Gesamt 826 Km Jakobsweg-Wanderung
Gesamt 6.853 Km mit Verkehrsmitteln in der Tournee zur Organspende
auf dem Jakobsweg und mehr im "kunterbunten (nicht unpolitischen) täglichen Allerlei"
Viele meiner Leser werden es bei diesem Tagesfoto ja schon ahnen: mein Thema ist heute die Sterbehilfe. Ganz sicher kein einfaches Thema, aber bei der Breite der aktuell laufenden Diskussionen in Europa ein wichtig und notwendig. Außerdem tragen solche Diskussionen zur Meinungsbildung bei den Politikern bei, denn deren Entscheidung ist nicht an das so genannte imperative Mandat gebunden, sondern ausschließlich an den persönlichen freien Willen und damit an das Gewissen eines jeden Abgeordneten. Wie passt nun Sterbehilfe zu Transplantationsmedizin oder zur Organspende? Die aktuelle Entwicklung und die Fragestellungen sind weitaus komplexer als von den Menschen angenommen. Auch die teilweise kritischen Beispiele entsprechen in ihrer Darstellung nicht immer den Abläufen eines Eingriffes und sind teilweise nicht belegt. Kritisch (und strittig) sind auch die Phasen und die Dauer des menschlichen Sterbeprozesses. Mir scheint es offensichtlich zu sein, dass die Sterbehilfe als mein Thema zu Fragen der Transplantationsmedizin oder der Organspende unvereinbar ist. Organspende im Kontext zu Sterbehilfe zu verstehen würde für mich zwangsläufig und unweigerlich zur Euthanasie führen. Die Sterbehilfe ist also ein eigenständig zu lösendes Problem, bei der die Lösungsansätze der Staatengemeinschaft ebenso unterschiedlich sind wie die Empfindungen und Meinungen der Menschen, Mediziner und Politiker. Auch die Lösungen der einzelnen Länder sind sehr unterschiedlich. Australien hat im North Territory eine weitgehend liberalisierte Lösung - so liberal, dass ein Minister schon einen "One Way Tourismus" zum Suizid befürchtet. Andere Länder wie die Niederlande oder Belgien haben einen anderen gesetzlichen (sehr liberalen) Weg zum selbst bestimmten Tod beschlossen. Länder wie die Schweiz sind mit Organisationen wie EXIT, Dignitas oder als deutschem Ableger mit Dignitate in diesem Bereich aktiv (mir widerstrebt es zutiefst, hier das Wort "Markt" zu benutzen). Die gleiche Art von Aktivität versucht der ehemalige Hamburger Senator Kusch mit seinem Sterbehilfe-Verein. Jeder kann - bei diesen Positionen zum Thema - leicht erkennen, dass eine internationale Diskussionsnotwendigkeit besteht und bestehen muss, denn der immer breiter geführte Dialog ist begleitet von immer weiter gefassten Forderungen zu jeder Art von Sterbehilfe. Wenn Menschen dann auch die Euthanasie postulieren wie sie unter dem nazistischen Regime mit dem Programm T 4 erfolgte, dann ist der Schritt in eine unselige Vergangenheit fast gemacht. Eine Vergangenheit, die so unselig ist, dass ihre Aufarbeitung international nach wie vor andauert und die Mahnmale noch immer wie ein Menetekel wirken. Doch ich will auch nach dem Warum fragen. Warum immer mehr Menschen einen Wandel erleben von der Angst vor dem Tod hin zur Angst vor dem Sterben. Der Tod ist sicher etwas festes, unumstößliches geworden von dem jeder weiß, dass es keine Diskussionen oder Handel darum gibt. Das Sterben hingegen ist immer mehr zu einem großen Fragezeichen in unserer Gesellschaft geworden. Kaum jemand weiß etwas darüber, auch über das eigene Sterben mag praktisch kein Mensch reden. Ähnlich verhält es sich mit der Angst der Menschen, wenn es um die Organentnahme geht. Die merkwürdigsten Ausreden bekomme ich in Gesprächen zu hören. "Darum kümmere ich mich wenn es soweit ist" sagte mir ein Mann. Sterben und Organentnahme haben offensichtlich ein gemeinsames Verständnisproblem. Oder eine ethische Kernfrage. Vielleicht hilft es, die Kernfragen (nach Buber) zur Euthanasie zu