haben sie mir doch geholfen ins Internet zu kommen und meine Berichte zu senden. Danke also nochmals an das Ostel.

Nach einem langen Tag mir rund 38 Km war ich doch froh, endlich den verdienten Feierabend machen zu können, auch wenn das Essen mit dieser demolierten Prothese schon ein Problem war.

Bremervörde ist eigentlich eine kleine, eher provinzielle Stadt mit (meist erst auf den zweiten Blick) doch recht freundlichen und besonders hilfsbereiten Menschen. Auch ihnen möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich Dank sagen. Mit diesen Eindrücken und Erfahrungen aus Bremervörde möchte ich allen Einwohnern dieser Stadt und euch Danke für das große Interesse sagen. Es ist schön (und tut auch gut), für euch zu schreiben und euch alle auf diesem Wege live auf meinem Jakobsweg dabei zu haben. Damit wünsche ich euch allen einen schönen Abend, viele Grüße und noch ein Buen Camino euch allen von Lothar

Tag 3 und 38 Km (Gesamt 56 Km)

13. Sept. 2008 (Glückstadt - Drochtersen)

Die erste richtige Etappe führte dann von Glückstadt über die Elbefähre an das andere Elbufer bei Wischhafen. Damit war die Verbindung zwischen der Via Jutlandica und der Via Baltica hergestellt, die mich im Laufe des weiteren Weges bis nach Santiago de Compostela bringen wird. Wer die norddeutschen Elbmarschen und das Alte Land kennt, der weiss natürlich auch, dass neben der deutschen Obstkammer (hier wird tatsächlich am meisten Obst in Deutschland geerntet) auch ein Kleinod der deutschen Pferdezucht besteht. Hier werden die berühmten Hannoveraner gezüchtet und wer die Gelegenheit einfach mal nutzen möchte, der sollte hier unbedingt vorbeisehen.

Aber dem Wanderer eröffnen sich auch manche schöne und überraschende Punkte wie beispielsweise alte Hafenanlagen, die heute nicht mehr in Betrieb sind oder nur noch von kleinen Motorbooten genutzt werden können (wenn das Wasser auch mitspielt). Über die (ehemalige) Elbinsel Krautsand führte der Weg nach Drochtersen, das eigentlich der Sitz der Samtgemeinde ist, zu der Krautsand gehört. Das ehemalige DRK-Hotel auf Krautsand war ein buchstäbliches Kleinod, hat es doch den meiner Meinung nach schönsten Strand in Deutschland überhaupt. Leider ist dieses Haus dem DRK buchstäblich "aus den Rippen gerissen" worden durch zwei (ortsansässige) Investoren - und nun steht es schon seit rund einem halben Jahr einfach leer. Ohne erkennbare Nutzung und mit verlorenen Pflegeplätzen für Menschen mit schwersten Behinderungen. Dieser Schritt ist ein Trauerspiel an emotionaler Leere dieser Menschen, die - nebenbei gesagt - auch helle Empörung und Unverständnis bei der ortsansässigen Bevölkerung gefunden hat.

Und damit hat dieser Tag ein gutes Ende in Drochtersen gefunden; einem Ort, an dem ich mit seinem Verlassen auch endgültig den Schritt von von der Küste ins Landesinnere machen werde. Euch allen damit noch einen schönen und glücklichen Tag, besonders aber für meine Frau Ewa, die mich an diesem Tag leider in Richtung unseres Hauses verlassen hat. Für sie kommt morgen eine Klassenfahrt nach Hamburg und dafür wünsche ich Ewa alles Gute. Euch allen da draussen Buen Camino von Lothar

Tag 2 und 18 Km

12. Sept. 2008 (Auftakt inGlückstadt)

Liebe Freunde, nun gibt es die ersten Zeilen von meinem Jakobsweg. Auf diesem Bild seht ihr jetzt Wolfgang, meinen Mitstreiter und ebenfalls Lungentransplantiert, mit mir auf dem Marktplatz von Glückstadt. Im Hintergrund ist das Rathaus von Glückstadt zu sehen, in dem wir gemeinsam mit Bürgermeister Blasberg der Stadt Glückstadt die Pressekonferenz gegeben haben.

