10. Okt. 2008 (Stopp in Barsinghausen)

Heute gibt es auch noch das Foto, das ich vergangene Woche meinen Lesern versprochen habe. Nur für euch ist dieses Bild, das bei einem Fotoshooting für die Firma ODLO International entstanden ist. Es ist im Hafen von Yvoir am südlichen Teil des Genfer Sees entstanden. Ich wünsche euch recht viel Freude damit, denn es ist auch schön für mich (und natürlich auch wichtig), eure positiven Antworten zu lesen und zu hören. Damit aber wieder zu ebenfalls wichtigen Themen des Tages.

Gestern abend habe ich ja an einer Veranstaltung zum Thema Organspende und Transplantation teilgenommen. Entstanden ist das durch eine kurze Zeitungsnotiz, die ich rein zufällig während meines Stopps in Barsinghausen gelesen habe. Durchgeführt von einem Klinikseelsorger, der sich schon seit langer Zeit mit dem Thema beschäftigt und dies den Menschen näher bringen möchte. Die erste Überraschung des Abends war die Anwesenheit von cirka 70 bis 80 Zuhörern. Die Zweite war das ausgeprägte Interesse der Gäste und auch die Intensität der vielen Fragen. Eine dritte Überraschung gab es zum Ende des fast dreistündigen Abends: Alle Flyer unseres Vereins samt Organspendeausweisen waren vollständig vergriffen. Ein wirklich gelungener Abend, der - so die Meinung vieler Gäste - viel zu kurz war. Eine Wiederholung - vielleicht sogar ganztägig - wäre nach Auskunft einiger Gäste mehr als angebracht. So konnten die Teilnehmer neben direkt erteilten Antworten noch die Informationsmöglichkeiten einiger Websites (beispielsweise der DSO, Novartistransplantation und andere) mitnehmen.

Dass Fazit des Abends ist eindeutig: jede anwesende Person hat Informations- und Wissensdefizite. Rund zwei Drittel der Gäste hat Angehörige, Freunde oder Kollegen, die Wissen oder Informationen über Organspende benötigen. Und nahezu alle dieser Personen haben keinen Organspendeausweis und haben praktisch kein nennenswertes Wissen über Explantationen und Hirntod. Besonders bewegend war allerdings für unsere Gäste (wie auch für mich selbst), die unmittelbare Anteilnahme rund um meine Transplantation. Fragen nach der persönlichen Befindlichkeit vor diesem Eingriff, die Schilderung von Veränderungen nach der Transplantation und besonders mein Brief an die hinterbliebenen Angehörigen mit den Schilderungen aus meinem neuen Leben hat die Gäste offensichtlich emotional tief bewegt. Es darf nicht vergessen werden, dass eben ein Teil eines verstorbenen Menschen in mir fortlebt und mir damit mein eigenes, mein zweites Leben sichert.

Das, liebe Freunde, ist einer der Gründe für meinen Jakobsweg: Es ist mein Wunsch, andere Menschen daran teilhaben zu lassen, sie sehen und fühlen zu lassen wie es mir heute geht und ihnen damit Mut zu machen. Mut zu einem Schritt, der für viele Leute nicht leicht zu gehen ist, der aber vielen Kranken ein Weiterleben ermöglicht - den Mut also, einen Organspendeausweis bei sich zu tragen. In den knapp 30 Tagen meines bisherigen Camino de Santiago habe ich so viele Menschen getroffen und mit ihnen reden können. Immer habe ich jedoch dieses unfassbare Staunen, die Überraschung, aber auch die Neugier und die Lust auf Wissen wahrgenommen, die für mich faszinierend und erstaunlich zugleich ist.

Diese vier Punkte liegen bei sehr vielen Menschen offen auf der Hand und brauchen nur durch Erklärungen, Informationen und Beispiele ergänzt zu werden. Idealerweise durch Betroffene und Angehörige. Auf meinem Weg werde ich ab kommender Woche, also mit Eintreffen in den größeren Städten, regelmäßig Informationsveranstaltungen und Gesprächsrunden durchführen. Die Städte und die jeweiligen Veranstaltungsorte werde ich einige Tage im voraus hier in diesem Blog veröffentlichen.

Damit wünsche ich euch, liebe Freunde draussen im Land, noch einen schönen und sonnigen Tag. Lasst es euch am bevorstehenden Wochenende gut gehen und erholt euch. Buen Camino wünscht euch Lothar

Tag 28 mit 12 Km (Gesamt 407 Km)

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