verstehen, wobei die Geschichte der Euthanasie konsequent ausgeklammert werden sollte. Die Fragen von Buber führen im wesentlichen schon zurück auf die Kernbestandteile menschlichen Seins. Diese Fragen sind auch in der politischen Szene Diskussionspunkte, die unsere Politik bei Entwicklungen (und Steuerung) der gesellschaftlichen Zukunft Gedanken machen müssen. Die Bezahlbarkeit ist dabei ein eher kleines Problem. Wichtigste Frage ist dabei der (seit Helmut Kohl viel zitierte) soziogemographische Faktor (auf gut deutsch: Überalterung der Gesellschaft) und die direkt davon abhängigen Probleme wie Erhalt des Finanzsystems, Bezahlbarkeit der Sozialsysteme und die Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung. Ihr könnt aus diesen Zeilen sehr leicht ableiten, dass wir letztlich in einem "geschlossenen System von Problemen" leben. Eines der quasi systemimmanenten Probleme ist dass wir Teil des inneren Problemkreises sind. Diejenigen mit "Lösungspotenzial" sind hingegen in der "Zuschauerrolle" und betrachten diesen Problemkreis gesichert und von außen. Irgendwie schlecht verteilt, nicht wahr? Aber ich denke, dass gerade "der kleine Mann" da draussen im Land diese Beschreibung verstehen wird. Mit diesen Gedanken wünsche ich euch allen da draussen einen schönen und friedlichen Sonntagabend. Lasst es euch gut gehen und bewahrt euch immer ein Märchen in eurer Welt. Damit wünscht euch der wachsame Denker von der Pilgerreise ein nettes und freundliches Buen Camino
Ein kunterbunter Tag war das heute. Das Wetter hat einige Kapriolen geschlagen, obwohl es ja "irgendwie" normal ist für diese Jahreszeit. Nach rund fünf Stunden Interviews an verschiedenen Orten sollte ich müde sein - tatsächlich bin ich aufgedreht. Und die Meldungen des Tages sind ebenfalls etwas verrückt: Mediziner und ihr Exodus, Nigeria und seine Kinderzuchtfarmen, die gewaltsam gezeugte Kinder an wohlhabende Leute "verkaufen". Zählt heute denn nur noch der Mammon? Manchmal denke ich, es muss wohl eine Reinkarnation des "goldenen Kalbes" sein, um die zur Zeit die Welt und ihre vor Greenbacks strotzenden Monetaristen tanzen. Wirklich, liebe Freunde draussen im Land, würde Geld und sein Besitz Schmerzen bereiten, dann würden einige dieser Personen nicht mehr aufhören zu schreien.Dieses Verhalten von Spekulanten und Abzockern, von Unternehmern oder Politik ist weder seriös noch fördert es soziale Einstellungen. Ihr könnt es auch Neugestaltung der Gesellschaftsform nennen, die Bemühungen sind ja unverkennbar. Auch wenn BMI Schäuble (das heisst nicht Body Mass Index sondern Bundesminister des Innern) heute mit seinem BKA-Gesetz zur "optimierten" Kontrolle und Überwachung des Landes und seiner Bürger im Bundesrat scheiterte, so werden wir mit unserem Land gewiss in weitreichende Änderungen unserer Gesellschaft kommen. Noch gibt es ja Organisationen wie Statewatch, die unter anderem die Programme der "Future Group" analysiert, gewichtet und kommentiert. Übrigens, einer der Teilnehmer dieser Future Group ist der Bundesinnenminister aus Gengenbach, den heute wohl niemand mehr so richtig lieb haben möchte ... An der Stelle möchte ich nur an das Stichwort "Auftragserteilung" (durch die Wahl) und "Auftragskontrolle" (durch den Wähler) vor einigen Tagen erinnern. In Anbetracht der weitgehend verfehlten und veränderten Auftragserfüllung muss beim Innenminister schon fast von rückwirkendem Entfall der (Wahl)-Entscheidungsgrundlage des Wählers gesprochen werden. Doch vielleicht ist dieses "Kleben" (am Sessel natürlich) auch eine der Grundvoraussetzungen für die Wahl eines Bundesinnenministers. Schon der letzte mit Namen Schily leidete ja ebenfalls an diesem Syndrom, das interessanterweise immer mit einer ordentlichen