Der Tag war natürlich in verschiedener Hinsicht für uns recht bewegend. Einmal weil es nun endlich auf die Wanderung ging. Der zweite Punkt ist aber wenigstens ebenso wichtig, denn jetzt haben wir damit begonnen, für die Deutsche Stiftung Organtransplantation zu laufen und unsere Botschaft (eben als Betroffene) unter die Menschen zu bringen. Am Vormittag hatten wir damit den ersten guten Erfolg, denn Dank der Ankündigungen des Bürgermeisters Gerhard Blasberg hatten wir schon eine ganze Reihe von Gesprächen mit Bürgern der Stadt, die sich entweder für unseren Jakobsweg oder aber für die Organspende interessierten. In einigen Fällen erhalten diese Menschen von uns einen Organspendeausweis zugesandt.

Der Nachmittag war dann eher von privaten Gesprächen zwischen Wolfgang, seiner Frau Monika, meiner Frau Ewa und mir geprägt. So ist dann ein rundherum schöner und aus unserer Sicht guter Tag ausgeklungen.

Tag 1 und 0 Km

11. Sept. 2008

Heute heisst es Abschied nehmen. Die eine sehr alte Kirche in Barsinghausen verlasse ich, mein nächstes, weit entferntes Ziel ist die Kathedrale in Santiago de Compostela, in der das Grab des Apostel Jakobus dem Älteren ist. Beide Kirchen sind mit knapp 1.000 Jahren ähnlich alt und sie haben auch beide eine recht bewegte Geschichte. Doch dieser Abschied, auch wenn er natürlich wie jeder Abschied erst einmal Schmerz entstehen lässt, ist ja nur ein vorübergehender Abschied.

Damit möchte ich ein paar Worte über den Sinn und Zweck von meiner Pilgerreise verlieren. Wandern ist ja derzeit enorm in Mode, Pilgern kann da ein wenig folgen, hat jedoch viel Nachholbedarf. Pilgern hat im Kern mit Religiosität und Glauben zu tun, der Grund ist meist eine Wallfahrt. Heutiges Pilgern hat vielleicht eher etwas mit den Eigenschaften zu tun, die den Wandermönchen nachgesagt werden. Im Gegensatz zur Benediktsregel, die das permanente Umherziehen kritisiert (fehlende stabilitas loci), lebte der Wandermönch früher davon, dass er sich die Gastfreundschaft der Benediktsregel zu nutze macht und an seinen Aufenthaltsorten immer kostenlos übernachtete und Verpflegung erhielt.

Dass ist heute nur noch eingeschränkt der Fall, jedenfalls für die heutigen Pilger. Sie erhalten selbstverständlich nahezu überall Gastfreundschaft und Unterkunft. Doch dafür haben sie auch einen Obulus zu entrichten. Ander ist dies mit Mönchen oder Oblaten; sie brauchen für die Übernachtung und Verpflegung in kirchlichen Einrichtungen und Klöstern keinerlei Entgelt zu leisten. Nach diesen wenigen Erläuterungen nun aber zu meinen Motiven für diese Pilgerreise.

An erster Stelle ist damit ein Dank verbunden. Der Dank für ein Organ, das mich weiter leben lässt. Dieser Dank aber ist im Grunde ein "Danke" für eine Schenkung, denn um eine solche handelt es sich im Kern des Wortes bei einer Organspende. Mein Dank geht in drei Richtungen: einmal natürlich an meine Frau Ewa, die als Angehörige viel mehr als ich mitgelitten hat und trotzdem immer Geduld mit mir hatte. An zweiter Stelle kommen mein Organspender und seine Angehörigen. Es würde vielleicht auch ein wenig Trost für seine Angehörigen bedeuten, wüssten sie wie gut es mir heute wieder geht. Last but not least sind die Mediziner des Transplantationsbereiches zu nennen, die mich optimal betreuen und immer ein sorgsames Auge auf mein Befinden haben.

