Dies ist vielleicht eine kleine Prämisse meines heutigen Berichts über einen Tag, der schön und anstrengend zugleich war. Schön, weil wir einmalige Eindrücke in Städten wie beispielsweise Yvoire kennengelernt haben. Anstrengend auch deswegen, weil Serien von Werbefotos mit ihren häufigen Wiederholungen zwar lustig, immer auch kraftraubend sind (jedenfalls mit zunehmender Dauer). Das heutige Foto habe ich für alle Leser dieses Blogs ausgewählt und es wird deshalb auch nicht anderweitig verwendet. Es zeigt mich an der Kaimauer des kleinen Hafens von Yvoire am Genfer See mit einem Schild der CNG (der Schifffahrtsgesellschaft auf dem See), deren letztes Schiff nach Lausanne, dem Sitz des IOC, fuhr. Damit aber zu Yvoire, diesem Kleinod am Genfer See, von dem ich bislang nichts gehört habe.
Dieses Städtchen ist ein Fossil aus einer anderen Zeit, denn hier ist die Zeitrechnung im Mittelalter stehen geblieben. Die äußerst pittoresken Häuser vermitteln das Gefühl, dass gleich die Winzer aus vergangenen Zeiten aus ihren Häusern kommen, in ihren uralten Geräten Wein pressen. Die natürlich modernen Schiffe in dem kleinen Hafen scheinen noch den Atem vergangener Epochen zu atmen und die Blütenpracht (wohlgemerkt: Ende September) war buchstäblich überwältigend. Dennoch, eines störte dieses Bild. Punkt 17:00 Uhr begannen alle Geschäfte, Cafés und Restaurants zu schließen. Innerhalb weniger Minuten war Yvoire zu einer Geisterstadt geworden, Menschenleer und auf eine radikale Art und Weise entvölkert. War das schlichte Erschöpfung von der Arbeit? Oder steht dahinter profanes Empfinden über Reichtum? Vielleicht sogar Ignoranz gegenüber dem Reisenden? Wer weiß, ich kann es euch nicht sagen. Jedenfalls entstand für mich der Eindruck einer Kunstwelt, wie sie ja sonst nur bei Disney in den USA kreiert wurde. Es war für mich wirklich surreal: eine Stadt, die wohl sehr wohlhabend ist und mit fast schon eifersüchtiger Nachdrücklichkeit darauf achtet, dass ihr Erscheinungsbild nicht getrübt wird. Und plötzlich stehen nur noch die mittelalterlichen Fassaden, ohne jedes Leben. Tot wie nur etwas tot sein kann. Damit fühle ich mich zum ersten Mal mental so richtig auf meinem Jakobsweg angekommen. Angekommen mit der Frage nach Warum und Wohin, nach dem eigentlichen Sinn des Lebens, aber gleichzeitig auch in einem tiefen Gefühl nach Ewa, die mich ja zu den momentanen Terminen begleitet.
Die Bilder heute sind Teil einer Session, die ich für Werbezwecke von Firmen benötige. Irgendwie muss mein Jakobsweg ja auch finanziert sein und da ist die momentan stark wachsende Wanderbewegung in Deutschland sicher ein gutes Instrument. Ebenfalls hilfreich ist auch das deutliche Medieninteresse an mir, denn wann wandert schon einmal ein Lungentransplantierter den Jakobsweg. Dies möchte ich gerne nutzen, denn wie heißt es so schön in einem Sprichwort: „Klappern gehört zum Handwerk“. Da ich aber auch auf andere Weise klappere, hier eine Information für euch. Das Ergebnis meines spontanen Besuches auf der Interboot 2008 in Friedrichshafen kann sich – wie ich meine – sehen lassen. Es sind drei Firmen geworden, die ihre Post in den nächsten Monaten mit Organspenderausweisen (samt erläuternder Beilage) versehen werden. Ganz besonders habe ich mich gefreut, dass auch die Messegesellschaft in Friedrichshafen meiner Anfrage zugestimmt hat, wie ich aus einer Mail der Deutschen Stiftung Organtransplantation erfuhr. Damit habe ich einen schönen Anfangserfolg erzielen können. Die Firma selbst werde ich in meinem Zehn-Tages-Bericht an die DSO (www.fuers-leben.de) und www.novartistransplantation.de benennen. Werft doch einfach mal einen Blick auf diese Seiten, sie enthalten auch für medizinische Laien viel Wissenswertes. Aber denkt bitte daran, dieser Bericht wird wohl nicht vor Dienstag in der kommenden Woche erscheinen.
Damit nähern wir uns nicht nur dem nächsten Tag, sondern auch der Fortsetzung meines Jakobsweges. Doch erst mal steht morgen ein kleiner Abstecher nach Zermatt und ein Besuch des Matterhorns auf dem Programm (wenn das Wetter mitspielt). Damit wünsche ich euch einen schönen und angenehmen Tag und ein freundliches Buen Camino von Lothar
Tag 19 mit 26 Km (Gesamt 354 Km)
Dieser Bericht wird wegen der leider problematischen Datenübertragung von Frankreich heute ohne kontextsensitive Links erscheinen. Ich bitte um euer Verständnis.
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