Wieder in der
Medizinischen Hochschule …
Vergangene
Woche bin ich erst aus der Kardiologie der MHH entlassen worden und jetzt bin
ich seit gestern früh wieder hier – diesmal in der Nephrologie. Damit allen
meinen Lesern einen guten Tag aus Hannover.
Dass
heutige Bild erklärt auf den ersten Blick, aus welchem Grund ich wieder in der
MHH bin: meine Nieren haben durch die massive Zufuhr an Medikamenten über fast
ein Jahrzehnt jetzt endgültig ihre Tätigkeit (bis auf einen kleinen Rest) eingestellt.
Jetzt
muss ich mich (oder werde ich?) auf die Dialyse vorbereiten. Was ist das
eigentlich, die Dialyse? Dass das Wort „Blutwäsche“ bedeutet dürfte ja
gemeinhin bekannt sein, doch was passiert da genau? Und warum überhaupt muss
das Blut gewaschen oder gereinigt werden und wovon denn eigentlich?
Also,
der menschliche Körper scheidet „im Normalzustand“ jede Menge Giftstoffe aus. Diese
verlassen den Körper mit dem Urin. Das geschieht in einem ganz normalen und
unspektakulären Vorgang, der jedem Menschen bestens vertraut, gleichzeitig aber
auch unausweichlich ist. Dabei gibt es auch keine Männer- oder Frauenquoten,
denn jeder Mensch hat sein natürliches Ausscheidungsvolumen, das von
verschiedenen Faktoren wie beispielsweise Flüssigkeitsaufnahme oder
Stoffwechselprozesse abhängig ist.
Trotz
jahrzehntelanger zuverlässiger und klagloser Arbeit können Situationen
entstehen, in denen die Niere ihren Dienst versagt oder sogar einstellt. Die
Niere ist einfach krank geworden. Da die Ursachen für solche Krankheiten so
vielgestaltig sind wie das menschliche Leben spare ich mir eine Darstellung.
Viel wichtiger wird in dieser Situation die Frage, wohin mit den Giften, die
ausgeschieden werden müssen. Dafür brauchen wir die Blutwäsche, denn ohne die
Dialyse verbleiben die Giftstoffe im Körper und führen damit unausweichlich zum
Tod des Patienten.
Stellt
sich also die Frage nach den Arten der Dialyse. Am besten bekannt und in
Deutschland wohl am stärksten verbreitet ist die Hämodialyse.
Signifikant
ist dabei die Reinigung des Blutes außerhalb des menschlichen Körpers. Dazu
bedient man sich eines Dialysegerätes. Eine weitere wichtige, in Deutschland
nicht so sehr verbreitete Blutreinigungsform ist die Peritonealdialyse
(Bauchfelldialyse).
Dieser
Weg der Blutwäsche hat den Vorteil, weniger Nebenwirkungen auf den Patienten zu
haben. Dafür setzt die Bauchfelldialyse ein hohes Maß an Disziplin und Motivationsfähigkeit
voraus. Ein tendenziell labiler Mensch wird mit der Peritonealdialyse daher
eher scheitern.
Das
sind die Perspektiven, die sich für mich jetzt stellen nachdem meine Nieren
praktisch nicht mehr arbeiten (den Körper entgiften). Im Moment, also
vorbehaltlich einer ausführlichen Unterweisung durch meine Ärzte und meinen
Nephrologen, wird meine voraussichtliche Entscheidung auf anfänglicher
Peritonealdialyse für ungefähr fünf Jahre liegen. Dies ist so ungefähr der
Zeitraum, der bei meiner Vorgeschichte für die Zuteilung einer neuen Niere
notwendig sein wird.
Da
ich auch mit einer neuen Niere meinen Medikamenten-Cocktail nehmen muss, werde
ich diese neue Niere ebenfalls malträtieren – bis sie eines Tages ebenfalls
nicht mehr funktionsfähig ist. Damit geht der Zyklus aus Dialyse und
Nierentransplantation weiter – bis eines Tages nur noch die Dialyse bleibt
wegen der zu geringen Organspenden von Nieren. Es gibt heute Menschen, die
bereits seit 42 Jahren an der Dialyse hängen – und immer noch zufrieden,
glücklich und gesund sind.
Damit wünsche ich meinen Lesern einen schönen Abend, den ich heute wieder in der Medizinischen Hochschule Hannover zubringen muss. Morgen stehen für mich sowohl eine Bronchoskopie als auch eine Computer-Tomographie auf dem Programm.
Buen Camino euch allen wünscht Lothar
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