Ebenso wichtig ist mir, die Menschen auf die Fähigkeit eines Patienten mit Lungentransplantation in sportlicher Sicht aufmerksam zu machen. Dafür gilt mein besonderer Dank den Medien, die ein grosses Interesse am Jakobsweg eines Lungentransplantierten entwickelt haben und dies ins Land tragen. Nur so kann mein zweites Anliegen gelingen: Motivation der Menschen zu mehr Bereitschaft, einen Organspendeausweis mit sich zu tragen. Zur Erinnerung vielleicht so viel: rund 80% der Bundesbürger sind nach eigener (demoskopisch ermittelter) Aussage dazu bereit. Leider haben aber nur rund 13% von diesen Personen den Organspendeausweis. Das ist ein seit Jahren bestehendes erschreckendes Defizit, das so einfach zu ändern wäre. Jeder Leser meines Blogs kann sich den Ausweis sofort auf seinem PC ausdrucken. Klicke einfach auf diesen Link, um Deinen Ausweis zu bekommen.

Damit, liebe Freunde, verabschiede ich mich von zu Hause. Ab morgen gibt es mein Blog täglich live - morgen zum Auftakt meiner Reise als Botschafter der Deutschen Stiftung Organtransplantation aus Glückstadt. Und ab Sonnabend bin ich dann auf der rund 3.000 Km langen Strecke nach Santiago de Compostela. Ihr seid alle recht herzlich eingeladen mich zu begleiten. Ich freue mich auf euch. Euch allen da draussen einen schönen und sonnigen Tag und Buen Camino wünscht Lothar



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Noch 2 Tage bis zum Start

10. Sept. 2008

Die europäischen Jakobswege, die ja im Grunde direkt vor der Haustüre anfangen, werden auf dieser Grafik (vergrößern durch Klick) gezeigt. Einen dieser Jakobswege gehe ich ebenfalls und ich bin schon sehr zufrieden, dass ich das wieder kann. Das ist wohl auch im Filmbeitrag, der von RTL heute abend gesendet wurde, sehr deutlich geworden. Meine persönliche Meinung ist, dass RTL diesen Film sehr einfühlsam und sorgfältig gedreht hat. Jedenfalls sind bei mir die ungefähr 8 Stunden Dreharbeiten nicht als Belastung oder ähnliches hängen geblieben. Jedenfalls war die Arbeit mit dem Team (Danke auch an Simone) sehr angenehm und wie ich meine ungewöhnlich zielführend. Dies ist den ersten Wahrnehmungen der Deutschen Stiftung Organtransplantation, für die ich ja als Botschafter laufen werde, ebenso deutlich geworden wie aus den Reaktionen der Medizinischen Hochschule in Hannover und anderer. Die weiteren Reaktionen sind zwar schon (teilweise) erkennbar, aber aus Gründen der Fairness muss einfach noch ein wenig abgewartet werden.

Alles in allem bin ich jedenfalls sehr zufrieden mit diesem Film. Ich glaube, dass die Menschen da draussen meine Intention verstehen werden - und darauf kommt es an. Ein barometrischer Anzeiger dafür wird die Zahl der Menschen sein, die ich auf meinem Jakobsweg treffen werde und die mit mir mitlaufen möchten. Ich hoffe, das es viele sein werden ... :-)

Doch zunächst freue ich mich auf die Auftaktveranstaltung in Glückstadt, den Pilgersegen in der katholischen Kirche und die Verabschiedung durch den Bürgermeister von Glückstadt an der Elbefähre von Glückstadt nach Wischhafen. Das wird ja - gleich zu Anfang - die Brücke zwischen der Via Jutlandica und der Via Baltica (überliefert aus lange vergangenen Jahrhunderten) sein - und diese Tradition wird mich dann auf dem Weg nach Santiago de Compostela begleiten.

Und begleiten könnt ihr mich ebenfalls: live in Wort und Bild über diesen Blog, oder auch persönlich durch mitlaufen. So oder so, ich freue mich auf euch und wünsche euch allen und euren Familien noch einen schönen und friedlichen Abend. Buen Camino euch allen da draussen wünscht Lothar



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Noch 3 Tage bis zum Start

09. Sept. 2008

Blitze sind etwas skurriles und anachronistisches in der Wahrnehmung des Menschen, der sich oft fürchtet und manche Sorgen macht. Obwohl sie sehr kurzzeitge Erscheinungen sind, kann man Blitze heute trotzdem messen und orten. Doch sie sind auch von unendlicher Schönheit und ein kurzer Einblick in die Naturgewalten, die zum Anfang unseres Planeten herrschten. Ein Bild, das kaum ein Maler schöner schaffen könnte.