Portion Starrsinn und Schwerhörigkeit einhergeht ... Damit soll dieses Thema für heute abend beendet sein. Es würde sonst wohl zu schnell uferlos werden können und bei der Vielzahl meiner Leser wäre das Eskalationspotenzial schon erheblich - und mein Blog damit auch am Ende angelangt. Das wollen wir doch gemeinsam vermeiden. Nun noch ein paar Worte zu meinem Tag, den ich kurz und bündig als spannend, interessant und emotional bezeichnen möchte. Rund fünf Stunden Interviewdauer (mit den Gesprächspartnern) waren schon intensiv. Gleichzeitig muss ich sagen, dass ich selten zuvor so interessante, einfühlsame und ehrliche Fragesteller hatte. Das fördert natürlich das Gesprächsklima und dann kommt auch viel mehr als sonst vielleicht zur Sprache. Mal sehen, welches Ergebnis entsteht. Vom Gefühl her würde ich sagen: ich bin gespannt - und ihr könnt es, wie ich meine, ebenfalls sein. Besonders gefallen hat mir bei beiden die Strategie der Fragestellungen und die Zielsetzung des (noch zu druckenden) Artikels - und auch die klar unterschiedliche Form der Publikation und Erscheinung. Natürlich werde ich heute kein Wort darüber verlieren, mit welchen Zeitungen ich gesprochen habe und auch meine Gesprächspartner werden zunächst noch "im redaktionellen Dunkel" verbleiben. Dass ist auch gut so. Ich habe ein Gefühl entwickelt, dass beide die Problematik Organspende wirklich gut internalisiert haben. Lassen wir uns doch einfach überraschen, wie diese Artikel ausfallen und wann sie erscheinen werden. Ihr werdet natürlich wieder über diesen Blog davon informiert. Euch allen wünsche ich eine ruhige und friedliche Nacht und für morgen einen guten und angenehmen Tag. Gute Nacht euch allen und Buen Camino wünscht Lothar Tag 65 mit 0 Km
Heute war mein Besuch im Klinikum Itzehoe und - um es vorweg zu sagen - es war ein guter und angenehmer Aufenthalt. Ebenso angenehm (und natürlich der Erwähnung wert war mein Aufenthalt im Hotel Adler in Itzehoe, denn das Inhaberehepaar Nörtemann hat die Übernachtung zur Förderung der Organspende kostenlos zur Verfügung gestellt. Diesem wirklich sehr freundlichen und wohlwollenden Empfang in Itzehoe möchte ich daher herzlichen Dank sagen und die Stadt allen Besuchern empfehlen. Auch die Vorbereitungen im Klinikum waren vorzüglich (obwohl ich ein wenig zu früh in der Klinik erschienen bin). Die Mitarbeiter waren von meinem Projekt sehr angetan und mein Gesprächspartner, Dr. Marko Fiege, Chefarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin, ist selbst recht wandererfahren und hätte "um ein Haar" seine Stiefel und seinen Rucksack genommen. Aber Spass beiseite, denn so einfach geht das ja nicht bei einem leitenden Mediziner. Leider viel zu kurz (wegen anderer terminlicher Verpflichungen) konnte der ärztliche Direktor der Klinik an diesem Gespräch teilnehmen. Dafür war allerdings auch der Transplantationsbeauftragte Dr. Kimmenich als Gesprächspartner anwesend. Kernpunkte dieses Gesprächs waren die(immer wiederkehrenden) Themen des Hirntods und seiner Diagnostik sowie der Widerspruch zwischen dem Aussehen des bereits hirntoten Patienten, der nur noch durch die technischen Möglichkeiten der Intensivmedizin "lebt" - denn in Wirklichkeit ist er ja bereits verstorben und kann nicht mehr ins Leben zurückkehren. Dieser Widerspruch ist Angehörigen leider nur sehr schwer vermittelbar. Für die Presse interessant war meine Entwicklung zum Langstreckenwanderer, die ja mit meiner Rhabdomyolyse begann. Aber auch bei diesem Gespräch habe ich die Problematik bemerkt, die emotionalen Hemmschwellen der Menschen zu überwinden. Dies betraf auch die Medienvertreterin gleichermaßen, denn die Entgegnung einer "noch viel zu frühen Thematik" ist sehr bedauerlich. Daraus ist