Aber damit zu meinem Tag, an dem ich einige Erfahrungen machte. Einmal ist die Natur so sehenswert, dass es einfach Freude macht durch die Wälder zu marschieren. Nun ja, die Berge hatten allerdings einige Steigungen, die (laut Wanderführer) bis zu 20 % reichten und mir schon etwas mehr als sonst abverlangt haben. Trotzdem, es hat Spass gemacht und Freude, als ich diese Steigungen geschafft habe. Auf dem Weg in Richtung Wuppertal sind allerdings einige der Pilgerwegzeichen "abhanden" gekommen. Vielleicht als Souvenir, wer weiß das schon.
Die unschönen Merkmale, die ich gestern in Hagen wahrnahm, haben sich heute - Gott sei Dank - nicht wiederholt. Vom Gefühl her denke ich, dass der Bereich zwischen Dortmund und Hagen wohl doch zu sehr großstädtisch geprägt ist. Mit allem negativen, was so üblich und bekannt ist: eben Dreck, Umweltschäden, enorm viel Verkehr, noch mehr hektische Menschen und so weiter.
Dagegen war in Gevelsberg eine ausgesprochen ruhige und friedliche Welt - und endlich auch mal Menschen, mit denen ich ins Gespräch kommen konnte (wobei diese Menschen eher mich angesprochen haben). Zwei schon etwas ältere Herren sprachen mich an, als ich aus einem Café kam. "Na, wohin des Weges" und "... schon lange unterwegs?" waren die ersten Fragen, des (wohl aus gesundheitlichen Gründen) etwas beleibten Herren. Aus diesem kurzen Geplänkel entwickelte sich ein ungefähr einstündiges Gespräch - auf der Straße vor dem Café. Wenn ihr den Link unter "Geplänkel" anklickt werdet ihr sicher überrascht feststellen, dass es nach allgemeinem Verständnis eher eine gefechtsähnliche Unterhaltung war. Richtig, und auch gleichzeitig falsch. Denn beide Herren versuchten nur ein wenig mehr aus mir herauszukitzeln. Ein wenig später verstand ich auch den Grund. Beide kannten sich schon sehr lange, beide waren praktisch zeitgleich schwer erkrankt und beide hatten die gleiche Vergangenheit.
Beide Männer waren schon viele Jahre vor ihren Erkrankungen aktive Mitglieder in einem Club, der sich dem Marathonlauf verschrieben hat. Dies haben sie auch intensiv gemacht - einmal sogar einen Staffel-Marathonlauf von Gevelsberg nach Vendome, der Partnerstadt Gevelsbergs, die rund 900 Km entfernt in Frankreich liegt. Bewegend für mich war der Abschied, denn beide Herren wünschten mir einen guten und sicheren Weg, was ja nichts anderes als "Buen Camino" bedeutet. Vermutlich haben sich beide noch vieles zu erzählen gehabt.
Damit aber zum fehlenden, dritten Gesprächspartner: ein offensichtlich schon sehr betragter Herr von - wie er später erzählte - 86 Jahren. Beachtlich, in der Tat - noch beachtlicher die Tatsache, dass er vor rund 30 Jahren wegen eines Karzinoms seinen gesamten Magen verlor. Noch bewundernswerter, dass dieser Herr ebenfalls sportlich sehr engagiert ist - bis zum heutigen Tag. Im Laufe dieses Gespräches erzählte er von seinen Wanderungen (die ebenfalls nicht zu den kurzen Wanderwegen gehörten). Immerhin waren dort Wege in seinen Erzählungen, die 300 und mehr Kilometer umfassten.
Also, es ist ganz einfach und kurz zu fassen: bewege Deinen Körper und die bleibst gesund und/oder beweglich. Ich glaube, so weit kann das wirklich reduziert werden. Doch diese Gespräche wollte ich euch weder vorenthalten noch reduzieren. Sie haben mir sehr viel Freude bereitet und sie sind in jedem Fall, wie ich meine, erzählenswert.
Nun ja, ein guter Teil dieses Tages ging für diese Berichte drauf. Doch so ganz will ich die Fahrt mit der Schwebebahn in Wuppertal ja nicht lassen. Meine Eindrücke im Telegrammstil sind vielleicht mit folgenden Stichworten am besten widergegeben: schnell, sicher (ist ja seit mehr als 100 Jahren bekannt), touristisch, Überblick, kommunikativ (zwischen den Fahrgästen) und einfach wunderschön.
Bevor ihr jetzt den gesamten Rest-Abend zum Lesen aufwenden müsst, komme ich lieber zum letzten Punkt, den ich erzählen möchte. Aber nur kurz. Versprochen. Nach der Ankunft in Wuppertal am späten Nachmittag klingelte mein Handy. Am Telefon der WDR in Köln. Auch dieser Sender möchte etwas über meinen Jakobsweg und mich bringen. Noch nicht ganz klar sei, so der Redakteur, ob es ein Bild- oder Tonbeitrag werde. Nun ja, warten wir einfach mal ab - und ich fahre morgen nach Wuppertal zurück und setze meinen Jakobsweg fort.
Damit, liebe Freunde, ist jetzt unwiederruflich das Ende der heutigen Erlebnisse erreicht. Euch allen da draussen im Land weiterhin viel Vergnügen, gute Unterhaltung und immer ein gutes, friedliches Klima. Buen Camino wünscht euch Lothar
Tag 32 mit 29 Km (Gesamt 516 Km)
2 Kommentare:
Lieber Lothar,
deine Zusammenfassung zur Bewegung kann ich nur ausdrücklich unterstreichen. Ich bin der Meinung, dass man sich quasi von machen Krankheiten wieder "gesund" wandern kann (fitwandern). Mir ist das zumindest soweit gelungen, dass meine Lebensqualität gut ist und ich weiterhin arbeiten kann. Deshalb verfolge ich Deine Geschichte gerne.
Beste Fitwanderfrüsse mawo
Auch ich habe diese Erfahrung gemacht. Vor einiger Zeit hatte ich Diabetes im nicht mehr messbaren Bereich - heute ist er einfach weg.
Viele Grüße von Lothar
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