Was hat nun das Phänomen der Blitze mit meinem Jakobsweg zu tun wird sich mancher vielleicht fragen. Ganz einfach: ähnlich wie der Blitz auf dem Foto ist meine Gefühlswelt. Im Moment jedenfalls. Viele Dinge sind noch zu machen, noch nicht alle Fragen beantwortet, was kommt auf mich zu usw. usw.

Nachdem ich jetzt aber mit allem - auch mit den tausend Kleinigkeiten, die immer zum Schluss noch anstehen - endlich und endgültig fertig bin, kann es jetzt losgehen. Es ist alles gepackt, vorbereitet, ich weiss die ersten Pilgerunterkünfte und kenne so im Groben den Wetterbericht der ersten Tage. Es kann also losgehen. An dieser Stelle aber noch ein paar technische Infos für die Leser meines Blogs, die vielleicht interessant zu wissen sind.

Ab dem Starttag, also dem 13. September 2008, ändert sich der bisherige Countdown. Dann werden die Tage gezählt, die ich auf dem Camino bin. Der Sonnabend ist also der 1. Tag und so weiter. Was sich nicht ändern wird ist die Gruppierung der Monate (rechts unten auf dem Blog). In dieser Hinsicht bleibt der Blog also wie er ist. Ansonsten überlege ich noch, ob ich die Tage durch eine laufende Nummer ersetzen soll, damit einzelne Berichte von euch besser wieder gefunden werden können. Mal sehen.

Ach so, eins könnte noch geschehen (oder wird im Laufe der Zeit und mit weiter fortschreitendem Pilgerweg auch passierten): es wird sicher auch mal den einen oder anderen Tag geben, wo ich nicht Online gehen kann. Dann gibt es an diesem Tag keine Berichte. Diese entfallen natürlich nicht, sondern werden am nächsten, spätestens am übernächsten Tag online gestellt. Also in diesem Fall einfach etwas Geduld. Gut Ding' braucht manchmal etwas Weile ...

Damit wünsche ich euch allen da draussen noch einen schönen Abend und schöne sonnige Abendstunden. Buen Camino wünscht Lothar



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Noch 4 Tage bis zum Start

08. Sept. 2008

Die hier gezeigte Concordia II ist der kleinste Raddampfer der Welt und hat seinen Liegeplatz in Carolinensiel an der Nordseeküste. Dieser kleine Museumshafen wird durch mancherlei Traditionsschiffe, die dort dauerhaft liegen und dort ihren letzten Liegeplatz gefunden haben, geprägt. Viele Besucher zu allen Jahreszeiten sind von diesem ostfriesischen Kleinod begeistert; für viele ebenso schön und reizvoll ist das Städtchen Harlesiel, das durch einen kleinen Kanal direkt mit Carolinensiel verbunden ist. Diese kleinen Städtchen an der Küste sind ein gutes Beispiel für gelungenen Wandel, der Menschen angenehme und gute Lebensbedingungen bietet.

Ob dies den momentanen "Katastrophen-Politikern" aller Couleur gelingt, scheint eher fraglich zu sein. Die Auflösung der auf allen Ebenen und in alle Richtungen bestehenden Differenzen der Parteien scheint eher der Auflösung des gordischen Knotens zu gleichen. Warten wir es ab, denn heute in einem Jahr ist Bundestagswahl und lassen wir uns überraschen, welche (mehr oder weniger) "delikaten Satzungetüme" wir dann im TV serviert bekommen - unverdaulich sind sie ja doch. Meistens jedenfalls.