nur der Schluss zu ziehen, dass weiterhin an diesem Thema im Gespräch mit den Medien und den Menschen gearbeitet werden muss. Damit war dieser spannende und interessante Vormittag in Itzehoe vorbei und mein Weg führte mich über Bremen nach Syke, wo morgen die nächsten Gespräche stattfinden werden. Damit wünsche ich euch noch einen richtig schönen Sonnentag (soll ja heute wohl so sein) und einen schönen Feierabend. In diesen werde ich jetzt gleich nämlich von Hamburg nach Bremen fahren. Bis morgen aus Bremen und Syke viele Grüße an euch da draussen und ein freundliches Buen Camino von LotharTag 64 mit 0 KmGesamt 826 Km Jakobsweg-Wanderung Gesamt 4.503 Km mit Verkehrsmitteln zu Vorträgen über Organspende
Der Samstag war schon ein wenig spannend, war doch das Casting für die Show von Jörg Pilawa auf der Agenda. Und lustig war es ebenfalls. Nach dem ersten Block Teilnehmer kam eine Gruppe Kinder, die für eine Kinder-Show gecastet wurden. Natürlich war das sehr lustig und laut. Aber die Kinder hatten viel Spass und Freude. Für uns war es schon recht gut, dass wir ebenfalls über unser Anliegen (Jakobsweg und Organspende) reden konnten. Also besteht bei der ARD auch Interesse jenseits des trivialen Entertainments. Dabei haben wir, wie wir unisono glauben, einen recht guten und auch positiven Eindruck hinterlassen. Da wir sowohl die erste Runde schlicht und einfach positiv beenden konnten, gelangten wir noch in die zweite Runde. Auswahlkriterium ist dabei, wie sich die beiden Partner vor laufender Kamera in einem Interview geben. Auch das ist wohl recht gut gelungen, wie uns gesagt wurden.Nun ja, das ist der momentane Status. Wir müssen jetzt natürlich wie alle anderen einfach abwarten. Abwarten auf die Meinung (und Entscheidung) der bearbeitenden Redaktion in Köln. Dann kommt (früher oder später) vielleicht eine Einladung. Damit sind wir jetzt einfach an dem Punkt, dass wir einen netten und interessanten Nachmittag in Hamburg hatten, aber jetzt einfach auf die Reaktionen warten müssen.So weit - so gut, denn mehr gibt es aus der Hansestadt nicht zu berichten, denn der Rest des Tages war schon sehr verregnet. Deshalb sind wir in unser Hotel geflüchtet und haben es uns dort gut gehen lassen. Mit einem guten Glas Wein haben wir im fünften Stock des Hauses am Fenster gesessen und die Elbe und die im Dunkeln vorbeiziehenden Schiffe beobachtet. Einfach eine schöne und gute Stimmung, mit der wir diesen Tag beschließen konnten. Einfach zum Nachmachen zu empfehlen.Morgen geht dann der "Ernst des Lebens" wieder los. Besuch im Klinikum Itzehoe, Gespräch mit dem Leiter des Bereichs Anästhesiologie und Intensivmedizin, danach noch ein Gespräch mit dem benannten Transplantations-Beauftragten der Klinik. Im Anschluss daran gibt es ein ausführliches Gespräch mit der Presse, denen ich von meinem Jakobsweg und meinen Zielen berichten werde. Besonders möchte ich dabei auf die Verbesserung der Organspendesituation in Deutschland zu sprechen kommen. An dieser Stelle deshalb auch meinen Dank an die Medien für die bisherige Berichterstattung über meinen Jakobsweg mit seinen Zielen. Danke Ihnen allen dafür.Damit wünsche ich euch allen eine ruhige und friedliche Nacht. Morgen gibt es wieder Neuigkeiten aus Hamburg und meiner Fahrt nach Itzehoe. Buen Camino euch allen wünscht LoharTag 62 mit 0 Km
