
Vermutlich schon, denn sonst würde wohl nicht die Frage nach der Qualität im Journalismus auftreten können. Und wie es scheint, hat sich der "Trend zum Zweitbuch" gewandelt in eine Umorientierung - hin zum Bilderbuch. Oder zum Hörbuch, das nur noch berieselt. Oder was sonst auch immer. Fakt jedenfalls ist, dass das Leseinteresse deutlich nachlässt. Grund ist sicher auch das - ebenfalls reduzierte - Bildungs- und Wissensniveau. Aber auch die immer mehr nachlassende Qualität im Journalismus spielt eine wichtige Rolle. Wenn Verleger immer offener von Änderungen, Kündigungen und Streichungen sprechen, die "der Leser doch erst zwei Jahre später bemerkt", dann ist das ein nicht mehr zu ignorierendes Indiz. Die Ausrichtung der Verlage auf steigende Erlöse und wachsende Gewinne bei sinkendem journalistischem Potenzial ist zum Einen ein Armutszeugnis für die Verlagsleitungen; gleichermaßen aber auch für die Journalisten, die dies mitmachen und sich den Vorgaben der (so genannten) Leitenden beugen. Wie eine Puppe aus simpler Knetmasse.
Wo sind die Journalisten mit Bereitschaft zur Eigeninitiative, wo die Reporter mit einem Faible für investigative Recherche. Sind sie bereits ausgestorben? Oder sind sie durch die subtilen Instrumentarien der Politik bereits "gleich geschaltet"? Oder haben die vorgefilterten Meldungen aus Newsrooms, Newsdesks und so weiter bereits ihre "erstickende" Arbeit geleistet?
Alle diese Erscheinungen sind a priori immer eines: nämlich der Qualität des Journalismus abträglich. Abträglich in allen Formen: sei es des Managements, der schreibenden Zunft, und auch der des Konsumenten, also des Lesers. Mir scheint, dass bei uns in Deutschland nur auf hohem Niveau gejammert und geklagt wird, bei dem niemand auch nur einen Schritt weit von seinen Pfründen abgehen will. "Gürtel enger schnallen" - gerne, aber bitte zuerst bei den anderen! Fürwahr, ein trauriger Jammer voller Egoismus. Der wird dann allerdings mit aller Qualität und Vehemenz zelebriert.
Damit noch einmal zum Deutschen Journalistentag in Berlin, an dem ich heute teilgenommen habe. Es wird viel diskutiert über zunehmenden Druck, sinkende Qualität, alternative Perspektiven und Chancen neuer Wege wie des Online-Journalismus. Dazu hochwertige Vorträge von kompetenten Persönlichkeiten, die vieles Richtige vorgestellt und gefordert haben. Leider war es eine Veranstaltung, die vor (und für) Gewerkschaftsmitgliedern gehalten wurde, die mit ihren Argumenten und Forderungen "vor der Klagemauer" postulierten - wie ein Teilnehmer es ausdrückte.
Mit diesen (unvermeidlich ironischen) Worten möchte ich meinen Bericht vom Deutschen Journalistentag schließen, denn es gibt praktisch nichts nennenswertes zu berichten. Bis auf die wirklich sehr guten Vorträge. die von Prof. Beatrice Dernbach oder Dr. Lutz Michel gehalten wurden. Damit, liebe Freunde, soviel zu einem Tag in Berlin, der leider nicht ganz diese Reise Wert war. Trotzdem wünsche ich euch einen schönen Tag und einen friedlichen ersten Advent mit einem netten Buen Camino. Euer Lothar
Tag 76 mit 0 Km
Gesamt 826 Km Jakobsweg-Wanderung
Gesamt 7.172 Km mit Verkehrsmitteln in der Tournee zur Organspende
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