Damit lieber wieder zum eigentlichen Thema - meinem Jakobsweg. In drei Tagen, am Donnerstag, fahre ich mit Ewa los nach Glückstadt. Am Freitag ist dann in Glückstadt die Auftaktveranstaltung. Der Sonnabend ist dann der Tag des Auseinandergehens. Wolfgang Veit zurück nach Marne und zu seiner Frau, die im Krankenhaus ist (deshalb kommt er erst später nach). Ewa läuft mit mir bis Drochtersen die erste Etappe, dann geht ihr Weg zu eine ihrer Schülergruppen, mit der sie ab Montag auf Klassenfahrt in Hamburg sein wird. Und ich richte den Weg gen Süden - über den Jakobsweg in Richtung Santiago de Compostela.

Doch bis dahin vergeht noch ein wenig Zeit und dazwischen liegen rund 3.000 Km, über die ich euch täglich in diesem Blog berichten (und vielleicht auch ein wenig Appetit machen) werde. Euch allen da draussen einen schönen Tag (die ja in dieser Woche recht nett werden sollen) und Buen Camino wünscht Lothar




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Noch 5 Tage bis zum Start

07. Sept. 2008

Diese sinnige Anmerkung habe ich an einem Haus der Altstadt von Cochem an der Mosel entdeckt und es liegt wohl einiges Wahres an den Worten "in vino veritas" (im Wein liegt Wahrheit wie die Römer sagten; die Südamerikaner sind etwas pragmatischer mit der Feststellung: das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken). Der WDR hat in seinem Glossenblog vor rund einem Jahr eine schöne, tiefsinnige Glosse dazu verfasst, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Bezeichnenderweise kommen ja mit die besten Journalisten und Kommentatoren meist vom Westdeutschen Rundfunk ... :-)

Doch kurz zurück zu dieser Anmerkung. Wie wäre es, wenn wir beide Komplexe (den Wein und auch die Politik) in einen Topf packen und sich beide ungebremst und hemmungslos aneinander laben ließen!? Eine interessante Idee, der sich irgendwie aufdrängt angesichts des Alkoholkonsums von manchen Politikern (um auch hier mal nicht nur von den wodkatrinkenden Jugendlichen zu reden). Die Bevölkerung nimmt die Politik ohnehin nur noch als autokratisch handelnde Gruppe von "Hinterzimmer-Entscheidern" wahr, die sich in erster Linie nur für ihre eigenen Belange interessieren, immer öfter auf praktisch allen denkbaren Ebenen am Volk vorbei entscheiden und dabei zu intrigierenden Personen höchster Qualität werden. Doch auch andere Frauen, die unsere Politik gestalten, haben das "konsequente Vielleicht" fast zur Perfektion entwickelt. Doch niemand soll glauben, die Männer kämen ohne bissige Anmerkung davon. Man möge doch nur an den "grausamst-möglichen geschäftsführenden hessischen Ministerpräsidenten" denken, der wohl einen Briefbogen quer einspannen lässt, um seine Amtsbezeichnung vollständig und ungekürzt zu Papier bringen zu können ...

Nach diesen (zugegeben) bissigen Anmerkungen hoffe ich zweierlei: einmal mögen sich unsere Politiker doch den Spiegel selbst vorhalten, den ich gestern mit meinem Artikel zu Spiegelbildern geschrieben habe.

Aber ich hoffe auch, dass ich noch ein paar Hinweise für die Einrichtung meines WLAN-Netzwerkes auf meinem Netbook von einem der vielen Mitleser erhalten werde (das Problem betrifft ja offensichtlich noch mehr Menschen). Übrigens, ich habe ein Acer One Netbook. Es wäre für mich sehr hilfreich und sichert euch dann auch weitere (manchmal auch bissige) Kommentare zu Dingen aus unserem Land. In diesem Sinn wünsche ich euch allen einen schönen und friedlichen Sonntag. Buen Camino wünscht Lothar


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Noch 6 Tage bis zum Start

06. Sept. 2008

Spiegelbilder gibt es ja nicht nur in der Natur; auch die Welt und besonders die Seele spiegelt sich - im Verhalten, in Erscheinungen oder auch in Worten. Schon früher orakelte ein Mensch mit den Worten "Spieglein, Spieglein ander Wand, wer ist die/der Schönste im ganzen Land" - um die neutrale Form zu wählen.