Heute war Kontrolle des neuen Organs. Um es kurz und knapp auf den Punkt zu bringen: alles bestens, alles gut und alles in Ordnung. Die Lungenwerte sind weiter dauerhaft stabil und auch die Laborwerte bewegen sich nur in geringfügigen Toleranzen. Keinerlei negative Verläufe oder Anzeichen für ein BOS zu sehen und auch die Werte der klinischen Chemie sind bestens. Physisch ist mein Gesamtzustand auch nach knapp 800 Km Wanderung bestens - und auch für andere Menschen vorbildlich. Eine Bronchoskopie (wie auf dem Foto zu sehen) ist derzeit nicht notwendig. Also, die bisherige Wanderung war ohne jegliche Blessuren oder Probleme - und auch die weitere Wanderung ab Mitte Januar 2009 kann uneingeschränkt und entsprechend der Planung weitergehen. Das ist die Meldung, die für einige von euch interessant ist, weil sie mich gefragte haben ob sie ab Schengen ein Stück mitwandern könnten. Ja, selbstverständlich - ich freue mich auf euch. Allerdings ist (wie üblich) eine kurze Anmeldung per Mail notwendig, um das "Wann" und "Wo" und auch "Wer" zu klären. Ab morgen bin ich wieder auf "Tournee" und die ersten Stationen sind ein Patienten-Ärzte-Seminar in Hannover, in der Medienstadt Hamburg werden meine Frau und ich am Wochenende an einem Casting teilnehmen, der Montag sieht mich zu Gesprächen und einer Pressekonferenz in Itzehoe, am Dienstag Pressegespräche in Bremen und Syke und am Mittwoch schließlich werde ich in Oldenburg zu Gesprächen mit der Bevölkerung und Medien sein. In den darauf folgenden Tagen nehme ich in Berlin zwei Tage an einer Messe teil (ähnlich wie in Friedrichshafen am 26. und 27. September). Bei allen diesen Terminen führe ich auch regelmäßig Gespräche über ein sehr schwieriges und problematisches Thema: die (gesetzliche) Verpflichtung aller deutschen Kliniken mit Intensivstation zur Installation eines Transplantations-Beauftragten. Leider kam wohl durch die Kurzfristigkeit meiner Reise kein Termin mit der schleswig-holsteinischen Ministerin Gitta Trauernicht zustande. Ein Gespräch mit der Ministerin wird im Januar 2009 nachgeholt werden. Zum Thema: viele Kliniken weigern sich mit Hinweis auf die angespannte Kostensituation, zu wenig Personal oder beengte räumliche Verhältnisse, die Installation eines solchen Transplantations-Beauftragten vorzunehmen. Es ist nicht einmal die genaue Zahl dieser Beauftragten festzustellen - zu massiv ist das "Mäntelchen des Schweigens" in der deutschen Krankenhauslandschaft. Es ist einfach unwürdig und unerträglich, wenn Niedersachsen ebenso wie Schleswig-Holstein oder Baden Württemberg (nur ein paar Beispiele) kaum solche Beauftragte installiert haben, obwohl dazu eine gesetzliche Verpflichtung besteht! In einem MDR-Gespräch vom 02. Okt. 2006 haben einige Persönlichkeiten dazu klar Stellung bezogen Auch hier war es wieder eine mit Nichtwissen gesegnete Ministerin, die (so Prof. Kirste von der DSO) nach neun Jahren erst einmal "auf freiwilliger Basis" reden möchte. Fürwahr, eine wirklich "zukunftsträchtige" Entscheidung einer Ministerin ... Auch wenn es vielleicht ein wenig polemisierend wirken könnte, Nichtbeachtung geltender Gesetze und die teilweise beharrliche Weigerung zur Umsetzung ist bei einem Politiker faktisch gleichzusetzen mit einem rückwirkenden Entfall der Beauftragungslage. Da aber ein rückwirkender Rücktritt leider nicht möglich ist sollten sich diese Politiker daran erinnern, dass die Wähler (und nicht ihre Parteien mit ihren Programmen!) den Auftrag durch ihre Stimme erteilt haben. Hält sich ein Politiker nicht daran, so hat er jede moralische Legitimation auf sein Mandat verloren. Die Konsequenz würde Rücktritt bzw. Niederlegung seines Mandates bedeuten müssen. Dies allerdings ist doch heutzutage keinem Politiker mehr zuzumuten, zu groß ist doch die Unbill der rauhen Wirtschaft draußen im Land. Dies auszuhalten kann man den Politikern und ihren Parteien wohl nicht mehr zumuten, wie es scheint ... Mit diesen nachdenklich-ironischen Worten in meinem 100. Tagesblog wünsche ich euch einen möglichst ruhigen und friedlichen Tag und ein schönes Wochenende. Buen Camino wünscht euch Lothar Tag 60 mit 0 Km
