
Dieses
Foto ist zwar mehr oder weniger harmlos; nicht aber der Anlass, aus dem es entstanden ist:
Organentnahme und
Organhandel. Ganz und gar unappetitlich bis kriminell wird es, wenn ich den Informationen des
Europarates folge, der die Schweizer Bundesrätin
Vermot-Mangold mit einem detaillierten Bericht beauftragt hat. Vertreten sind dabei viele Länder, von denen es mancher sicher nicht erwarten würde.
Haiti,
Mosambique,
China,
Indien,
Türkei,
Moldawien,
Südafrika,
Ukraine,
Russland,
Rumänien,
Brasilien,
Georgien und andere. Bei der Organentnahme (eigentlich sollte Organraub das angemessene Wort sein) sind Staaten wie die
Türkei und
Israel in unserer
Hemisphäre herausragend zu nennen. Für diejenigen unter euch, die jetzt überrascht sein sollten - diese Hinweise und Beweise stammen von renomierten
Persönlichkeiten, international
anerkannten und
akzeptierten Medien, politischen Institutionen wie dem
Europarat, der
Europäischen Union, der
WHO und anderen.
Die hinter diesen Staaten stehenden Fakten können von jedem Menschen im Internet leicht und ohne Probleme selbst entdeckt und auch verifiziert werden. Warum nur spricht diese Problematik niemand an? Was hindert die Menschen (und Organisationen) daran? Sind es egoistische oder monetaristische Gründe wie seinerzeit bei Johannes von Thurn und Taxis, der kurz hintereinander zwei Herztransplantationen erhielt, die bis heute umstritten und vom Verlauf unklar sind. Ist es Sorge oder Angst vor dem (vermeintlich) "langen Arm der Organmafia"? Oder ist es die Sorge selbst vielleicht kein Organ (besser: Transplantat) zu erhalten, wenn Kritik an dieser "Allokationspraxis" bekannt wird? Zwar kann ich nachvollziehen, dass Menschen vor solchem Handeln Angst haben; nicht verstehen kann ich, dass diese Angst einher geht mit der Gier nach einem Organ, wenn es einem Menschen schlecht geht und sein Leben in Gefahr ist. Dann muss buchstäblich alles in Bewegung gesetzt und jedes Mittel genutzt werden, um ein neues Organ zu erhalten, also "dem Tod von der Schippe" zu springen. Ein Verhalten, das dem des Fürsten von Thurn und Taxis (und anderen) sehr ähnlich ist - und ebenso viel Fragwürdigkeit beinhaltet.
Natürlich hat der Mensch einen simplen "Konstruktionsfehler", denn er ist (leider) egoistisch und egoman. Deswegen kann er vermutlich auch nicht über seinen Tod (und damit auch nicht über seinen Sterbeprozess) sprechen. Nicht einmal unter Ehe-(partnern). Dieses Verhalten ist nicht nur unverständlich, es ist gleichfalls ein Davonlaufen vor den Realitäten des Lebens. Und ebenso unverständlich ist die Entscheidung des Engländers Craig Ewert, dessen Entscheidung zum begleiteten Suizid durch Dignitas in der Schweiz filmisch begleitet wird. Die Ausstrahlung ist heute um 21:00 Uhr (GMT) im englischen Fernsehen. Wenn dieser Film heute Abend ausgestrahlt wird, dann ist Craig Ewert bereits im Alter von 59 Jahren verstorben. Verstorben durch einen Cocktail, den Craig durch einen rosa Strohhalm eingenommen hat und durch einen Biß auf einen Schalter, der sein Beatmungsgerät nach 45 Minuten abstellte. Natürlich hat der Tod von Craig Ewert auch die Vorwürfe eines so genannten "Todes Voyeurismus" zur Folge, der selbstverständlich viele weitere Fragen und Gedanken bei den Menschen entstehen lässt. Zwangsläufig, wie ich meine. Wer sich diesen Beitrag ansehen möchte, der kann ja über seine TV-Kanäle zu Sky Real Lives schalten und sich diesen Film ansehen. Ich würde das jedenfalls nicht tun - ich bin sogar ausgesprochen dagegen. Wie bei der Organspende-Show von BVN in Holland. Und ich bin auch gegen Dignitas und ihre suizidalen Strategien. Ganzh entschieden sogar.