Zwar war das ein Märchen, aber oftmals trifft diese Formulierung ja auch einen Kern Wahrheit in unserem Leben und einen Spiegel vorgehalten bekommt ja wohl doch niemand so wirklich gerne ... :-)

Auf diesem Foto ist der ramponierte Waldboden (durch einen Harvester) deutlich zu erkennen und die Schäden sind durch starken Regen überdeutlich zu sehen. Andererseits zeigt eben das Spiegelbild auch den Weg zu besseren Zeiten; die Sonne scheint vor weißen Wolken und dieses Bild verspricht Besserung des Wetters. Doch dieses Foto zeigt auch, wie ich meine, dass die wirklichen Besserungen wohl oft im Detail liegen. Und die Bilder, die wir so aus unserer Welt sehen, versprechen wirklich noch keine Besserung. Dafür bekommen wir täglich Versprechungen über "bald eintretende" Besserungen, die (leider) meistens nicht Wirklichkeit werden. Dafür gibt es viele Beispiele aus Mündern der Politiker, aus Sprichwörtern und auch der Bibel. Damit sind wir auch gleich beim "Ehrenwort", das ja schon häufig über Gebühr strapaziert wurde.

Doch lassen wir das Thema, es verführt zu leicht zum Lügen und Täuschen - und das möchte ja eigentlich niemand. Das kann sicherlich jedem passieren - auch einem Pilger, wenn er sich über das mutmassliche Gewicht seines fertig gepackten Rucksacks täuscht. Eine solche Lüge verfolgt ihn dann viele Kilometer, bis er seinen Irrtum einsieht und sich unnötiger Dinge entledigt. Ich habe mich auch etliche Male gefragt, ob ich wirklich einen Rucksack mit einem Gesamtgewicht von rund 13 Kg brauche. Doch alles Abwägen, Nachwiegen und Austauschen führte immer wieder zu dem Ergebnis, dass ich auf die eingepackten Dinge nicht verzichten kann. Das "Mehrgewicht" (im Vergleich zu anderen Pilgern) rühr hauptsächlich den Dingen her, die ich als lungentransplantierter Wanderer zwingend benötige.

Nun gut, mein weiterer Weg (er ist ja noch lang genug) wird schon zeigen, auf was ich noch verzichten kann. Und ihr da draussen könnt es alles (quasi live) miterleben, wenn ihr diesen Blog regelmäßig lest oder abonniert. Und damit wünsche ich euch ein schönes Wochenende und ein halbwegs freundliches Wetter. Buen Camino euch allen wünscht Lothar


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Noch 7 Tage bis zum Start

05. Sept. 2008

Trauerschwäne sind hierzulande eher selten und sind manchmal in Parks beheimatet. Domiziliert sind sind auf der anderen Seite unserer Erde - in Australien und Neuseeland, das ich sehr liebe und dem ich mich nach vielen Besuchen verbunden fühle. Dort gibt es auf dem Lake Rotorua eine sehr große Gruppe von Trauerschwänen, die in dieser Zahl in unseren Breiten undenkbar sind. Einen solchen Schwan zeigt das heutige Foto; er ist auf dem Schlossgraben des Wasserschlosses Hülsede beheimatet. Dieses Schloss ist bis heute privat bewohnt und wird von den Eigentümern für private und geschäftliche Anlässe in Teilen vermietet. Teilweise ist die Anlage auch frei zur allgemeinen Besichtigung. Ein sehr gut restauriertes und sehenswertes Schloss, das in jedem Fall einen Besuch lohnt.

Auch wenn der Schwan ein mutmassliches Symbol für Trauer, Schwermütigkeit oder ähnliches in der Bevölkerung ist - dies stimmt leider nicht. Er ist durch "Interpretationen" der Menschen zu diesem Attribut gekommen. Die Anmut dieser Vögel wird deutlich durch diese Website.