Hallo, liebe Freunde, heute hat der Kar-neval ange-fangen. Dieses Foto zeigt den Zug in Köln vom letzten
Heute möchte ich euch zu zwei Themen etwas erzählen. Meine Vorbereitung zur Organspende-Tour, die am 17. November 2008 beginnen wird. Und ich will euch ebenfalls zur Entnahme von Organen etwas sagen, denn zu diesem Thema gibt es viele Informationen in der Gesellschaft, die nicht zutreffend sind. Grundsätzlich habe ich diese Tour so geplant, dass sie mich von Glückstadt als meinem Auftaktort entlang meiner gewanderten Strecke bis nach Trier führt. Natürlich werde ich diese Strecke nicht nochmals wandern, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Allerdings wird mein Pilgerpass dabei zum Objekt der Besichtigung werden, wie ich aus meinem bisherigen Weg und dem Medieninteresse weiß. Ein wenig hängt es dann von den Terminierungen ab, wie ich diese Tour fortsetze. Geplant ist, dass ich von Trier über Kaiserslautern, Saarbrücken, Karlsruhe, Stuttgart, Tübingen, Konstanz nach Freiburg reisen werde. Zum Abschluss werde ich dann im Strasbourg im EU-Parlament sein. Damit ein paar Worte zum heutigen Bild. Dieses Foto zeigt die Schnittlinien, die bei Organentnahmen bzw. bei Transplantationen vorgenommen werden. Diese Visualisierung "am lebenden Modell" ist schon recht eindrucksvoll, denn jeder kann sich dann vorstellen, wo ein solcher Eingriff vorgenommen wird. Damit möchte ich überleiten zum Thema Organentnahme - einem Vorgang, der bei vielen Menschen Fragen und Unsicherheiten entstehen lässt. Der Link unter "Organentnahme" zeigt eine detaillierte Beschreibung des gesamten chirurgischen und medikamentösen Ablaufes. Bei der Entnahme von Organen ist (weltweit gesehen) der Main Stream die Post Mortem Spende (auch: Leichenspende) und (zunehmend) die Non Heart Beating Donor (NHBD), die allerdings in Deutschland aber verboten ist. Dazu werde ich euch in den nächsten Tagen einige Zeitungsberichte verlinken, die dezidierte (nicht unbedingt schöne) Beispiele dazu geben. Ich würde mich sehr freuen, wenn meine Leser sich gezielt selbst informieren, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Man kann über die NHBD denken, wie man möchte: ich jedoch denke, dass eine verbesserte Struktur in der Organentnahme und Organ-Allokation gleichfalls die heute noch bestehenden Defizite beseitigen würde. Und es würde ein sehr eigenartiger Beigeschmack vermieden werden, den die älteren Bundesbürger vermutlich noch aus eigenen Erlebnissen kennen. Mehr zu diesem Thema also in einigen Tagen. Damit zu einem weiteren Thema, das sich erst heute (ganz spontan) ergeben hat. Ewa und ich werden am Sonnabend zu einem Casting nach Hamburg fahren müssen. Aber neben diesem eher angenehmen Teil ist vorher auch noch das Patienten-Arzt-Seminar der MHH in Hannover, an dem wir ebenfalls teilnehmen. Und am 17. November bin ich zu Fachgesprächen mit einem Transplantationsbeauftragten (TxB) in Itzehoe. Geplant ist auch ein Presse Round Table, um die Problematik der fehlenden Organe und das Dilemma fehlender TxB`s verstärkt in die Öffentlichkeit zu tragen. Denn hier ist eines der Kernprobleme zu geringer Organentnahmen. Organentnahmen selbst könnten in Anbetracht der Vielzahl versterbender Menschen weitaus mehr erfolgen, wenn - ja, wenn es für die Krankenhäuser mehr Personal und mehr Geld gäbe, um die Organentnahmen zu finanzieren. Dieses Problem werde ich aber auch noch vertiefen, um euch mehr Informationen darüber zu geben. Und um ein wenig deutlicher zu machen, warum Krankenhäuser, GKVen und BMG einen permanenten "Verteilungskrieg" über Gelder führen, die von uns - den Versicherten - kommen. Nun aber noch eine weitere Information für euch. Am Montag ist die Veranstaltung in Itzehoe, auf die ich mich sehr freue. Am Dienstag findet dann ein ausführliches Pressegespräch in Syke statt, über das ihr natürlich auch hier informiert werdet. Morgen wird ein ausführlicher Artikel in der Neuen Presse aus Hannover erscheinen, den ich euch ebenfalls hier zeigen werde. Damit wünsche ich euch allen da draussen einen schönen und möglichst regenfreien Tag. Buen Camino wünscht Lothar Tag 58 mit 0 Km
Organspende ist heute Thema mit ein paar wichtigen Fragen. Die Bereitschaft ist nach wie vor schwach und teilweise sogar rückläufig. Prominente Beispiele wie Papst Benedikt XVI, der ebenfalls einen solchen Ausweis bei sich trägt, sind eindeutig für die Organspende. So verständlich die Sorgen und Ängste der Menschen sind, eines muss jeder Wissen: Organspende (also auch die Entnahme) ist heute ein etablierter gesicherter Eingriff auf höchstem wissenschaftlichem Knowhow. Doch was genau ist das Kernproblem der (verständlichen) menschlichen Angst? In erster Linie ist es die Angst vor dem Tod als dem Ende des Sterbeprozesses. Das entspricht vielen Befragungen, ist aber auch das Ergebnis aus vielen Gesprächen mit Transplantations-Kandidaten und ihren Angehörigen. Und es entspricht meiner eigenen Erfahrung. Auch wenn ich keine Angst hatte, eine so genannte Nahtoderfahrung während meiner eigenen Transplantation hatte ich ebenfalls - und sehe den Tod seither völlig anders, gelöst und entspannt. Immerhin ist der Tod das unausweichliche Ende jeglichen Lebens. Außerdem ist der Tod - biologisch gesehen - notwendig, um weiteres (neues) Leben entstehen zu lassen. Aber zurück zu den Ängsten und Sorgen der Menschen. Meine Erfahrung ist, dass Gespräche rund um diesen Themenkomplex immer auf der gleichen Basis beginnen: mit Schweigen. Die Menschen sind häufig unfähig, über dieses (sicher schwierige) Thema zu reden. Gründe dafür gibt es sicher ebenso viele wie Motive zum Schweigen. Nur dem Schweigen geht ja immer eines voraus: das Verstummen. Verstummen ist in der Regel die Verweigerung jeder Art der Kommunikation. Allerdings kann Schweigen auch einen Abbruch der Kommunikation signalisieren und das wäre schon sehr weitgehend. Eine solche Entscheidung wollen sicher die wenigsten Menschen, denn wie heisst es so treffend: der Mensch kann nicht nicht kommunizieren (nach Paul Watzlawick). Da Schweigen danach ein Signal sein muss stellt sich die Frage: was will uns ein "Schweigender" signalisieren? Das kann Verschiedens sein, wie z. B. ein Hilferuf oder eine Aufforderung. Es kommt also in erster Linie darauf an, einen Menschen zum Zuhören zu motivieren. Dazu gehört noch Vertrauen, denn ohne Vertrauen findet kein Zuhören statt. Allenfalls Beschallung. Also ist es wichtig, das Vertrauen des Zuhörenden zu erreichen. Dann - und nur dann - wird er auch für Argumente des Erzählenden, des Berichtenden offen sein. Und wiederum nur dann kann es in der Folge auch zu einem Dialog zwischen Erzählendem und Zuhörendem kommen. Einen Dialog, der Schweigen abbaut und den Zuhörer Argumenten gegenüber offen werden lässt. Vielleicht ist das beim ersten Lesen nicht jedem klar oder verständlich. Doch wenn ihr die hinterlegten Links aufruft und die Texte lest, wird es sicher deutlicher werden. Der Aufwand lohnt sich, glaubt es mir - und verbessert meist auch die allgemeine Kommunikation. Auch die nonverbale Kommunikation. Versucht es einfach mal, es lohnt sich. Nächstes Thema - ein Interview am Sonntagnachmittag mit der Neuen Presse Hannover. Den Abdruck dieses Interviews werde ich im Laufe der Woche hier für jeden Leser einstellen. Das bemerkenswerteste jedoch war, dass der Reporter für sich persönlich am Jakobsweg interessiert war und ihn in einiger Zeit selbst laufen möchte. Er möchte das in der Phase zwischen ausklingendem Berufsleben