Die Organentnahme, um nun zu einem weiteren wichtigen Thema zu kommen, berührt viele Menschen intensiv: Patienten, die fragen, wie gehe ich "hinüber" und Angehörige, die wissen möchten, wie bekommen wir unseren Angehörigen wieder. Betroffene fragen nach der Betreuung. Einem Menschen, der sie begleitet. Angehörige sind in erster Linie "an einem leichten Tod" des Patienten interessiert (obwohl sie dies ja nicht beurteilen, geschweige denn fühlen können). So kursieren Bilder aus Erzählungen, die von völlig entstellten Patienten nach der Organentnahme reden. Bilder, die wirklich weit von der medizinisch-biologischen Realität sind, aber dennoch bei den Menschen - in der Bevölkerung - kursieren. Da werden plötzlich Vitalreaktionen einem hirntoten Verstorbenen zugesprochen, die rein physikalisch zwar sein können, nicht aber medizinisch-biologisch. Ganz offensichtlich werden die Gedanken und Gefühle der hinterbliebenen Angehörigen eines Organspenders nicht oder nicht ausreichend beachtet. Und sicher auch - teilweise zumindest - nicht gewürdigt, denn der Sterbeprozess endet, wie wir heute wissen, nicht mit dem Hirntod. Schon früher, zum Teil in lange zurückliegenden Epochen, wussten die Menschen, dass ein Verstorbener aufgebahrt werden musste. Musste deshalb, damit die Seele des Verstorbenen in Ruhe aus dem Körper austreten konnte und damit dieser Verstorbene in Ruhe und im Einklang mit seinem früheren Leben diesen Körper verlassen konnte.
Damit steht in meinem heutigen Blog noch das Thema des freiwilligen (?) Suizides offen. Bei uns in Deutschland hat sich der frühere Senator der Hansestadt Hamburg, Robert Kusch, damit sehr hervorgetan. Der Transporteur des freiwilligen Suizides, der - Dank seines Jura-Studiums - die notwendigen Gesetzeslücken findet (und buchstäblich ausschlachtet). Es mutet schon ein wenig irritierend an, wenn ein Jurist für die nicht mehr lebenswilligen Menschen unserer Gesellschaft Lücken findet, die zum "Erfolg aus Sicht der Betroffenen" führen - zum Suizid also. Nicht nur, dass dahinter ein fehlgeleitetes Jura-Empfinden steht, wie ich meine; nein, vielmehr zeichnet sich Robert Kusch durch völlig fehlendes Einfühlungsvermögen in die Lebensumstände eines Menschen im letzten Stadium seines Seins aus. Dies allerdings gilt nahtlos für unsere Politiker, die sich für diese Themata gleichfalls nicht oder nur sehr eingeschränkt interessieren. Die "Schreie" dieser Kategorie von Menschen klingen in meinen Ohren wie die Ode des Fürsten von Thurn und Taxis, der nach einem neuen Herz gierte um weiterleben zu können. Um jeden Preis. Auch um den Preis seines Lebens - den er ja bekanntlich zahlen musste.
Wer sich also zum Thema Sterbehilfe und begleiteten Suizid ein wenig schlau machen möchte, sollte morgen, am Donnerstag abend um 22:00 Uhr Panorama in der ARD, schauen. Ihnen wünsche ich mit diesem Thema nur eine intensive und möglichst kritische Auseinandersetzung - so wie meine Frau Ewa und ich dies schon vor meiner Transplantation mussten. Und ich wünsche Ihnen genügend Ruhe und Sicherheit, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Vielleicht entsteht ja am Ende sogar die Bereitschaft (aus Ihnen selbst heraus), künftig einen Organspendeausweis zu tragen. Ich wünsche es Ihnen. Und ich wünsche es Ihren Angehörigen. Denn Organspende ist und bleibt ein Akt der Nächstenliebe. Und wenn Sie Fragen haben oder darüber diskutieren möchten: gerne, schreiben Sie mich einfach an. Am besten per Mail unter drlruecker@aol.com. Meine Frau Ewa und ich als Betroffener einer Lungentransplantation stellen sich gerne Ihren Fragen und Sorgen.
Kein bequemer Tagesblog heute. Das weiß ich. Aber diese Themen mussten einfach auch mal angesprochen werden - und ich werde das immer wieder machen. Stellen Sie sich diesen Fragen und Problemen. Weihnachten ist eine gute Zeit - und auch eine gute Gelegenheit dazu. Ich helfe Ihnen gerne. Aus der Sicht des Betroffenen und meine Frau aus dem Empfinden einer Angehörigen. Mit diesen Worten wünschen Ewa und ich Ihnen allen draussen im Land eine gute und friedliche Adventszeit. Und wenn Sie mit uns reden möchten, dann senden Sie uns einfach eine Mail. Viele herzliche Grüße und Buen Camino wünschen Ihnen Ewa und Lothar Rücker
Tag 86 mit 0 Km Wanderung
Gesamt 826 Km Jakobsweg-Wanderung
Gesamt 8.302 Km mit Verkehrsmitteln in der Tournee zur Organspende