
Heute heisst es Abschied nehmen. Die eine sehr
alte Kirche in
Barsinghausen verlasse ich, mein nächstes, weit entferntes Ziel ist die
Kathedrale in
Santiago de Compostela, in der das Grab des
Apostel Jakobus dem Älteren ist. Beide Kirchen sind mit knapp 1.000 Jahren ähnlich alt und sie haben auch beide eine recht bewegte Geschichte. Doch dieser Abschied, auch wenn er natürlich wie jeder Abschied erst einmal Schmerz entstehen lässt, ist ja nur ein vorübergehender Abschied.
Damit möchte ich ein paar Worte über den Sinn und Zweck von meiner Pilgerreise verlieren. Wandern ist ja derzeit enorm in Mode, Pilgern kann da ein wenig folgen, hat jedoch viel Nachholbedarf.
Pilgern hat im Kern mit Religiosität und Glauben zu tun, der Grund ist meist eine Wallfahrt. Heutiges Pilgern hat vielleicht eher etwas mit den Eigenschaften zu tun, die den
Wandermönchen nachgesagt werden. Im Gegensatz zur Benediktsregel, die das permanente Umherziehen kritisiert (fehlende
stabilitas loci), lebte der Wandermönch früher davon, dass er sich die Gastfreundschaft der
Benediktsregel zu nutze macht und an seinen Aufenthaltsorten immer kostenlos übernachtete und Verpflegung erhielt.
Dass ist heute nur noch eingeschränkt der Fall, jedenfalls für die heutigen Pilger. Sie erhalten selbstverständlich nahezu überall Gastfreundschaft und Unterkunft. Doch dafür haben sie auch einen Obulus zu entrichten. Ander ist dies mit Mönchen oder
Oblaten; sie brauchen für die Übernachtung und Verpflegung in kirchlichen Einrichtungen und Klöstern keinerlei Entgelt zu leisten. Nach diesen wenigen Erläuterungen nun aber zu meinen Motiven für diese Pilgerreise.
An erster Stelle ist damit ein
Dank verbunden. Der Dank für ein Organ, das mich weiter leben lässt. Dieser Dank aber ist im Grunde ein "Danke" für eine
Schenkung, denn um eine solche handelt es sich im Kern des Wortes bei einer Organspende. Mein Dank geht in drei Richtungen: einmal natürlich an meine Frau Ewa, die als Angehörige viel mehr als ich mitgelitten hat und trotzdem immer Geduld mit mir hatte. An zweiter Stelle kommen mein Organspender und seine Angehörigen. Es würde vielleicht auch ein wenig Trost für seine Angehörigen bedeuten, wüssten sie wie gut es mir heute wieder geht. Last but not least sind die Mediziner des Transplantationsbereiches zu nennen, die mich optimal betreuen und immer ein sorgsames Auge auf mein Befinden haben.
Ebenso wichtig ist mir, die Menschen auf die Fähigkeit eines Patienten mit Lungentransplantation in sportlicher Sicht aufmerksam zu machen. Dafür gilt mein besonderer Dank den Medien, die ein grosses Interesse am
Jakobsweg eines Lungentransplantierten entwickelt haben und dies ins Land tragen. Nur so kann mein zweites Anliegen gelingen: Motivation der Menschen zu mehr Bereitschaft, einen Organspendeausweis mit sich zu tragen. Zur Erinnerung vielleicht so viel: rund 80% der Bundesbürger sind nach eigener (demoskopisch ermittelter) Aussage dazu bereit. Leider haben aber nur rund 13% von diesen Personen den
Organspendeausweis. Das ist ein seit Jahren bestehendes erschreckendes Defizit, das so einfach zu ändern wäre. Jeder Leser meines Blogs kann sich den Ausweis sofort auf seinem PC ausdrucken.
Klicke einfach auf diesen Link, um Deinen Ausweis zu bekommen.
Damit, liebe Freunde, verabschiede ich mich von zu Hause. Ab morgen gibt es mein Blog täglich live - morgen zum Auftakt meiner Reise als
Botschafter der
Deutschen Stiftung Organtransplantation aus Glückstadt. Und ab Sonnabend bin ich dann auf der rund 3.000 Km langen Strecke nach Santiago de Compostela. Ihr seid alle recht herzlich eingeladen mich zu begleiten. Ich freue mich auf euch. Euch allen da draussen einen schönen und sonnigen Tag und Buen Camino wünscht Lothar
___________________
Noch 2 Tage bis zum Start
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen