
Mein Foto des Tages ist heute etwas ausgefallen; dieses Bild zeigt das
Chateau Chillon in einer eher ungewöhnlichen Perspektive. Dabei ist diese Burg aus verschiedenen Blickwinkeln etwas Besonderes. Diese mittelalterliche Burg ist ungewöhnlich gut erhalten bzw. sehr gut restauriert. Das Chateau ist außerdem weltberühmt und die meisten kennen es auch, denn hier ist „
Der Graf von Monte Christo“ gedreht worden. Im Verlies hat sich ebenfalls
Lord Byron, der Autor, in einer Mauer verewigt. Es ist die Mauer (besser: der Pfeiler), an dem der Graf seinerzeit angekettet war. Diese Burg so gelungen in der Aufbereitung und Sanierung, das beim Besuch die meisten Menschen sicherlich denken: gleich, hinter der nächsten Säule, wird es zur Begegnung mit den Soldaten oder den Bewohnern kommen. Das
Chateau Chillon ist von den Schweizer Archäologen so beeindruckend restauriert worden, dass ich es jedem Besucher uneingeschränkt empfehlen kann. Eine Burg also, wie es sie kaum ein zweites Mal geben wird. Außerdem ist des Chateau nur zwei Mal in seiner mehrere hundert Jahre währenden Geschichte gestürmt worden; bezeichnenderweise einmal von den Bernern, die unter Leitung eines Kardinals Chillon nach einigen Kanonenschüssen praktisch beschädigungsfrei erobern konnten. Dies ist auch der Anlass zur damaligen Schaffung der
Schweizer Garde im
Vatikan, die ja noch bis heute besteht.
Vielleicht kann dieses Foto in gewisser Weise eine Friedensbotschaft an die Mächtigen der Welt sein, sich mehr für die Beseitigung von Kriegen und
Waffenhandel einzusetzen. Irgendwie ist der Gedanke unerträglich, wenn Jahr für Jahr hunderte von Milliarden US-Dollars für „
Sponsoring von Waffen“ der mächtigen Staaten in so genannte
Stellvertreterkriege in aller Welt (siehe Nord- und Südkorea, Ruanda und Burundi und viele andere Scharmützel auf diesem Planeten) gezahlt werden. Vielleicht sollte ich ja besser „verschenkt“ oder „vergeudet“ sagen, den von diesen Zahlungen hat kein Land etwas – außer Toten, Vertriebenen und Verletzten im eigenen Land. Stattdessen findet ein „
Heuchelei-Event“ erster Ordnung während der UNO-Vollversammlung statt, der zu einem Nebenkriegsschauplatz der weltweiten Politprominenz mutiert. Schnell und ansatzlos, es fehlen nur die hochgekrempelten Ärmel der Staatschefs und eine Massenprügelei. Mit Verlaub, vielleicht wäre dieser Weg ja eine Lösung mit Rundumsorglos-Charakter. Alle Politiker werden in einem großen Stadion interniert und sie dürfen „hemmungs- und gnadenlos“ (so sind ja meist ihre Äußerungen in den Medien) ihren persönlichen Krieg gegen jeden anderen Politiker führen. Ganz persönlich, sehr direkt und mit maximal möglicher Vehemenz. Am Ende bliebe wohl nur ein Haufen Asche übrig, zu dem wir ja ohnehin alle (irgendwann jedenfalls) werden. Allerdings hätten wir mit diesem Weg die Politiker schon mal entsorgt. Für wahr, eine interessante
Perspektive, wie man glauben möchte.
Doch lieber wieder zum Genfer See, seinen freundlichen und endlos großen Weinhängen und den irgendwie recht mondänen Städten wie
Montreux,
Vevey und
Cully. Montreux ist schon die Stadt der großen Namen, der begehrten Schauspieler und Sänger, der glitzernden Events und Festivals. Aber auch eine Stadt des großen Geldes, was der Besucher meist erst beim zweiten Blick erkennt. Die Hotels sind ein wenig schöner und edler als anderswo, die Spielbank ein wenig zu sehr ins Licht der Wahrnehmung gerückt. Die Promenade ist gleich doppelt vorhanden, den einmal am Ufer des Sees und natürlich auch entlang der Shopping-Mile in der Stadt. Trotzdem ist klar zu sagen, dass diese Stadt einen sehr gepflegten und sauberen Eindruck hinterlässt (muss sie ja wohl auch bei ihrem Ruf). Wohltuend ist die große Zahl junger Menschen, die die Straßen bevölkern. Vevey als kleine, aber mächtige Nachbarin von Montreux verdient besondere Beachtung. Nicht wegen ihrer Baudenkmäler oder ähnlichen Dingen. Nein, hier ist der Unternehmenssitz des
Konzerns Nestlé. Die halbe Stadt gehört diesem Unternehmen und die Erscheinungsbilder sprechen nicht gerade von Bescheidenheit. Wenn man sagt, die Schweiz sei der Tresor dieser Welt, dann ist Vevey sicherlich der Schlüssel dazu. Geschäftig eilende Menschen gesellen sich zu noch schneller fahrenden Autos, die zielstrebig von einer Nestlé-Burg zur nächsten fahren, kaum Gelegenheit für Fußgänger, sich diese (eigentlich recht schöne) Stadt einfach in Ruhe anzusehen. Es ist schon ein hektisches Bild, ein rast- und ruheloses Mit- und Durcheinander, das diese Stadt prägt. Eigentlich schade, denn Vevey verdient mehr als den rastlosen Hektiker. Die Stadt macht einen sehr gepflegten, dezenten Eindruck ohne Protzgehabe oder Prunkbauten. Einfach schön, umringt von gepflegten Weinhängen und einigen alten Gebäuden, die sehenswert sind.
Ein völlig anderes Bild hinterlässt
Cully, die Rotweinstadt am Genfer See. Klein und gepflegt, schmale Gassen und freundliche Winzer (die auch mal aus den USA kommen können). Auch der Wein ist außergewöhnlich gut (auch wenn ich eigentlich keinen Rotwein mag). In der Schweiz weiß man eben, was man kann und was man hat. Wer nun von euch versucht ist, einen Rotwein aus der Schweiz zu kaufen, wird in Deutschland meist Pech haben. Einmal trinken die
Eidgenossen ihren Wein am liebsten selbst. Aber auch die produzierte Menge reicht nicht aus, um nennenswerte Angebote (zu Menge und Preis) bei Aldi oder anderen Billigmärkten abzugeben. Also bleibt der Wein im Land. Punktum. Und das ist gut so, denn dort schmeckt er auch am besten. Ich habe einen
Pinot Noir Vaudois vom
Winzer Louis Bovard erstanden, den ich mir morgen oder übermorgen schmecken lasse. Leicht, fruchtig, lebendig – und einfach lecker. Mit diesen Zeilen will ich natürlich auch ein wenig Appetit auf den Genfer See und deren Weine und das Essen machen.
Doch damit zum Plan für den nächsten Tag. Morgen werden wir in Richtung
Montblanc und
Chamonix fahren. Zum Wandern natürlich, auch wenn wir nicht den Montblanc ersteigen werden. Vielleicht ein wenig, mal sehen. Das hängt allerdings auch vom Wetter ab, denn der Wetterbericht für morgen ist nicht unbedingt als freundlich zu bezeichnen. Wenn alles klappt, dann werden wir auf jeden Fall auf den
Montblanc gelangen, allerdings per Seilbahn. Ohne Vorbereitung und spezielles Training will ich das nicht riskieren. Außerdem gehen langsam die Schneefälle los und das wäre ohne passende Ausrüstung gefährlich. Aber es gibt tatsächlich eine sehr schöne Aussichtsmöglichkeit vom
Aiguille du Midi, also knapp unterhalb des Montblanc-Gipfels.
Lasst euch einfach überraschen, was der Tag so bringt und seid gespannt auf meinen Bericht und die Fotos. Ihr werdet es ja quasi live hier erleben und lesen können. Damit wünsche ich euch einen wunderschönen Tag und auch schon ein schönes Wochenende bei (hoffentlich) gutem Wetter. Buen Camino wünscht euch Lothar
Tag 21 mit 19 Km (Gesamt 395 Km
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