Nach dieser kleinen Hommage an die Natur wieder zurück zum Alltag - und der ist geprägt von den letzten Vorbereitungen. Dort gibt es zunächst mal eine Nachricht für alle Interessierten, den Wolfgangs Frau ist im Krankenhaus; daher kann er leider nicht von Anfang an den Jakobsweg mitlaufen. Zwar werden wir zum Auftakt in Glückstadt schon gemeinsam das Tagesprogramm durchführen; allerdings wird sicher jeder Verständnis dafür haben, das Wolfgang danach wieder zurückkehrt zu seiner Frau. In einem heute mit ihm geführten Telefonat hat er mir allerdings versichert, dass er mit mir später zusammentreffen wird. Gemeinsam werden wir dann unseren Jakobsweg fortsetzen.

Soweit die Geschehnisse des heutigen Tages. Jetzt geht es langsam an die Vorbereitungen für eine Geburtstagsfeier, an der wir heute abend teilnehmen. Deshalb gibt es den Bericht heute ein wenig früher. Euch allen noch einen schönen und vielleicht sonnigen Tag. Buen Camino wünscht Lothar
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Noch 8 Tage bis zum Start

04. Sept. 2008



Hallo zusammen - und bitte nicht erschrecken bei diesem Bild. Dieses Foto zeigt mich rund sechs Monate vor meiner Transplantation. Damit soll für den Betrachter (in der Regel also weniger oder nicht vertraut mit diesen Bildern) einfach ein Vergleich ermöglicht werden zwischen einem präterminalen Zustand und dem Bild, das ich nach meiner Transplantation neu gewonnen habe. Dieses Bild auf der linken Seite zeigt einen Patienten mit einem ausgeprägtem Emphysem und COPD Stadium IV. Eine Begleiterkrankung war das so genannte Cor Pulmonale, das für sich auch einen lethalen Verlauf nehmen kann. In diesem Stadium gibt es keinerlei Rettung mehr für den Patienten - die Ausnahme ist eine Lungentransplantation.

Ein wichtiges Merkmal für diese Krankheitsbilder ist definitiv das Rauchen. Die Folgen sind für (fast alle) Raucher dramatisch - und nicht selten auch tödlich. Besonders deutlich habe ich das in einem Interview von NDR Info formuliert, das ihr auch über diesen Link anhören könnt. Also, liebe Freunde, beschwert euch bitte nicht über die so genannten militanten Nichtraucher - manche haben mehr als gute Gründe dafür. Ein Kommentar von Jo Brauner (vom 28.07.2003), der immerhin Chefsprecher der Tagesschau ist, scheint mir da schon sehr treffend. Und auch mit der Option auf Kompromisse, die ja letztlich auch unser Leben im Alltag ausmachen.

Die (erste) Quintessenz daraus lautet: es gibt unglaublich viele Versionen von Quintessenz, aber leider keine allgemein gültige und wer mag, kann sich sogar in einem "Quintessenz-Shop" seine persönlichen Belange kaufen.

Lange Rede - kurzer Sinn: deshalb einfach anders herum. Ich finde es toll, wie viele Menschen in meinem persönlichen, aber auch im öffentlichen Umfeld in den letzten Tagen an mich heran getreten sind und ihre Meinung gesagt haben. Teilweise auch erstaunt oder überrascht, das will ich nicht verschweigen; die meisten allerdings voll Euphorie, Begeisterung, Unterstützung usw. Bei mir hinterlassen diese Eindrücke schon ein sehr positives Spannungsfeld, das ich - so Gott will - natürlich auch mit einem schönen (und positiven) Ergebnis meines Langstreckenmarsches krönen möchte. Trotzdem gilt unabdingbar, dass immer meine gesundheitlichen und durch die Transplantation geschaffenen Fakten ohne jegliche Abstriche einzuhalten sind. Genau dort ist auch für die Medien die Grenze, denn ich kann und werde nicht mit meinem Organ (und damit natürlich mit meinem Leben) spielen. Das ist und bleibt ein einzigartiger Vorgang, in dem ich auch Verantwortungsträger gegenüber meinem Organspender und seinen Hinterbliebenen bin. Und diese (leider für mich unbekannten) Menschen sollen, wenn sie dies lesen oder erfahren, auch stolz sein können. Damit wünsche ich euch allen einen wunderschönen und friedlichen Abend und sage: Buen Camino euch allen von Lothar
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