und vor dem beginnenden Rentnerdasein machen. Das hatte ich auch noch nicht. Eine gute Idee, die ich bisher bei meinen vielen Gesprächen noch von niemandem gehört habe. Es ist aber schön, so etwas zu erfahren. Ein eher schwieriges Thema. Doch es ist auch wichtig mehr darüber zu erfahren und zu lernen, wie Dialoge zustande kommen und geführt werden (sollten). Fallweise werde ich diese komplexen Themen immer mal aufgreifen und zu meinem Sonntagsthema machen, dass dann ein wenig ausführlicher betrachtet wird. Damit wünsche ich euch noch einen schönen Sonntagabend und eine angenehme und schöne Woche. Allen Lesern ein freundliches Buen Camino wünscht Lothar Tag 57 mit 0 Km
Dieses Foto kennt jeder von euch - der Unfall des ICE von Eschede. In meinem Bericht von heute steht es aber für das Chaos, das der Bahn-Konzern allenthalben entfacht. Nicht nur im Allgemeinen - nein, jetzt auch mit der Aussetzung von hilflosen Kindern. In den vergangenen Wochen wurden aus Regionalzügen in Mecklenburg-Vorpommern zwei Kinder im Alter von 12 bzw. 13 Jahren ohne Geld, ohne Handy und ohne Hilfe aus den Zügen verwiesen. Nur weil sie kein gültiges Ticket hatten. Die Rigidität des Vorgehens dieser Bahnbediensteten ist beispiel- und verantwortungslos. Noch merkwürdiger ist, dass nach dem ersten Vorfall eine grundsätzliche Anweisung herausgegeben wurde, keine Kinder und hilflose Personen mehr aus Zügen zu verweisen. Zwar wurde jetzt der zweite Zugbegleiter sofort vom Dienst suspendiert; die Kinder jedoch haben traumatische Erlebnisse gehabt - und die Bahn entschuldigt sich nicht einmal. Wie auch immer, die Bahn hat neben einer praktisch endlosen Zahl von Minus-Punkten ein so schlechtes Image (national wie international), dass dieses Staatsunternehmen guten Gewissens nicht mehr empfohlen werden kann. Weder zur Reise, noch als (künftig börsennotierte) Anlage. Im Grunde muss man der Entwicklung auf den Finanzmärkten in einem Punkt Dank sagen, denn dadurch wurde der Börsengang der Bahn auf längere Zeit verschoben. Da der Katalog der Negativpunkte lang ist (zu lang für diesen Bericht) will ich eine Aufzählung vermeiden. Beispiele sind endlose Verspätungen, nach wie vor defekte ICE-Züge, wachsende Probleme im Güterverkehr und anderes. Die Lage der Bahn ist eher schlecht, denn es wird zu stark auf Äußerlichkeit statt auf Funktionalität geachtet. Und so lange der Vorstand um Mehdorn auf den Shareholder Value statt auf gute Mitarbeiter achtet und sich dafür komfortable Boni für den Börsengang (der ja jetzt entfallen ist) genehmigt, so lange wird die Bahn um diesen "Bahnchef" mit Tiefensee als seinem Minister keine vernünftigen Schritte in Richtung Zukunft machen. Und die Leidtragenden sind wieder mal die Fahrgäste. Liebe Freunde, damit komme ich für heute zum Ende. Manchmal muss man einfach Ablästern, wie es im Neudeutschen so schön und treffend heisst, auch wenn das Ministern, Bahnchefs und "ähnlichen Geistern" nicht so unbedingt gefallen wird. Aber wie jedem Unmut auch immer ein wenig berechtigte Kritik innewohnt, so wird artikulierte Kritik zum ersten Schritt in Richtung Änderung. Vielleicht für die momentanen Machthaber in der Politik doch des Bedenkens wert. Also, liebe Abgeordnete, geht doch einfach diesen ersten Schritt mit und macht euch die Sorgen der Menschen zueigen. Bedenkt einfach, dass diese Menschen eure Auftraggeber sind und zur Kontrolle eurer Arbeit berechtigt sind. Sonst wird der nächste Wahltag zum Zahltag. Allerdings für euch in den deutschen Parlamenten. Mit diesen Worten wünsche ich euch allen da draussen, Bürgern wie Abgeordneten, einen schönen Abend und einen friedlichen Sonntag. Freundliche Grüße mit einem netten Buen Camino von Lothar, dem armen Pilger Tag 56 mit 0 Km