
Der Morast (oder auch Schlamm) lässt lässt die Frage nach seiner Herkunft entstehen. Dies hat, wie jeder weiss, mit den Schneefällen und dem Regen der letzten Tage zu tun. Die schlechte Begehbarbeit des Weges ist also in erster Linie eine Reaktion auf Geschehnisse in der Umwelt. Das restliche Wasser in der Furche rührt von der Schneeschmelze her, aber auch aus Quellen im oberen Deister. In dieser Furche steht also Wasser, das natürlich auch vom Wild des Deisters getrunken wird. Wasser, das sich hier gesammelt hat und trotz der Waldschäden zunächst nicht verloren ist und noch eine Aufgabe erfüllen kann.
Gleichzeitig sehen wir am oberen Rand des Fotos ein paar grüne Pflänzchen, die symbolhaft für den Fortbestand der Natur stehen mögen. Um dies zu bewirken brauchen wir das Wasser dieser Furche nochmals: nämlich als Spiegel, den wir uns mal selbst vorhalten sollten. Wie leichtfertig gehen wir mit unserer Natur um und fügen ihr Schäden über Schäden bei (eine Aufzählung möchte ich mir an dieser Stelle sparen). Diese Probleme - von der häufigen Abfallentsorgung im Wald über Entsorgung von Chemikalien und anderen Schadstoffen bis hin zur Luftbelastung durch Flugzeuge - gehen uns alle an, denn sie zerstören unsere Lebensgrundlage nachhaltig.
Zum Nachdenken möchte ich euch eine Modellrechnung der Vereinten Nationen in New York geben. Wie lange braucht die Natur, um sich eine Stadt wie Mexico City vollständig zurückzuholen, würde sie in einem Augenblick vollständig von Menschen und Fahrzeugen verlassen werden. Nun, was glaubt ihr? Es würde den Berechnungen folgend rund 500 Jahre (in Worten: fünfhundert) dauern. Dann wäre kein Stein mehr auf dem anderen, kein Stahlträger mehr auf dem vorherigen, alle Fabriken wären verfallen und die Natur hätte sich alles, rückstandsfrei von Menschen, zurückgeholt. Einerseits beängstigend für die Menschen, im Umkehrschluss allerdings beruhigend: für die Natur. Denn dies ist nur ein Beispiel dafür, dass die Natur uns, den Menschen, nicht braucht. Und damit, liebe Freunde, schliesst sich der Kreis vom Wasserspiegel im Deister zu unseren (höchst aktuellen) Problemen, die wir mit höchster Intensität versuchen zu vermeiden, zu kaschieren, negieren oder einfach weglügen. Was also soll dieser kollektive Selbstbetrug? Wohin soll er uns führen? Diese Antwort möchte ich jedem da draussen im Land selbst überlassen, denn jeder muss für sich alleine eine (seine) Antwort finden. Tatsache ist allerdings für jeden unter uns: so kann es nicht weitergehen - und so wird es auch nicht weitergehen.
Damit wünsche ich euch einen schönen und friedlichen zweiten Advent. Ein freundliches Buen Camino sagt euch Lothar
Tag 83 mit 0 Km Wanderung
Gesamt 826 Km Jakobsweg-Wanderung
Gesamt 7.960 Km mit Verkehrsmitteln in der Tournee zur Organspende
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